7. Kapitel

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Ich stürmte in das Polizeipräsidium und schaute mich um. Mein Herz raste wie verrückt. War etwas passiert? Hatte die Polizei vielleicht Colin gefunden? Ging es ihm gut? Ich ging auf einen Polizeibeamten zu, dicht gefolgt von Manu, Freya und Tia, die mich alle hierher begleiten wollten. Tia sah genauso aufgeregt aus wie ich. Ihre Wangen waren leicht errötet und sie schaute sich hastig in dem großen Raum um. Überall war etwas los. Viele Beamten in blauer Uniform standen hinter den Tresen und jeder hatte seine eigene Aufgabe. Ein Beamter nahm eine Vermisstenanzeige auf, ein anderer funkte gerade mit einem Polizisten, ein Mann mit langem schwarzen Mantel und einem grimmigen Gesicht wurde von zwei Polizisten mit Handschellen abgeführt. Es war alles sehr aufregend.

Der Polizeibeamte sah mich mit fragendem Blick an: "Kann ich etwas für Sie tun?" "Äh ja", murmelte ich, nicht richtig wissend was ich sagen sollte, "mir wurde gesagt, ich soll hier erscheinen." Der Beamte schaute immer noch fragend: "Ja weiter... Wie ist Ihr Name?" "Amalia. Amalia Wolterstadt", antwortete ich ihm direkt. Freundlich wirkte er auf mich nicht gerade.

"Wolterstadt. Hmm... Doch, der Name kommt mir bekannt vor. Warten Sie bitte hier. Ich hole meinen Kollegen", murmelte er vor sich hin. Ich nickte kurz und runzelte mit der Stirn. Nach kurzer Zeit kam ein älterer Mann mit dickem Bierbauch auf mich zu. Auch er trug eine blaue Uniform, die an seinem Bauch jedoch ziemlich spannte. Er begrüßte mich freundlich und kam dann direkt zur Sache: "Du bist Amalia Wolterstadt, oder? Du weißt wahrscheinlich worum es geht. Es geht um Colin. Colin ist dein Bruder, nicht wahr?" Ich weitete die Augen. Colin! Hatten sie ihn also doch gefunden. Ich hätte einfach direkt zu Polizei gehen und eine Vermisstenanzeige aufgeben sollen. Das hätte mir die viele Sucherei und die viele Sorge erspart. Ich nickte eifrig mit meinem Kopf: "Ja, Colin ist mein Bruder. Ist er hier? Kann ich zu ihm? Geht es ihm gut?" Der Beamte sprach beruhigend auf mich ein: "Beruhigen Sie sich erst mal. Ja, ihm geht es den Umständen entsprechend gut. Wir haben ihn mit drei anderen Jungen im Park gefunden. Alle vier haben ziemlich viel getrunken. Wir mussten sie mit auf das Polizeipräsidium nehmen." Wie versteinert blieb ich stehen. Ich konnte es nicht fassen. Colin, mein kleiner, lieber Bruder, wurde von der Polizei betrunken im Park gefunden. Auch Manu, Freya und Tia schüttelten ungläubig den Kopf. Wir alle hatten ihm dies nicht zugetraut. "Kann ich zu ihm? Kann ich ihn mit nach Hause nehmen?", fragte ich weiter. Der Beamte schüttelte besorgt den Kopf: "Ne, so einfach geht das leider nicht. Sie sind nur Colins Schwester und nicht seine Erziehungsberechtigte. Nur Ihre Eltern können ihn hier abholen. Da kann man nichts machen, tut mir leid." Er schaute mit mitleidigem Blick, aber ich nahm ihm das kein bisschen ab. "Und wieso haben sie dann mich angerufen und mir gesagt, ich soll hier her kommen und nicht sofort meinen Vater informiert? Was soll ich denn hier, wenn ich nichts machen kann?", ich war sauer und genervt und das hörte man auch in meiner Stimme. "Wir wollten Ihre Eltern informieren, aber Colin war nicht kooperativ. Er wollte mir nicht die Handynummer von Ihren Eltern geben. Und wie Sie ja bereits wissen, ging bei Ihrer Festnetznummer Ihre Schwester dran, die mir auch nur Ihre Handynummer geben wollte. Also habe ich ihr gesagt, sie soll Ihnen Bescheid sagen, dass Sie hier erscheinen sollen. Also können Sie mir eventuell die Handynummer von Ihren Eltern geben?", jetzt klang auch der Polizist genervt. Ich überlegte. Wenn ich dem Polizisten nun die Handynummer von unserem Vater geben würde, wäre dies wohl keine gute Idee. Vielleicht saß er schon in irgendeiner Kneipe und betrank sich. Wenn der Polizist meinen Vater in diesem Zustand sehen beziehungsweise hören würde, würde er sofort wissen, dass mit unserer Familie etwas nicht stimmte. Also musste eine andere Idee her. Ich antwortete ihm zögernd: "Unser Vater arbeitet gerade. Wir dürfen ihn während der Arbeit nicht stören." "Und was ist mit Ihrer Mutter?", der Polizeibeamte gab nicht auf. Ich stockte ein bisschen und sagte dann traurig: "Unsere Mutter ist tot." Mir fiel es immer noch schwer über ihren Tod zu reden. Nun wusste der Beamte auch nicht mehr was er sagen sollte. "Ich würde euch ja gerne helfen, aber so sind die Vorschriften", sagte er vorsichtig, "Ich kann da wirklich nichts machen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 08, 2015 ⏰

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