Kapitel 7 - Angekommen

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Yugis Körper wird auf einmal von einer Ruhe und Zuversicht ergriffen, wie er sie noch nie zuvor gespürt hat. Es ist, als würde Jemand die Arme um ihn legen und so die Angst und Zweifel aus seinem Herzen vertreiben.

Der junge Mann schließt die Augen und Bilder tauchen in seinem Kopf auf: Der Pharao, wie er in ein schlichtes Gewand gehüllt im sonnenbeschienen Hof eines Palastes sitzt. Seine Haut ist etwas dunkler als sonst, auf seinem Kopf trägt er goldenen Schmuck und in seinen rubinroten Augen liegt ein sanfter Ausdruck. Er schaut Yugi direkt an und auf dessen Wangen legt sich eine leichte Röte. Seine Ohren werden heiß und verlegen senkt der Kleinere den Blick. Einen Wimpernschlag später spürt Yugi die Hand des Größeren auf seiner Schulter. Der junge Mann ist wie elektrisiert und ein wohliger Schauer läuft von seinem Hinterkopf an seinem Nacken entlang und dann über seinen Rücken hinab. „Atemu...-" flüstert Yugi. Da fühlt er, wie sich zwei starke Arme um seinen schmalen Körper legen und ihn ganz fest an sich drücken. Seufzen, Herzklopfen, Duft, Haut an Haut... Dieses Gefühl!

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„Nein, verdammt! Das kann nicht sein!" schrillt die Stimme des Magiers durch das Verlies. Er ist vor Atemu zurückgewichen, denn die Ketten zersprangen, als dieser seinen eigenen Namen sprach. Der Pharao wusste nicht wieso, aber er fühlte einfach, dass sein Geist endlich frei war. Die Gestalt des Magiers begann, sich zu verzerren. Seine Umrisse wurden immer unförmiger und der düstere Mann schrie vor Wut und Schmerz auf. Je lauter er schrie und sich wand, desto blasser wurde seine Gestalt, desto weiter schien sich sein Wehklagen zu entfernen und schließlich löste er sich ganz auf. Durch Atemus Körper wogte in diesem Augenblick eine Welle der Erschöpfung und er gab sich der Ohnmacht wehrlos hin. Mit einem leisen, erleichterten Seufzen sank er auf den Boden.

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Yugi und Atemu sitzen an einem Samstag Nachmittag auf Yugis Lieblingsbank im Park. Der Größere hat einen Arm um den Kleineren gelegt und studiert aufmerksam dessen Profil: seine Stupsnase, die ihn viel jünger als 19 Jahre wirken lässt. Seine kleinen Ohren, die stets gut zuhören und an denen Atemu so gern herumknabbert, um Yugi verlegen zu machen. Seine blassen Wangen, die sofort zu glühen beginnen, wenn er zärtlich mit den Fingern darüber streicht. Seine großen fliederfarbenen Augen, die ihn so ungläubig angestarrt hatten, als er vor einigen Monaten plötzlich halbnackt und erschöpft in seinem Zimmer auftauchte- fast wie bei ihrer allerersten Begegnung. Beim Gedanken daran kann er sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Verrückt, was seither alles geschehen ist.

Nachdem das Milleniumspuzzle zerstört und der Zauber des bösen Magiers gebrochen war, hatte der Pharao sich fest vorgenommen, Yugi von seinen Gefühlen für ihn zu erzählen. Allerdings war dies gar nicht mehr nötig, denn der Kleinere fiel ihm direkt in die Arme, schaute ihn aus seinen großen Augen an und presste seine Lippen fest auf die von Atemu. Fast so, als wusste er bereits, dass Atemu nun seinen eigenen Körper hatte.

Wieder betrachtet Atemu seinen Freund, der nun sein Lebensgefährte ist: diese Lippen, die ihn mehrmals täglich beinahe um den Verstand bringen! Bei diesem Anblick stiehlt sich ein frecher Ausdruck in seine Augen und er gluckst leise. Yugi, der bis dahin seinen Blick auf den künstlich angelegten Teich gerichtet hatte, wendet sich Atemu zu und schaut ihn mit leicht roten Wangen an. Als er das Grinsen seines Partners bemerkt, legt er seine Stirn an dessen Stirn, schaut ihm tief in die Augen und flüstert leise „Ich liebe dich, Atemu."

--- ENDE ---

Yugioh! Puzzleshipping - SeelenspiegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt