Dass nächste Mal, dass Severus Lily traf war schneller als erwartet und für den schwarzhaarigen Jungen, der sich so sehr danach gesehnt hatte, doch überraschend.
Es war Markttag in dem kleinen Stättchen, in dem beide lebten, und die Menschen strömten zusammen, um Brot und Wurst, Obst und Blumen feilzubieten oder zu besorgen. Es war ein Rummel und Gedränge, alles schnatterte und schwatzte, die Martktschreier versuchten den Lärm zu übertönen und ihre Ware anzupreisen und die Hausfrauen feilschten um die günstigsten Preise.
Und inmitten dieses Lärms hatte Severus sie entdeckt. Eine einzige weiße Lilie, voll und einladend, in mitten eines kleinen Sonnenflecks, der durch die dreckigen Markiesen strahlte. Sie war so unbeschreiblich schön, dass es dem Jungen die Sprache verschlug.
Sehnsüchtig stand er davor. Er traute sich gar nicht erst nach dem Preis zu fragen, ganz bestimmt war sie viel zu teuer. Seine Famillie hatte nicht viel, und alles was sie hatte wurde für Essen ausgegeben und ganz selten mal für eine neue Jacke. So einen Luxus wie Blumen kannten sie gar nicht.
Manchmal erzählte seine Mutter von einer vergangenen Zeit, bei ihrer alten Familie, einer reichen und beinahe adligen Zaubererfamilie, die sich alles zaubern und leisten konnte, was sie wollte und wo sogar die Rohre aus Gold gelegt waren. Severus war froh, wenn ihre durchgerosteten Rohre überhaupt hielten, Gold hatte er in seinem Leben noch nicht gesehen und Blumen wurden nur von fern bewundert.
Und eigentlich hielt sich Severus daran... Eigentlich. Aber heute fand er diese Blume einfach zu schön. Sie erinnerte ihn an das Mädchen vom Spielplatz. Lily. Das war ja fast wie Lilie, oder? Er würde später seine Mutter dazu fragen. Sie kannte sich mit Pflanzen aus wie keine Andere und sie konnte ihm bestimmt sagen, ob das dasselbe war oder eine ähnliche Bedeutung hatte.
Jede Blume hatte eine Bedeutung, jede ihre ganz eigene. Auch das hinterletzte Pflänzchen konnte eine Todesdrohung oder flammende Liebe bedeuten, wenn man sie richtig verband und die Sprache der Blumen beherrschte.
Severus sah verlegen nach rechts und links, dann griff er in die Tasche seines viel zu großen Mantels und kramte darin herum. Vielleicht hatte er noch diese Münze, die er letztens aufgelesen hatte...
Seine kleinen Finger tasteten und tasteten und tatsächlich umfassten sie bald kühles Metall. Er zog sie hervor und betrachtete sie. Das war bestimmt ein halbes Brot. Aber das war ihm jetzt egal. Er wollte diese Blume.
Vorsichtig ging er zu dem Stand herüber. Normalerweise waren die Marktfrauen nicht nett und zu jedem, der nicht wohlhabend aussah schon gar nicht. Sie hatten immer Angst, er könne ihre Waren klauen. Nun gut, vielleicht hatte Severus das schon ein oder zwei Mal getan, aber was sollte man machen, wenn man Hunger hatte?
"Entschuldigung?", fragte er leise und hielt der Standfrau sein Geldstück hin. "Reicht das für die Lilie dort?"
"Nein", schnappte sie. "Und jetzt verschwinde!"
"Wie viele davon brauche ich?", fragte Severus.
"Zweieinhalb. Hast du die?"
"Ähm..." Unter dem Adlerblick der stämmigen Frau schrumpfte der kleine Junge nur so in sich zusammen. Hastig drehte er sich um und wollte ins Getümmel eintauchen, da stieß er mit einem Mädchen zusammen. Es hatte flachsblonde Haare und schrie wie am Spieß, als die beiden zu Boden gingen.
"Mein Kleid!", rief sie. "Mein schönes Kleid! Es ist kaputt!" Sofort begann sie zu weinen. Severus rückte hastig von ihr ab. Vielleicht war das ja ansteckend. Wenn er sich so anstellen würde bei seinen Klamotten müsste er wohl bald ohne leben.
"Aber Petunia", beschwichtigte sie eine elegante Dame. "Es ist doch nichts passiert. Den Flecken kann man auswaschen."
"Ich helfe dir dabei", bot ein vertrautes Stimmchen an und hastig sah Severus auf. Es war das Mädchen vom Spielplatz und nun stand es direkt vor ihm. Sie hatte ebenfalls ein Kleid an, ganz bunt und die schönsten flammendroten Haare, die Severus je gesehen hatte. Die Heulsuse neben ihr hatte sich immer noch nicht wieder eingekriegt und rief nun anklagend: "Das hat der mit Absicht gemacht!"
"H-habe ich gar nicht!", rechtfertigte sich Severus. Petunia drehte verstimmt den Kopf weg und riss an ihrem Rock. Severus hatte gar nicht gemerkt, dass er immer noch darauf kniete, doch nun raubte ihm das beinahe das Gleichgewicht.
"Bist du immer noch da?", fuhr ihn da die Marktfrau an. "Du vertreibst mir die ganze Kundschaft!"
"Ich wollte selbst eine Blume kaufen", rechtfertigte er sich, doch niemand hörte ihm zu. Hätte ich mal besser einfach zugegriffen, als gefragt, dachte er missmutig. Dann hätte ich jetzt die Blume und viel weniger Ärger.
"Das kriegen wir wieder hin, Tuney", tröstete die Schönheit den blonden Schreihals und zum ersten Mal regte sich ein Gefühl in Severus, dass er nicht genau beschreiben konnte. Er missgönnte dieser Tuney die Aufmerksamkeit des schönen rothaarigen Mädchens und wünschte sich er wäre an ihrer Stelle.
"Das hat der Junge bestimmt nicht mit Absicht gemacht", fügte sie hinzu und plötzlich fühlte sich Severus einfach selig.
Das rothaarige Mädchen- Lily- hatte ihn in Schutz genommen.
Das hatte noch niemand getan und so richtig umgehen konnte Severus damit auch nicht, aber ein kleines bisschen Glück sammelte sich in seinem Herzen und das würde er nicht wieder hergeben.
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Das nächste Update kommt dann am Mittwoch. L. G. TaraPs: Kennt ihr noch weitere gute Snily-Geschichten? Ich lese mich gerade durch den Bestand auf Wattpad und bin neugierig. Schreibt sie mir gerne in die Kommentare. ^-^
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𝑾𝒂𝒓𝒖𝒎 𝒆𝒓 𝑳𝒊𝒍𝒊𝒆𝒏 𝒍𝒊𝒆𝒃𝒕𝒆𑁍 Snape Ff
FanfictionSeverus Snape lächelt nicht oft. Nur manchmal, wenn er eine Lilie entdeckt und seine Gedanken schweifen... An eine glückliche Zeit, in der Lily Evans und er Freunde waren, als er hoffte und wusste, dass ihre Herzen irgendwann zueinander finden würde...