Kapitel 4

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Mit einem langen Seufzer ließ ich mich auf mein Bett fallen. Hätte ich die Chance die Zeit zurückzudrehen, wäre ich mit Nicklas am Liebsten noch ein weiteres Mal gelaufen. Seine wunderschönen Augen ließen mich einfach nicht mehr los. Eine halbe Ewigkeit hätte ich sie einfach nur betrachten können, ohne dass mir langweilig geworden wäre. Als würden sie mich magisch anziehen.

Fast den ganzen Weg hatten wir geredet. Naja. Eigentlich er die meiste Zeit, wofür ich ihm allerdings ziemlich dankbar war, da ich grundsächlich eine Nite im Führen von Gesprächen war und eine deutlich bessere Zuhörerin abgab. Zwar ging es meistens um Dinge, von denen ich nichts verstand, doch die Euphorie und die Art und Weise wie er es erzählte, ließen mich noch im Bett schmunzelnd zur Seite drehen.

Und dann erst sein Lächeln...

Ein leiser Seufzer glitt über meine Lippen, woraufhin ich mir ein Grinsen verkneifen musste. So musste sich wohl Liebe auf den ersten Blick anfühlen.

Jemand klopfte an meine Zimmertür. Sofort setzte ich mich kerzengerade auf.

,, Ja?''.

,, Melody Schatz?'',

drang die Stimme meiner Mutter gedämpft durch meine Zimmertür.

Verdammt!

Ich erstarrte.

Natürlich hatte ich vollkommen vergessen, dass meine Mutter montags immer Homeoffice hatte.

Ich biss mir auf die Lippe.

Was sollte ich ihr sagen? Dass ich mich geprügelt hatte? Auf keinen Fall. Eine zweite Schlacht wollte ich heute nicht austragen. Verdammt sie hasste es doch, wenn ich Schule schwänzte! Mir musste wirklich langsam etwas einfallen. Jede Sekunde machte meine Antwort unglaubwürdiger.

,, Hi, Mama! Also...mir geht's irgendwie nicht so gut. Bauchkrämpfe und so... denke ich hab was falsches gegessen!''.

Ich wusste selbst, dass ich nicht lügen konnte. Das war kein Geheimnis. Schließlich waren meine Schauspielkünste nicht gerade Oscar- reif. Also war es fast ein Wunder als ich meine Mutter sagen hörte:

,, Hmm... na dann ruh dich lieber aus, Liebling, ja?''.

Ich gab eine halbherzige ,,hmm''von mir und als sich die Schritte von meiner Tür entfernten atmete ich erleichtert auf.

Es war komisch, dass sie mir eine solche Lüge ohne Nachfragen abkaufte.

Dafür kannte sie mich zu gut. Aber was war an diesem Tag schon normal?

Erst jetzt bemerkte ich das laute Grummeln meines Bauchs. Ich stand von meinem Bett auf.

Es war zwar erst 11 Uhr, aber ich hatte keine Lust noch eine Stunde zu warten. Seufzend sah ich durch mein Zimmer.

Mein Blick fiel auf mein Bücherregal. Es war vollgestopft mit Krimis, Fantasyromanen und Bänden über alte Kampftechniken, die ich allesamt der Größe nach einsortiert hatte. Ich wusste selbst nicht wirklich wieso, aber Bogenschießen und Schwertkämpfe hatten mich schon immer fasziniert. Manchmal zog mich meine Mutter damit auf und witzelte, ich wäre im Grundschulalter stecken geblieben. Ich musste lächeln. Direkt daneben befand sich meine Gitarre. Sie war so ziemlich das wichtigste in diesem Raum, nach meiner Ansicht. Wenn ich etwas konnte, dann war es mir Songs auszudenken und sie mit der Gitarre zu begleiten.

Als ich 5 war bekam ich sie zu meinem Geburtstag. Damals war sie mir viel zu groß und ich musste ziemlich bescheuert damit ausgesehen haben. Aber irgendwann bekam ich meine ersten Gitarrenstunden und meine Liebe zur Musik entstand.

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