Kapitel 5 - Schatten der Vergangenheit

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Heute ist ein ganz besonderer Tag für Yugi: sein 18. Geburtstag!

Vor einigen Wochen hat er seine Highschool-Abschlussprüfungen allesamt bestanden und langsam wird es für ihn Zeit, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen... Mittlerweile kann er sich gut vorstellen, einmal den Spieleladen seines Großvaters zu übernehmen, denn Spiele faszinieren ihn noch immer. Er liebt es, wenn Neue auf dem Markt erscheinen und da er auch schon seit einigen Jahren immer wieder im Laden aushilft, kennt er die Abläufe dort bereits sehr gut.

„Yugi, bist du so weit? Wir müssen langsam los" hört er Salimon von unten heraufrufen. Heute Abend besuchen er und sein Großvater eine Zaubershow. Auf dieses Ereignis, das gleichzeitig das Geburtstagsgeschenk seines Großvaters für ihn ist, freut sich Yugi schon seit vielen Wochen, denn der bekannteste Magier der Welt tritt in ihrer Stadt auf. Yami sieht den Kleineren mit seinem durchdringenden Blick an, als dieser aufgeregt in seine schwarze Lederjacke schlüpft. „Ich weiß, dass ich nicht schon wieder davon anfangen sollte, aber ich habe wirklich ein schlechtes Gefühl bei der Sache" sagt er und in seinem Blick liegt Sorge. „Irgendwas sagt mir, dass mit diesem Magier etwas nicht stimmt." Yugi schaut sein zweites Ich lächelnd an, ist aber gleichzeitig genervt von dessen Hartnäckigkeit. Er wirkt fahrig und nervös und sucht auffällig oft Yugis Nähe, so als wolle er ihn vor etwas beschützen. Darauf angesprochen erklärt er, dass er ein ungutes Gefühl wegen des Magiers hat, der seit kurzem mit seiner Show in der Stadt gastiert. Der Andere kann aber nicht genau sagen, wieso ihn dies so sehr beunruhigt. Nur, dass er befürchtet, Yugi könnte etwas zustoßen. „Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, Yami. Es ist doch bloß eine Zaubershow, da passiert schon nichts" entgegnet er und verdreht dabei leicht die Augen im Kopf, was sein Gegenüber mit einem leisen Murren quittiert. „Ich übernehme, falls etwas nicht stimmt" sagt er und in seiner Stimme liegt ein Ausdruck, der Yugi sofort klarmacht, dass Widerstand hier zwecklos ist, sodass er nur nochmal die Augen verdreht, aber schließlich ergeben nickt. Mit einem entschlossenen Blick, in dem auch sehr deutlich die Sorge um seinen Freund zu erkennen ist, zieht sich Yami, begleitet von einem Leuchten, wieder in das Milleniumspuzzle zurück.

Gebannt verfolgt Yugi aus der ersten Reihe das Spektakel auf der Bühne. Der Magier bereitet gerade seinen nächsten Trick vor: eine Entfesselung. Hierzu hat er sich auf einem Stuhl neben einem großen durchsichtigen Wassertank sitzend, von seiner Assistentin die Hände mit einer dicken Kette vor der Brust fesseln lassen. Verbunden wird diese Kette mit einem schweren Schloss, das ihn gleichzeitig auch noch an der Lehne des Stuhls festmacht. „Meine Damen und Herren, damit Sie sichergehen können, dass ich auch wirklich absolut gefesselt bin, bitte ich nun eine zufällig ausgesuchte Person aus dem Publikum auf die Bühne, um dies selbst zu überprüfen." spricht er in das kleine Mikrofon, das durch einen Bügel über seinem Ohr neben seinem Mund sitzt. Eine der Assistentinnen schaut suchend in die Menge und ihr Blick bleibt dann auf Yugi haften, dem sie mit einem Wink bedeutet auf die Bühne zu kommen. Salimon stupst seinem Enkel lächelnd mit dem Ellenbogen in die Rippen, als dieser nur schüchtern mit einer leichten Röte auf den Wangen auf den Boden blickt und keine Anstalten macht, der Aufforderung der jungen Dame zu folgen. Zögerlich steht Yugi auf und wird sodann unter dem Applaus der Zuschauer von der jungen Dame zum Magier geleitet. Sein Herz klopft wie wild, ist er es doch nicht gewohnt, dass so viele Augenpaare auf ihn gerichtet sind. Wobei das so nicht ganz stimmt: bei seinen Duellen während Weltmeisterschaften sind auch viele Menschen im Publikum, aber da ist er meist so mit dem Spiel beschäftigt, dass er diesen Umstand ausblenden kann. Jetzt aber ist er total im Fokus der Aufmerksamkeit. Der Magier lächelt ihn an und gibt ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er an der Metallkette rütteln soll, die seinen Körper umspannt.

Yugi beugt sich etwas nach vorne, um der Aufforderung des Zauberers nachzukommen. Dabei plumpst das Milleniumspuzzle an der Kette aus seiner Jacke und als die Augen des Mannes darauf fallen, weiten sich seine Pupillen. Im selben Moment zeigt sich auf seinen Zügen ein böses Grinsen, das Yugi sofort das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die Zeit scheint still zu stehen, als die plötzlich freien Hände des Zauberers nach dem Puzzle greifen und der Mann auch Yugi so zu sich heranzieht, der vor Schreck und Schmerz aufkeucht. Das Publikum, die Assistentinnen, ja sogar die Halle, in der er eben noch neben seinem Großvater saß- alles ist hinter einem Vorhang aus Schwärze verschwunden. Es gibt nur noch den Zauberer und ihn. Der Junge windet sich ängstlich, aber kann sich nicht befreien. „Yugi, ich übernehme!" Plötzlich leuchtet die Pyramide auf der Brust des Jungen hell auf und nur eine Sekunde später befreit sich Yami kraftvoll aus dem Griff des Magiers. Schnell schiebt er das Puzzle wieder unter seine Jacke, dann blickt er den Zauberer an, der auf einmal vor ihm steht und der Bewegung von Yamis Händen gierig mit seinen Augen folgt, bevor er den Blick hebt und den jungen Mann mit einem Ausdruck von Verachtung anstarrt. „Pharao!" sagt der Mann und in seiner Stimme ist deutlich die Hähme zu hören als sich seine Lippen zu einem unechten Grinsen verziehen „Wie schön, Euch zu sehen" Yami schaut sein Gegenüber mit einem durchdringenden Blick an, bevor sich seine Augen zu schmalen Schlitzen verengen. „Wer bist du und was willst du? Wage es nicht, Yugi noch einmal zu nahe zu kommen!" herrscht er den anderen an. „Begrüßt man so einen alten Freund?" mit gespielter Empörung nähert der sich dem anderen und umrundet ihn, wobei Yami ihn nicht aus den Augen lässt. „Ich bin nicht dein Freund, Fremder" entgegnet dieser zornig.

Yugioh! Puzzleshipping - SeelenspiegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt