Risu trat über die Grenze und ich traute meinen Augen nicht. Er war verschwunden! Einfach verschwunden... Als wäre die Grenze eine Tür und alles hinter dieser ist unsichtbar. Ich lief schnell auf die Grenze zu und streckte meine Hand auf die andere Seite und tatsächlich: Ich sah meinen Arm nur noch bis zum Handgelenk. Der Rest war wie abgehackt, nur ohne Schmerz. Ich trat nun ganz in Motrem ein. Der Anblick raubte mir doch tatsächlich den Atem. Vom Wald, in dem wir uns eben gerade noch befanden hatten, war nichts mehr zu erkennen. Ein riesiges Feld erstreckte sich vor meinen Augen. Aus dem Augenwinkel nahm ich ein Zucken wahr und sah Risu mit genau so weit aufgerissenen Augen, wie es meine waren, stehen. Mitten auf der riesigen Wiese stand ein riesiger Baum und ein ganzes Stück weiter dahinter befand sich eine kleine Baumgruppe. Im Hintergrund dieser Landschaft, konnte man Berge erkennen. Das einzige was die Aussicht ein wenig störte, war das vertrocknet aussehende Gras. Es gab nur ein paar vereinzelte grüne Büschel, die herausstachen. Ich schaute hinter mich und erwartete den Wald aus dem wir gekommen waren. Dort erstreckte sich die flache Fläche aus vertrocknetem Gras und ein paar vereinzelten Bäumen jedoch nur noch weiter. Ich ging ein Stück zurück, in die Richtung aus der wir gekommen waren und streckte wieder meine Hand aus. Genau wie ein paar Sekunden zuvor verschwand meine Hand plötzlich. Das bedeutet wohl, dass wir theoretisch jederzeit zurück konnten.
Plötzlich nahm ich etwas weit vor uns wahr. Ich drehte mich wieder weg von der Grenze ,denn mein Körper sagte mir, dass sich in der Waldgruppe, weit vor uns, etwas befand. Ob es etwas Gefährliches war, oder nicht konnte ich nicht sagen. Überrascht über die Tatsache, dass ich sowas überhaupt über solche Entfernungen wahrnahm, stand ich dort und starrte diese Waldgruppe an. Risu tippte mich von der Seite und meinte: "Hey, alles in Ordnung?" Ich brachte nur ein kurzes 'Ja' heraus. Er schaute mich etwas verwundert an, fragte jedoch nicht weiter nach, wofür ich ihm sehr dankbar war. "Wir sollten weiter." Ich nickte knapp, nahm meinen Speer heraus und wir liefen los, tiefer in das Land des Todes.
Wir waren schon seit Stunden unterwegs. Natürlich kamen wir nur langsam voran, da wir uns überall genauestens umschauten. Ich konnte von Risu höchste Konzentration und einen kleinen Anflug von Furcht spüren. Wie ich das machte wusste ich selbst nicht. Wir waren um die "Waldgruppe" herum gegangen, da sich diese als Wald herausgestellt hatte und wir nicht unnötig in noch größere Gefahr geraten wollten. Also liefen wir weiter auf der großen freien Fläche, mit sicherem Abstand zum dunklem Wald links von uns. "Wir sollten uns langsam einen Rastplatz suchen. Es wird bald dunkel Risu" sagte ich, während mein Blick wieder einmal auf den Wald fiel, da ich von dort, wie seit heute morgen, eine Präsenz wahrnahm. "Ich weiß. Aber auf der freien Fläche werden wir schlecht etwas Schutz spendenes finden." Ich nickte ihm knapp zu und wir guckten beide in Richtung Wald. "Wir haben wohl keine Wahl" ,meinte ich und wollte mich gerade diesem dunklem Biotop nähern, als mich Risu am Handgelenk packte. "Wir können da nicht rein. Wenn die Legenden stimmen, sind wir nach ein paar Minuten in diesem Wald tot. Außerdem stand auf dem Grenzstein was von Fae. Die kommen doch auch in den alten Geschichten vor, die man sich bei uns zuhause erzählt. Vielleicht sind nicht alles aus diesem 'Quatsch' Lügen." "Was haben wir denn für eine Wahl? Auf dem Feld hier, sind wir auch nur leichte Beute und glaubst du wirklich diese Wesen, welche es nun gibt oder nicht, bleiben brav in ihrem Wald? Ich bin ehrlich gesagt ein wenig überrascht, dass wir überhaupt noch leben. Spätestens in der Nacht kommen die aus ihrem Wald und suchen nach Beute. Da wähle ich doch lieber einen etwas sicheren Platz im Gruselwald, als auf einer freien Fläche, auf der wir Beute sind, die einem ja geradezu ins Auge sticht" , erwiderte ich nur, riss mein Handgelenk mit einem kleinen Ruck aus seinem Griff und stapfte in Richtung Wald. "Du bist doch lebensmüde!" ,hörte ich Risu hinter mir schmollen, nahm aber nur einen Moment später mir folgende Schritte wahr, was mich zum Schmunzeln brachte. Einerseits weil ich vielleicht wirklich ein wenig verrückt war, andererseits auch weil wieder gegen ihn gewonnen hatte. Immer wenn wir eine Diskussion hatten, zählten wir unsere Siege um uns ein wenig die Zeit zu vertreiben. Dazu zählten kleine Diskussionen, wie über Themen wie: 'Sollen wir wirklich auf diesem Markt etwas klauen?' oder auch über weit wichtigere Sachen, wie die Entscheidung nach Motrem zu gehen oder nicht. "Siebenundneunzig zu Siebenundzwanzig für mich!" , meinte ich nur grinsend, weil nun so unser Punktestand aussah. Ich hörte ihn nur unzufrieden hinter mir grummeln. "Wenn wir diese Nacht wegen deiner Argumente sterben, krieg ich den Punkt aber zurück, das weißt du!" Ich erwiderte nur erfreutes "Jaja", weil ich wusste worauf er hinaus wollte. Wenn einer die Diskussion gewann bekam er zwar den Punkt, wenn sich die Entscheidung des Siegers später jedoch als 'falsch' herausstellte, bekam er den Punkt zurück. Zufrieden über den Fakt, dass ich selbst in solchen Situationen noch mit ihm spaßen konnte, setzte ich nun einen Zahn zu und lief etwas selbstsicherer in Richtung Wald.
