》𝙞𝙧𝙜𝙚𝙣𝙙𝙬𝙖𝙣𝙣《

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Nervös spielte Steff mit den Ringen an ihren Fingern - sie drehte die silbernen Kreise nach rechts, bis es sich falsch anfühlte und sie die Richtung änderte. Allerdings half diese simple Angewohnheit nicht, das unruhige Gefühl, was sich in ihrem inneren breit gemacht hatte, verschwinden zu lassen. Mit ihrem Blick fixiert sie ein Bild an der Wand, was da irgendwie schon immer hing, doch genau jetzt interessanter war, als die blauen Augen neben ihr. Es hing leicht schief und das darauf abgebildete Meer, schien fast überzulaufen, würde es nicht vom dunklen Holzrahmen zusammengehalten zu werden. Wie ein Meer, dass kurz davor war, überzulaufen, so fühlte sich auch Steff. Neben ihr seufzte Yvonne laut auf und die unausgesprochenen Gefühle, die schwer über den beiden lagen, schienen sie zu erdrücken. Es war still, aber nicht friedlich zwischen ihnen. Die Anspannung war zum greifen nahe und saß quasi zwischen den beiden auf dem Sofa. "Ich -", begann Yvonne, doch beendete ihren Satz, ohne weiteren Inhalt. Jedoch wusste Steff genau, was sie sagen wollte und löste ihren Blick nun endlich vom Meer im Rahmen und schaute stattdessen in die ozeanblauen Augen neben sich. "Ich weiß.", seufzte sie und hob ihre Hand, aus Reflex wollte sie diese beruhigend auf Yvonne's Oberschenkel legen, einfach weil es sich richtig anfühlte und sie das die letzten Wochen durfte: dem Gefühl, der anderen so nah wie möglich sein zu wollen, nachgeben zu können. Doch im letzten Moment entschied sie sich dagegen und zog ihre Hand in ihren eigenen Schoß zurück, wo sie sofort ihre andere fand und damit begann, weitere Runden mit den Ringen an ihren Fingern zu drehen. Die Sonne erhellte den Raum nur bedingt und der blaue Himmel strahlte schon fast provokativ durch das Fenster. Wären die beiden nicht gerade dabei, sich zu trennen, wäre es einer dieser Tage, die man mit einem Bier oder Wein in der Hand, an der Spree ausklingen lassen würde, während man sich lustige Anekdoten aus seiner Kindheit erzählte.

Doch das schöne Wetter wurde von dem Gefühlschaos im inneren der Wohnung überschattet, dass sich wie ein Vorhang vor das Fenster schob und die Welt draußen ein wenig grauer wirken ließ. Erneut seufzte Steff auf, ihr fehlten schlicht die Worte, dabei wollte sie noch so viel sagen. Sie wollte Yvonne sagen, wie sehr sie es mochte, wenn diese sich nachts von hinten an sie kuschelte, oder wie süß sie sich aufregte, wenn ihr Handy nicht das machte, was sie wollte und wie gerne sie von langen Tagen nach Hause kam, weil sie wusste, dass Yvonne da sein würde. Sie wollte ihr sagen, dass sie keine Angst haben brauchte, weder vor der Welt da draußen, noch vor der Blase, in der sich die beiden befanden. Steff wollte Yvonne ihrer Familie vorstellen und von allen Dächern dieser Welt, ihren Namen schreien, aber vor allem wollte sie ihr sagen, wie sehr sie sich, mit jeder Faser ihres Körpers, in sie verliebt hatte und wie sie ihre Welt bunter und besser machte. Doch wenn sie all diese Dinge sagen würde, würde sie Yvonne nur noch mehr in eine Ecke drängen und Unmögliches von ihr verlangen. Die Brünette hatte nämlich mehr als einmal deutlich gemacht, dass sie einfach noch nicht dafür bereit war, den nächsten Schritt zu gehen. Zu viel stände auf dem Spiel, allen voran - ihre Karriere und ihr Ruf, den sie sich so hart erarbeiten musste. Dass Steff nicht verstand, was für sie auf dem Spiel stand, konnte Yvonne nicht nachvollziehen.

