》𝙮𝙤𝙪 𝙖𝙧𝙚 𝙢𝙪𝙨𝙞𝙘 𝙩𝙤 𝙢𝙮 𝙚𝙮𝙚𝙨 《

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ღ für L. ღ

Das Zischen der Kaffeemaschine und das leise surren des Radios erfüllten den Raum. Die kleine Küche im Silbermondstudio wurde von der Geräuschkulisse komplett eingenommen, während Steff völlig übermüdet am Tisch saß und der Kaffeemaschine sehnsüchtige Blicke zu warf. Wer legte auch fest, dass diese Bandmeetings so unglaublich früh stattfinden mussten. Genervt seufzte sie auf und stützte ihr Kinn auf ihrer Hand ab. Sie schloss die Augen und war gerade dabei, in dem Moment zu versinken, als die Jungs den Raum betraten und als erstes das Radio lauter drehten. Steff öffnete ihre Augen wieder und sah ihren drei Bandkollegen zu, wie sie sich angeregt unterhielten. "Guten Morgen.", flötete Thomas fröhlich und trommelt auf die Küchentheke, während auch er prüfende Blicke Richtung Kaffeemaschine schickte. "Der Kaffee müsste gleich fertig sein.", kommentierte Steff und vergrub ihre Hände in der Bauchtasche ihres Pullovers. Hannes warf Nowi und Thomas einen wissenden Blick zu und setzte sich neben seine Bandkollegin. Doch bevor er auch nur die Chance hatte, irgendwas zu sagen, erhob Steff ihre Stimme: "Mir geht es gut." Die Jungs warfen sich erneut Blicke zu und die Stimmung spannte sich an. Doch genau im richtigen Moment, gab die Kaffeemaschine ein erlösendes Piepen von sich und alle atmeten erleichtert auf. Nachdem jeder eine Tasse in der Hand hielt, fingen sie an, einige Dinge zu besprechen. Diese Woche standen zwei Radiointerviews auf dem Plan und sie wollten ihren neuen Song fertig bekommen. Während die Jungs nur so mit Worten jonglierten, blieb Steff still. Sie hörte zwar hin, aber nicht zu, dafür nahm sie die Musik aus dem Radio umso deutlicher war. "I'm waitin' up, savin' all my precious time, losin' light, I'm missin' my same old us, before we learned our truth too late, resigned to fate, fadin' away." Lewis Capaldi's Stimme drang in ihr Ohr und fast hätte sie sich am Kaffee verschluckt, als die Töne von "Hold me while you wait." durch die Luft flogen. Zwar hatte sie den Song schon unzählige Male gehört, sogar live - doch genau in diesem Moment traf er einen Nerv besonders und brachte Erinnerungen ins rollen. Für einen Moment schloss sie ihre Augen und sah Yvonne neben sich sitzen, wie sie ihr ein herzliches Lächeln schenkte und sich anschließend eine braune Strähne aus dem Gesicht strich. Für diesen Moment hörte Steff das glasklare Lachen ihrer ehemaligen Kollegin durch ihre Ohren hallen und hatte den süßlichen Duft ihres Parfums in der Nase. Automatisch musste Steff Lächeln und wäre am liebsten länger in die Erinnerung eingetaucht, doch das Bild verschwamm, mit Einsetzen des Refrain. "Hold me while you wait, I wish that I was good enough, If only I could wake you up, my love, my love, my love, my love - won't you stay a while?" Erneut sah Steff Yvonne vor ihrem inneren Auge, doch diesmal zierte kein Lächeln ihre Lippen, sondern Tränen liefen ihre Wangen hinab. "Es tut mir leid.", wiederholte sie immer und immer wieder. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und wurde von lauten Schluchzern unterbrochen. "Ich brauche Zeit." - mit diesen Worten verschwand Yvonne und Steff sah ihr dabei zu, wie sie einfach ging, ohne ihr einen letzten Blick zu zuwerfen. "Tell me more, tell me something I don't know, did we come close to havin' it all? If you're gonna waste my time, let's waste it right." Stefanie atmete tief durch, um nicht sofort dem Brennen ihrer Augen nachzugeben und vor den Jungs zu weinen. Diese wussten nichts von ihrer Affäre mit der Sängerin und wie sie seit dem Finale auf Abstand ging, um Yvonne Raum und Zeit zu geben. Seitdem waren einige Wochen, ohne ein Zeichen von der Brünetten, vergangen. "Steff?", rief Nowi und holte diese aus ihrem Gedankenstrudel zurück. "Hm?", sie blickte in drei fragende Gesichter und realisierte, dass sie die ganze Zeit keinen Ton gesagt haben musste. "Sorry, ich bin-", begann sie, wurde jedoch von Thomas unterbrochen: " - abgelenkt?" Steff zog die Stirn kraus. "Einfach müde, warum müssen diese Meetings so ultra früh stattfinden?", demonstrativ nahm sie einen großen Schluck aus ihrer Tasse. Gerade wollte einer der Jungs etwas sagen, da klingelte es an der Tür und Thomas stand auf, um nachzusehen, wer das sein könnte.

