Der Tag war lang gewesen. Die letzte Nacht noch länger. Das ganze verdammte Jahr war lang gewesen. Harry sitzt an seinem Küchentisch, den Kopf auf die Hände gestützt und weiß mal wieder nicht wie spät es ist. Alles was er hört sind seine Gedanken. So laut, dass sie alles übertönen. Auch die Radiomusik die er extra angestellt hat damit er sich nicht so alleine fühlt. Guess what? Funktioniert nicht. Funktioniert nie. Er wartet darauf, dass es an der Tür klingelt. Gleichzeitig hat er wahnsinnige Angst davor. Es gab so viele Möglichkeiten wie dieser Abend ablaufen konnte und keine davon war gut. Nicht mal annähernd. Er hatte das Gefühl, dass der Boden jede Sekunde unter ihm nachgeben könnte. In den letzten Wochen hatte er all seinen Halt verloren. Woran auch festhalten, wenn alles, aber auch wirklich alles woran er geglaubt hatte dem Erdboden gleich gemacht worden ist. Kurz überlegt er sich auf den Boden zu legen. Kalte Fliesen. Die Deckenlichter vor Augen. Das musste doch besser sein als das hier. Vielleicht würde dieses ekelige Schwindelgefühl dann nachlassen. Aber er wusste selber, dass es nur in seinem Kopf war. Nichts Körperliches. Es würde nicht wirklich besser sein. Er konnte nichts tun, das wusste er genau. Die Türklingel ertönt und Harry zuckt nicht mal zusammen. Langsam erhebt er sich und macht sich auf den Weg zur Tür. Es ist alles gleich. Alles wie immer. Dieses Gesicht, sein T-Shirt, seine Tattoos. Aber es fühlt sich an wie eine Erinnerung, nicht wie die Realität. Und Harry fühlt...wie sein Herzschlag sich nicht beschleunigt. Wie er nicht den Drang verspürt Louis einen Begrüßungskuss auf die vertrauten Lippen zu drücken. Er fühlt wie sich keine Worte formen die er ihm sagen konnte. Er fühlt wie er gar nichts fühlt. Nur Leere. Die Vorwürfe, die Schreie, die knallenden Türen waren schon längst verklungen. Die Sätze die man nicht zurücknehmen konnte waren schon längst gesagt worden. Es war entschieden worden. Nur eben nicht von ihm. Nicht von Ihnen beiden. Von Louis ganz alleine.
Draußen wurde es immer dunkler. Die nächste lange Nacht stand Harry bevor. Doch vorher noch das hier. Louis betritt die Küche und stellt das Radio aus. Dann setzt er sich Harry gegenüber. Das gemeinsame Schweigen war auch nicht schlimmer als das alleine dasitzen. Louis' Anwesenheit ändert überhaupt nichts, weil seine Meinung sich nicht mehr ändern würde. Sie sitzen einfach da bis es auch im Raum dunkel wird. Das einzige was man sehen kann ist das Licht das vom Kühlschrank ausgeht. "Harry, nicht." murmelt Louis mit einem nie gekannten Schmerz in der Stimme. Die Hand die er nach Harrys ausgestreckt hat kann ihn über den großen Tisch nicht erreichen. Erst jetzt bemerkt Harry die Tränen die ihm langsam über die Wangen laufen. Für einen kurzen Moment sieht er in die blauen Augen die er so gut kennt wie nichts anderes auf der Welt. Das ist der Augenblick. Der Moment in dem er etwas fühlen sollte. Aber das tut er nicht. Alles ist grau. Er senkt seinen Blick wieder. Und dann ist es endgültig und unwiderruflich da. Das ist das Ende. Das Ende dieser großen, allumfassenden, atemraubenden Liebe die doch hatte für immer sein sollen.
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𝐄𝐰𝐢𝐠𝐤𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧 | 𝐥.𝐬
FanfictionDie knisternden Heimlichkeiten, die verbotenen Treffen in dunklen Hotelfluren, die unauffällige Zeichensprache, die verstohlenen Blicke. Mittlerweile wusste Harry, dass es bei weitem nicht so versteckt gewesen war wie er damals gedacht hatte. Alle h...