Das was nach dieser ersten Single passierte hatte niemand vorausgesehen. Es war so widersinnig, dass Harrys Kopf es nur als großes Ganzes erinnern konnte und alles ineinander verlief. Wenn diese Zeit seines Lebens ein Film gewesen wäre, dann hätte ihn nur ein Verrückter drehen können. Er hatte nur wenige klare Erinnerungen. Das meiste waren nur Schnipsel. Lichter. Geräusche. Szenen.
Kreischende Fans. Erschöpfende Soundchecks. Wahnwitzige Interviewmarathons. Die Tür des Vans die hinter ihm zugeht. Der Arm seines Bodygaurds der ihn abschirmt. Die Hand der Stylistin in seinen Haaren. Generell erinnerte er sich an viele Hände die ihn ständig ihn verschiedene Richtungen schubsten oder irgendwas richteten als wäre er eine lebendige Puppe. Die unzähligen fremden Menschen, das falsche Lächeln, die immer gleichen Antworten auf die immer gleichen Fragen. Aber eben auch das Jubeln der Fans, der Adrenalinkick kurz vor der Show, die verschlafenenden Scherze mit den Jungs morgens um 5 nach einer mal wieder kurzen Nacht. Das Gefühl des Mikros in seiner Hand. Wie er diese Lieder sang. Irgendwann in diesen verrückten Tagen wurde ihm bewusst, dass er jetzt ein Sänger war. Diesmal wirklich.
In all dem Wahnsinn, als wäre das noch nicht genug, war er auch noch rettungslos in Louis verliebt gewesen. Und der liebte ihn so leidenschaftlich und bedingungslos zurück, dass niemand der die beiden zusammen gesehen hatte es ernsthaft leugnen würde. Auch zu dieser Anfangszeit ihrer Beziehung konnte Harry sich nur noch Schnipsel zurück vor sein inneres Auge holen.
Die knisternden Heimlichkeiten, die verbotenen Treffen in dunklen Hotelfluren, die unauffällige Zeichensprache, die verstohlenen Blicke. Mittlerweile wusste Harry, dass es bei weitem nicht so versteckt gewesen war wie er damals gedacht hatte. Alle hatten es gesehen. Alle hatten es gewusst. Aber nur Louis und er hatten es gespürt. Nur sie waren dabei gewesen. Es war ihr Leben, ihre Wahrheit, ihre Realität. Die kitzelnde Nervosität der ersten Male. Das Gefühl von Händen auf nackter Haut. Das entdecken und kennenlernen, das erkunden und erproben. Dieses eine bestimmte leise Stöhnen, dass nur für ihn bestimmt war. Louis' entspannter Blick danach, wenn die Welt zur Abwechslung einfach mal still war. Diese endlosen Tage in denen es nicht möglich war nicht zu lächeln. Das unvermeidliche Rumalbern, das Kichern in unpassenden Situationen, die permanenten Lachanfälle. Er dachte, dass sich sein Traum erfüllt hatte, weil er tatsächlich auf diesen großen Bühnen singen durfte. Das wäre der Grund für sein Glück. Aber ehrlicherweise war es die Zeit gewesen die er mit Louis verbracht hatte. Sein Traum hatte sich erfüllt als dieser verrückte, wunderschöne Junge beschlossen hatte, dass sie diesen Weg ab jetzt und für immer gemeinsam gehen würden. Das letzte das Harry sieht bevor er einschläft ist bis heute Louis Gesicht. Es war immer nur sein Gesicht gewesen.Zayn hatte den ganzen Rückweg geschwiegen doch als sie an ihren Zimmern ankommen bricht es aus ihm heraus. "Ihr seid nicht die einzigen verdammten Menschen in dieser Band, langsam bin ich es leid." Er schubst Harry, der ihm am nächsten ist, nach hinten. Der ist so überrascht, dass er kurz strauchelt. Die Geräuschkulisse wird sofort lauter. Es dauert nur Sekunden bis Louis sich umgedreht hat und auf Zayn losgehen will doch Liam hält ihn zurück. Niall versucht den wütenden Zayn zu beruhigen. Alle reden durcheinander. Wenn sie unter sich gewesen wären, wäre es anders ausgegangen, dann wäre es an dieser Stelle vollkommen eskaliert. Aber sie sind nicht unter sich. Sie sind nie nur unter sich.
