Kapitel 15

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Pov Steff

Als ich am nächsten Morgen aufwachen liege ich in meinem Bett und spüre Yvonnes Arme um meinen Körper.
Mir geht es immer noch nicht wirklich gut, aber Yvonnes Anwesenheit macht die ganze Situation um einiges erträglicher.
Ich versuche mich vorsichtig zu drehen ohne sie zu wecken, was mir sogar gelingt. Ich schaue sie an und muss automatisch lächeln. Ich liebe es einfach neben ihr aufzuwachen.
Zaghaft streiche ich mit meinem Zeigefinger über ihre Wange und schiebe ihr eine Haarstränen hinters Ohr.

Yvonnes Augen öffnen sich langsam und als sie in meine schaut, legt sich ein verschlafenes Lächeln auf ihre Lippen. "Guten Morgen Süße" flüstere ich. "Wie hast du geschlafen?" fragt sie und ich kann den besorgten Unterton deutlich hören. "In deinen Armen definitiv besser, als wäre ich allein gewesen" antworte ich ehrlich und kuschel mich näher an sie.

Viel Zeit zum Kuscheln haben wir leider nicht mehr, weil Yvonne zur Uni muss und ich zur Schule. Die letzten Wochen vor den Prüfungen kann man sich meiner Meinung nach auch einfach schenken, viel lernen tut man da echt nicht mehr, da ist das was ich zuhause mache definitiv produktiver.
Etwas widerwillig begeben wir uns aus dem Bett und machen uns fertig.
Nach einem schnellen Frühstück, macht Yvonne sich auf den Weg zurück nach Dresden und ich warte auf Simmi, die mich mit zur Schule nimmt.

Nach der Schule treffe ich mich mit den Jungs und versuche mich so von den Gedanken an meinen Vater abzulenken.
Wir sitzen im Proberaum und ich merke wieder mal wie gut mir die Musik tut. Ich kann einfach komplett abschalten.
Die Jungs versuchen die eigentliche Situation einfach zu ignorieren und haben mich nur kurz darauf angesprochen. Sie wissen, dass ich etwas sagen werde, wenn ich reden will und ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie mich nicht dazu drängen.

Irgendwann unterbricht mein Handy unsere Probe. Es ist meine Mutter und irgendwie schleicht sich ein ungutes Gefühl in meinen Bauch. Ich kann es nicht erklären. "Mama?" gehe ich ran und höre ein Schluchzen am anderen Ende des Hörers, noch bevor sie etwas gesagt hat. "Pap...Papa ist...er ist-". Sie spricht nicht weiter und ich höre wie sie immer stärker anfängt zu weinen.
Sie muss es nicht mal aussprechen. Ich weiß was los ist und es fühlt sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Ich fühle mich als würde sich plötzlich eine eiskalte Hand um mein Herz schließen. Ohne noch etwas zu sagen, lege ich auf und verlasse den Proberaum. Ich spüre die irritierten Blicke der Jungs auf mir, aber das ist mir egal. Ich kann gerade nicht reden. Ich will einfach allein sein.

Ich weiß nicht wie lang ich allein vor dem Jugendzentrum sitze und versuche meine Gedanken irgendwie zu ordnen, aber irgendwann laufe ich einfach nach Hause. Ich fühle mich wie ferngesteuerte. Als wäre ich gar nicht mehr wirklich Herr über meinen Körper. Zuhause angekommen, ignoriere ich meine Mutter und Janet komplett und gehe in mein Zimmer.
Dort lege ich mich auf mein Bett und starre an die Ecke. Ich will das nicht realisieren. Ich kann es nicht realisieren. Das darf nicht wahr sein. Er kann mich doch nicht einfach so verlassen.

Langsam bahnen sich Tränen den Weg über meine Wange und ich vergrabe meinen Kopf in meinen Kissen.
Die Welt um mich herum fühlt sich plötzlich so weit weg an. Ich höre die Stimme meiner Mutter und meiner Schwester, aber ich antworte nicht. Dann klingelt mein Handy immer und immer wieder. Ich gehe nicht ran. Ob ich nicht kann oder einfach nicht will, weiß ich nicht. Ich möchte einfach mit niemandem reden und niemanden sehen. Nicht meine Familie, nicht die Jungs, nicht Simmi und auch nicht Yvonne.

Yvonne. Heute morgen war noch alles so schön. Ich bin neben ihr aufgewacht und musste trotz allem direkt lächeln. Jetzt lässt nicht mal der Gedanke an sie meine Mundwinkel nach oben zucken und das war in den letzten Monaten immer der Fall.
Allein ein Gedanke an sie und alles war zumindest ein bisschen besser. Ich bin sofort zu ihr, wenn ich nicht mehr weiter wusste und jetzt fühlt sich das irgendwie falsch an.
Würde sie wissen was passiert ist, würde sie sofort hier bei mir sein, mich in den Arm nehmen und einfach festhalten, aber das würde ich überhaupt nicht wollen.

Love at first Song (Catterkloß)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt