5. Kapitel

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Ich fröstelte und zog den Reißverschluss meiner Jacke noch mehr zu. Meine Füße und Hände fühlten sich an wie Eisklötze und ich spürte wie die Kälte auch langsam meine Arme und Beine erreichte. Es war zwar Frühling und tagsüber war es auch angenehm warm, aber abends, wenn die Sonne weg war, wurde es immer schnell kalt. Ich suchte nun schon drei Stunden nach Colin und so langsam war ich am Verzweifeln. Jede halbe Stunde versuchte ich ihn auf seinem Handy zu erreichen, jedoch vergeblich. Ich würde wohl bald nach Hause gehen müssen, um mich für meine Schicht im Restaurant fertig zu machen. Naja, dachte ich mir, Colin war nun 15 Jahre alt. Alt genug, um auf sich alleine aufzupassen. Ich konnte nicht auf alles achten und alles fü ihn machen. Er war nun für sich selbst verantwortlich, er war selbst dran Schuld. Mit diesem Gedanken trat ich meinen Heimweg an. Hoffnungsvoll sah ich mich immer wieder um, vielleicht würde ich ihn ja doch noch irgendwo entdecken. Doch so war es nicht. Ich hatte keine andere Wahl, als ins Bad zu gehen, mich zurecht zu machen und meine Schicht anzutreten. Ungewöhnlicherweise war schon sehr viel los, als ich das Restaurant betrat. Ich sah mich verwundert um, als mein Chef auf mich zugestürmt kam. "Beeil dich! Wir haben heute viel zu tun. Zieh dich um und los geht's!", rief er mir zu. Ich gehorchte, zog meine Arbeitskleidung an und stürzte mich auf die Arbeit. Das viele Arbeiten tat mir gut. Es gelang mir sehr gut, mich auf die Arbeit zu konzentrieren, weswegen ich auch schnell das Problem mit Colin vergaß. Es gab keine weiteren Vorkommnisse und ich arbeitete ganz normal, bis eine Familie das Restaurant betrat und an einen Tisch ging. Ich ging zu ihnen, um ihre Bestellung aufzunehmen. Als die Familie von den Speisekarten hoch guckte, wurde ich rot. Logan saß vor mir und guckte mich an. Er schaute erst etwas fassungslos, doch dann lächelte er mich freundlich an. "Hallo", begrüßte er mich, "Es freut mich, dich zu sehen. Ich wusste nicht, dass du hier arbeitest. Das hier ist meine Familie. Mama, Papa und meine Schwester Charlie." Nacheinander zeigte er erst auf eine sehr gut aussehende Frau mit viel Schmuck, der sehr teuer aussah, einen Mann, der Logan seh ähnlich sag, nur älter, etwas kräftiger und mit weniger Muskeln und zuletzt auf ein junges Mädchen, geschätzte 10 Jahre alt, mit blonde Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden  waren. Dann fuhr er fort: "Mama, Papa, Charlie: Das ist Amalia. Ich hab sie heute in der Schule kennengelernt. Sie geht in meine Klasse." Er zwinkerte mir zu. Mein Herz hüpfte vor Glück. Ahja. War klar. In der Schule. Lügen konnte er also wie gedruckt, aber er hatte mir dabei zugezwinkert. Mochte er mich etwa? Freundlich lächelte ich Logans Familie an; ich wollte ja einen guten Eindruck machen. Ich nahm ihre Bestellung auf und gab sie an die Küche weiter. Während ich die anderen Gäste bediente, musste ich immer wieder zu Logan und seiner Familie gucken, doch Logan würdigte mich keinen Blickes. Er war viel zu sehr in ein Gespräch mit seinem Vater verwickelt. Als das Essen für ihren Tisch endlich fertig war, brachte ich es ihnen und wünschte ihnen einen guten Appetit. Ich beobachtete Logan weiter. Er sah so süß aus beim Essen. So elegant und vornehm. Als ich bemerkte, wie sehr ich ihn anstarrte und von ihm schwärmte, schüttelte ich über mich selbst den Kopf und wandte mich von ihm ab. Ich durfte nicht so auffällig sein. Welcher Junge mochte schon aufdringliche Mädchen. Auf keinen Fall wollte ich aufdringlich wirken. So cool und lässig wie möglich, ging ich zu Logans Tisch, nachdem sie fertig gegessen hatten. Ich fragte höflich, ob ich noch was bringen könnte und räumte das dreckige und benutze Geschirr vom Tisch. Als ich mich umdrehte und losging, um es in der Küche abzustellen, rannte ich in einen anderen Kellner. Mein Geschirr fiel zu Boden und zersprang in tausend Stücke. Der Lärm, der dadurch entstand, schreckte viele auf. Sie guckten zu mir und ich wurde auf der Stelle knallrot. Auch Logan und seine Familie schauten zu mir rüber. Doch überraschenderweise lachte Logan mich nicht aus oder grinste schadenfroh, wie ich eigentlich gedacht hatte. Er schaute eher mitfühlend. So schnell wie möglich kehrte ich die Scherben auf ein Kehrblech und beseitigte sie. Dann lief ich in den Privatbereich des Restaurants. Es war ein Raum, in dem sich eine Couch, ein Sessel, ein Tisch und Stühle befanden. Auch eine Toliette direkt neben dem Raum gehörte noch zu diesem Bereich. Der Zutritt war nur den Angestellten gestattet. Ich ließ mich in den Sessel sinken und atmete tief aus. Ich brauchte eine Pause. Einen Moment nichts tun und über nichts nachdenken. Das tat gut. Allerdings hielt dies nicht lange an. Nach kurzer Zeit wurde ich schon wieder aus dem Sessel gescheucht, um weiter zu arbeiten. Ich verdrehte die Augen und schaute auf die Uhr. Eine Stunde würde ich auch noch überleben. Diese Stunde überlebte ich auch ohne weitere Vorkommnisse. Als ich aus dem Privatbereich trat, stellte ich zu meiner Erleichterung fest, das Logan mit seiner Familie das Restaurant schon verlassen hatte. Außerdem waren nicht mehr viele Gäste da, weswegen die letzte Stunde auch nicht mehr stressig war. Dennoch verließ ich danach erschöpft das Restaurant und ging nach Hause.

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