Ihr Manager kann sie einigermaßen beruhigen. Schweigend sitzen sie sich gegenüber. "Wer will mir sagen was passiert ist?" Eisernes Schweigen von allen Seiten, bis Liam das Wort ergreift und sachlich darstellt was passiert ist. "Während des Interviews hat Harry seine Hand auf Louis Arm gehabt." "Ich habe sofort aufgehört, als du geguckt hast!" versucht Harry sich zu rechtfertigen, was dramatisch schief geht. Zayn geht sofort dazwischen. "Wie wäre es, wenn du es zur Abwechslung einfach mal sein lässt?" Sogar Niall der eigentlich immer verständnisvoll ist, nickt bestätigend mit dem Kopf. Zayn ist noch nicht fertig und unterstreicht seine Worte indem er seine Hand auf den Tisch knallt. "Dieses verdammte öffentliche Fummeln die ganze Zeit. Und immer müssen wir aufpassen und alles decken während ihr euch ne gute Zeit macht. Es interessiert euch einen Scheiß was das für uns andere bedeutet." "Aber..." versucht Harry etwas zu erwidern doch Zayn lässt ihn nicht. Er guckt ihn jetzt direkt an.
"Merkst du es eigentlich noch? Du bist richtig besessen. Ich kann dein scheiß verliebtes Grinsen nicht mehr sehen!" "Ganz ruhig, Alter." geht Liam sofort dazwischen. "Lass mich." faucht Zayn ihn an. "Tu nicht so als würdest du es anderes sehen." Harry steht abrupt auf und macht sich auf den Raum zu verlassen. Der Manager pfeift ihn zurück, aber Harry hört nicht auf ihn. "Es ist auch unsere Karriere!" ruft Zayn ihm hinterher. Auch Louis erhebt sich, unschlüssig ob er Harry hinterher soll oder lieber Zayn die Meinung sagen. Nach einer drohenden Geste in Zayns Richtung eilt er Harry hinterher. Hinter ihm reden alle durcheinander.Louis findet Harry an die Fliesen im Bad gelehnt, den Kopf auf den Knien. "Ich schwöre, wenn ich ihn irgendwann mal alleine in die Finger kriege dann..." fängt Louis an, doch Harry unterbricht ihn murmelnd. Louis kniet sich vor ihn und legt seine Hände an dessen Beine. "Was hast du gesagt?" Harry hebt den Kopf. In seinen Augen glitzern Tränen. "Ich würde aufhören, wenn ich könnte...aber ich liebe dich so sehr...ich kann nicht...wie soll ich dich denn nicht berühren?" Nicht zum ersten Mal diese Worte. Trotzdem ist Louis überrascht über Harrys tiefe Emotionen. Er unterbricht ihm mit einem langen Kuss. Harry klammert sich so fest an ihn, dass es wehtut. Doch ihre Zweisamkeit wird schnell wieder unterbrochen. Es klopft an der Tür. "Ähm...Ihr sollt rauskommen." dringt leise die Stimme von Niall in den Raum. "Sofort!" donnert ihr Manager. Louis löst sich aus der Umarmung und streicht Harry die Tränenspuren von den Wangen. "Geht‘s wieder?" Harry nickt. Sie wechseln einen letzten, langen Blick. Louis drückt beruhigend Harrys Hand und zieht ihn hoch. Dann gehen sie zu den anderen.
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𝐄𝐰𝐢𝐠𝐤𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧 | 𝐥.𝐬
FanfictionDie knisternden Heimlichkeiten, die verbotenen Treffen in dunklen Hotelfluren, die unauffällige Zeichensprache, die verstohlenen Blicke. Mittlerweile wusste Harry, dass es bei weitem nicht so versteckt gewesen war wie er damals gedacht hatte. Alle h...