Jedoch wollte sie das Beste für Stefanie, und jemand, der sich nicht vor seinen Gefühlen versteckte, sich nach jedem Hautkontakt panisch in der Gegend umschaute, in der Hoffnung, niemand hatte gesehen, wie nah die beiden sich vor einigen Sekunden noch waren. Steff hatte so viel mehr verdient als sie. Jemand, der wusste, was er wollte, der nicht nur sicher mit sich selber war, sondern auch mit dem, was da zwischen den beiden in der Luft schwebte. Eine tiefe Traurigkeit machte sich in ihrem Herzen breit und erfüllte bald ihren ganzen Körper. Zwar wusste Yvonne, dass das ganze zwischen ihnen mehr als eine Affäre war, allerdings überraschte sie, die Welle an Emotionen und so konnte sie es nicht verhindern, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten. Steff, die schon wieder auf das schiefe Meer starrte, bemerkte den Gefühlsausbruch ihrer Freundin und drehte sich zu ihr. Stumm blickten sie einander in die Augen. Aus Angst, zu weit zu gehen, hob Stefanie fragend ihre Arme und deutete Yvonne an, sich in ihnen fallen zu lassen. Die Brünette zögerte für eine Sekunde, gab jedoch dem Gefühl in ihrer Brust nach und legte ihren Kopf in Stefanie's Halsbeuge. Eine Weile saßen sie schweigend da und Steff streichelte beruhigend über Yvonne's Oberarm.

Dabei schauten sie auf das Bild an der Wand und die vier lächelnden Gesichter der Monde, die am Strand von Südafrika standen, wirkten fast schon provozierend. Völlig im Moment versunken, legte Steff ihren Kopf auf den von Yvonne. Diese atmete tief ein und flüsterte: "Es tut mir leid." Stefanie runzelte die Stirn, was Yvonne natürlich nicht sehen konnte, weswegen sie nachfragte: "Was meinst du?" Vorsichtig lehnte Yve sich zurück, um ihr in die Augen zu schauen. "Ich wünschte, es wäre anders." Traurig nickte Stefanie, sie vertraute nicht auf ihre Stimme und versuchte ihre aufsteigenden Tränen wegzublinzeln. Yvonne legte ihren Kopf schief und Steff murmelte: "Geht gleich wieder. Ich versuche nur nicht zu weinen." Sofort stürzte Yvonne nach vorne und zog die Jüngere schützend in ihre Arme. Dort ließ Stefanie ein paar Tränen freien Lauf, drückte sich dann jedoch von Yvonne fort. "Du - du solltest jetzt gehen." Wissend nickte Yvonne, doch bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Mit einem Mal wurde ihr das Ausmaß ihrer Entscheidung bewusst. Sie würde Steff nicht nur als nahestehende Person verlieren, sondern auch als Freundin, als offenes Ohr, als Zufluchtsort, wenn sich die Welt mal wieder zu schnell drehte. Für einen kurzen Moment fluteten Gedanken von "Was wäre wenn" durch ihren Kopf und sie sah eine Zukunft mit Steff vor ihrem inneren Augen. Jedoch mischten sich all die Gründe, es nicht zu wagen - all die Ängste und Sorgen dazu und sie wusste, warum sie gehen musste. Es war schlicht und einfach besser so. Also erhob sie sich schweren Herzens vom Sofa und ließ ihren Blick ein letztes Mal über das Gesicht von Stefanie gleiten. "Irgendwann", flüsterte sie und wand sich dann ab. Stefanie blieb alleine zurück und gab sich nun völlig ihren Gefühlen hin, da ihr Rahmen, der sie bis gerade eben zusammengehalten hatte, verschwunden war. Die Wohnung war leer, alles was blieb, waren Erinnerungen, Geschichten und das leere Versprechen, dass die Dinge irgendwann anders sein würden. 


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