Wir hatten tatsächlich einen etwas sicher wirkenden Platz im Wald gefunden. Unter einem Baum, der so dick war, dass ich dreimal so groß sein müsste, um im Liegen das andere Ende des Baumes mit meinen Füßen zu erreichen. Außerdem wahr er von Innen ein wenig hohl. Das bot dem Schlafendem natürlich auch einen großen Vorteil. Wir ließen unsere Rucksäcke mit einem erleichtertem Ausatmen von unseren Rücken gleiten und machten es uns so bequem wie möglich. Der Himmel wurde immer dunkler und die Umgebung somit noch gruseliger. Die Präsenz, die ich tagsüber aus diesem Wald wargenommen hatte, wirkte nun näher und somit auch bedrohlicher. Ich schaute mich genauestens um, sah aber nichts in dem dichten Dunkelgrün. Ich setzte mich mit meinem Speer und meinem Schnitzmesser neben Risu, da ich diese Nacht nicht vorhatte viel zu schlafen. Dafür war meine Furcht zu groß. So saßen wir da, schnitzend und schweigend, die Ohren mit höchster Konzentration gespitzt. Es wurde langsam tiefschwarz, was mein Laune nicht unbedingt hob. Solch eine dunkle Nacht hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Plötzlich nahm ich eine weitere, viel viel stärkere Präsenz war, die sich schnell zu nähern schien. Ich sprang auf, den Speer mit leicht zitternden Händen gegen die Dunkelheit erhoben. Ich spürte wie etwas immer näher kam. Risu erhob sich nun auch. Anscheinend hatte er es erst jetzt bemerkt. Komisch, dabei bin ich doch hier der Mensch. Ich hatte nun aber keine Zeit mehr darüber nachzudenken, da ich spürte, wie das 'Etwas' sich nun langsamer bewegte, als würde sich es an etwas heranpürschen. Plötzlich nahm ich links von uns etwas war, eine Bewegung wie sich herausstellte. Diese gehörte zu etwas, das ich lieber nicht gesehen hätte. Es war wie eine Raubkatze, nur etwas verformt, mit riefschwarzen und mordlustigen Augen und der Größe eines vollausgewachsenen männlichen Pferdes. Von Risu der neben mir stand nahm ich einen plötzlichen und großen Anflug der Furcht war. Ich war noch zu erstarrt um Angst oder sonstiges zu verspüren, als das Raubkatzen-Vieh anfing, auf uns los zu sprinten. Die Gescheindigkeit die es dabei erreichte, war unglaublich. Das Ding sprang nun auf uns und ich sah meinen Tod schon geschehen, als das Ding plötzlich von etwas aus der Luft geschossen wurde. Es flog zu Seite und bewegte sich nicht mehr. Ich konnte in der Dunkelheit nur etwas Schimmerndes erkennen, dass Eis sehr ähnlich war. Dieses fing nun jedoch an zu schmelzen wenn ich das richtig erkennen konnte. Eis? Wie kommt Eis denn an so einen warmen Ort? Ich meine es ist Frühling und die Temperaturen in diesem Land sind schon nicht ohne, dachte ich, als Jemand oder Etwas hinter uns die Stimme erhob.
---------------Ich hoffe es hat euch gefallen. Wenn ihr euch Änderungen an meinem Schreibstil wünscht oder Verbesserungsvorschläge für die allgemeine Story habt, schreibt gerne etwas in die Kommentare oder schreibt mir privat. Bin für alles offen außer Hate.
Viel Spaß beim weiterlesen
(1362 Wörter)
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Nebula Solis
FantasyNebula Solis ist ein Menschenmädchen (oder doch nicht?) das sich zusammen mit ihrem besten Freund Risu auf eine Reise begibt. Sie wurden aus ihrem Heimatland vertrieben und suchen nach einem neuem Zuhause. Auf welche Wahrheiten sie auf dieser Reise...