𝐄𝐰𝐢𝐠𝐤𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧 | 𝐥.𝐬

Kapitel 1

Es ist ein neuer Tag in Harrys Leben das sich in den letzten Wochen um 180 Grad gewendet hatte. Er war nicht mehr der Schuljunge von nebenan. Er war jetzt in dieser Show. Machte ihn das schon zu einem richtigen Sänger? Er war sich nicht ganz sicher was das betraf. Jedenfalls durfte er auf der Bühne stehen und das war mehr als er sich in seinen schönsten Tagträumen zusammenfantasiert hatte. Die Energie die vom Publikum ausging war ganz und gar unbeschreiblich. Das war auch einer der Gründe warum er alles geben wollte was er hatte. Aber wenn er ganz ehrlich war, ging es ihm nicht nur darum diese Menschen vor dem Fernseher und die Jury zu begeistern. Da war dieser eine Junge...und ja, er wollte ihn beeindrucken. Das war nur noch mehr Motivation sich richtig reinzuhängen. Das Beste an der ganzen Sache war, dass es sogar zu funktionieren schien. Louis kannte seinen Namen und manchmal redeten sie sogar miteinander. Heute hatten sie leider noch nicht viel Gelegenheit dazu gehabt. Was Louis nicht davon abhält ihn anzugrinsen bevor er den Raum verlässt. Harry guckt ihm hinterher und schluckt trocken. Sein Herz war nicht mehr an seinem Platz. Es schlägt jetzt in seinem Bauch, seinem Kopf, überall. Jemand haut ihm auf die Schulter und er erwacht aus seiner Trance. Diese eine Sekunde Blickkontakt mit Louis hatte sich angefühlt wie eine Ewigkeit. Die schönste Ewigkeit überhaupt. Harry blinzelt und beantwortet zögernd die Frage die ihm gestellt worden war. Er fragte sich wirklich wie die anderen es schafften in Louis Nähe zu funktionieren. Hörten sie nicht dieses Lachen? Sahen sie nicht seine perfekten Augen in seinem perfekten Gesicht auf seinem perfekten Körper? Spürten sie nicht seine Anwesenheit als würde elektrische Spannung von ihm ausgehen? Wie konnte er für irgendjemanden nicht der Mittelpunkt des Universums sein?

"Gib es her!" "Ich habe es erst 5 Sekunden. Wir haben gesagt, jeder 30!" "Jetzt sind sie um." „Sind die nicht!“ Louis schnappt nach der Zeitung. "Sag ja, wir hätten 5 kaufen sollen." Niall nickt zustimmend. "Oh ja, das hätten wir." "Zeit ist um." Niall hat seine Hand schon an der Zeitung aber Zayn dreht sich weg soweit er kann. "Nur noch ganz kurz, komm schon." Jetzt hatte Harry wiederum die Möglichkeit gemeinsam mit Zayn auf das Foto zu gucken. Es war immer noch unwirklich. Als sie erfahren hatten, dass dieses Foto abgedruckt worden war waren sie schnurstracks zum nächsten Zeitschriftenladen marschiert. Louis war vorgerannt, aber hatte natürlich nicht einen Penny in der Tasche. Harry hatte damit gerechnet, dass er ihnen entgegen schreien würde, dass sie sich beeilen sollten aber stattdessen starrte er ungewöhnlich leise auf dieses Foto. Als Niall bei ihm ankommt hat er nur gemurmelt. "Kannst du das glauben?" Liam und Zayn vertiefen sich in ihre eigene Zeitung. "Verrückt. Absolut verrückt." Der Verkäufer guckt sich das Schauspiel eine Weile an. "Ihr seid das? Diese Jungs aus dem Fernsehen?" Harry nickt. War er gerade das erste Mal erkannt worden? Nachdem Liam ihnen eine Zeitung gekauft hat fragt er das Zayn auf dem Rückweg. Der zuckt nur mit den Schultern. "So richtig zählt das nicht schließlich hat er das Foto gesehen, oder?" Aber trotzdem kriegt Harry das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Vor ihnen kriegt Niall sich nicht mehr ein vor Lachen, weil Louis wie ein Verrückter hin und her springt. Harry wechselt einen Blick mit Zayn. Wie auf ein unsichtbares Kommando laufen sie los und nehmen den schreienden Louis in den Schwitzkasten. Liam beachtet sie gar nicht und trägt die Zeitung wie einen wertvollen Schatz unbeschadet in ihre Wohnung. Und jetzt sitzen sie hier und können sich gar nicht satt sehen an diesem Beweis dafür, dass es Leute gibt denen es gefiel, wenn sie auf der Bühne singen.

"Komm mit." Louis schiebt ihn ohne eine Antwort abzuwarten kurzerhand selbst durch die offene Tür. Harrys Rücken kribbelt an der Stelle an der seine Hand gewesen war. Draußen ist es kühl, die Sonne ist gerade untergegangen. Als sie durch auf die Terrasse treten geht automatisch das Licht an und scheint auf ihre Gesichter. "Wo willst du überhaupt hin?" Louis grinst nur, was bei Harry zu weichen Knien führt. Vorsichtig und bedacht darauf nicht zu stürzen folgt er ihm die Treppe herunter. "Wenn du weiter so lahm bist, dann verpasst du alles!" neckt er ihn lachend. Ein Lächeln huscht über Harrys Gesicht. Sie gehen ein paar Schritte schweigend über den Rasen. Nach ein paar Minuten bleibt Louis unvermittelt stehen. Harry sieht sich um. Er konnte hier nichts Besonderes erkennen. Bäume eben. Das Gebäude war nicht mehr zu sehen. Eine Gänsehaut kriecht ihm über die Arme. "Wenn ich gewusst hätte das wir soweit raus gehen, dann hätte ich meine Jacke mitgenommen." beschwert er sich und schlingt seine Arme um seinen Körper um sich zu wärmen. "Denke nicht, dass du eine brauchst." erwidert Louis. "Was soll das denn..." fängt Harry an, doch stoppt mitten in seinem Satz. Louis hatte die letzte Entfernung zwischen ihnen mit zwei kurzen Schritten überbrückt und war jetzt ganz nah. Harry hält die Luft an. Er spürt die Nähe des anderen wie ein verdammtes Magnetfeld. Sein Herz geht wieder auf Wanderschaft. Sie wechseln einen langen Blick. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte Harry sich nicht bewegen können. Und bei Gott, nie war er dankbarer für die kurzzeitige Bewegungsunfähigkeit als in diesem Moment, der nie zu Ende gehen sollte. Wobei er sich auch fragte wie er diese Nähe länger aushalten sollte ohne zu explodieren. Aber Louis gab ihm nicht die Zeit länger darüber nachzugrübeln. Dieser erste Kuss löste ihre heimlichen Blicke sofort ab als schönste Ewigkeit seines ganzen Lebens. Diese Lippen.