Der Rest der Band blieb am Tisch sitzen und wenig später hörten sie ihn rufen: "Hannes kommst du mal?" Johannes verließ ebenfalls den Raum und ließ Steff mit Nowi zurück. Dieser warf seiner Freundin besorgte Blick zu. "Sicher, dass alles okay ist?" Der Song im Radio wechselte und Steff konnte nicht glauben, was oder vielmehr wen sie da hörte. Es war Yvonne's Song. "Give me time, give me faith cause all I need right now is space." Doch Nowi sprach unbeirrt weiter: "Du kannst mit mir reden, ich merk doch, dass dich was beschäftigt." Steff war in der Zwischenzeit aufgestanden und zum Radio gelaufen, um die Lautstärke zu erhöhen. Sie ignorierte Nowi und dieser wusste, dass seine Freundin Zeit brauchte und auf ihn zukommen würde, wenn es soweit war. Er stand ebenfalls auf, um nachzusehen, wo die Jungs blieben und ihr einen Moment für sich zu geben. Steff versank währenddessen in dem Song und setzte sich auf den Boden unterm Radio. "I know it's hard to explain, but something's in me changed, I can't give you much, but I'll give you my word, we're not out of touch just 'cause I seem insecure, know it's hard to explain, but all I need right now's some space." Sofort dachte sie an Yvonne. Hatte diese den Song für sie geschrieben, war das eine Art Zeichen? Erneut begannen Bilder vor ihrem inneren Auge aufzuflammen. Diesmal von ihrem ersten Telefonat, dass mehrere Stunden gedauert hatte, denn die beiden Frauen verstanden sich auf anhieb und irgendwas lag in der Luft, das wusste Steff schon damals. Sie konnte einfach sie selbst sein. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr ihr das fehlte. Diese Unbeschwertheit und Leichtigkeit, die sie spürte, wenn Yvonne in ihrer Nähe war. Sie nahm ihr Handy in die Hand und öffnete den Chat, der seit mehreren Wochen stillgelegt war. Als sie sah, dass unter Yvonne's Namen "online" stand, begann ihr Herz schneller zu schlagen. "So if I ask you to be patient, be patient with me and when the walls around me break in, you'll be the one that I need." Der Song endete und Steff wischte sich ein paar Tränen von den Wangen. Yvonne war inzwischen wieder offline gegangen. Sie seufzt auf und hörte Stimmen, die immer näher kamen. Schnell stand sie vom Boden auf, wischte noch einmal über ihr Gesicht und richtete ihre Haare. Wenig später stand Vera, Hannes Freundin, in der Tür. Mit einem breiten Grinsen ging sie auf die Schwarzhaarige zu und schloss sie in ihre Arme. "Schön dich zu sehen.", sagte sie, als die beiden sich aus ihrer Umarmung lösten. Doch als Vera die roten Augen von Steff sah, schlugen alle Alarmglocken an. "Alles okay? Du siehst mitgenommen aus." Steff schielte zur Tür, doch von den Jungs war keine Spur. Auf einmal fühlte sie die Last auf ihren Schultern immer stärker werden. All die zurück gedrängten Gefühle und ungesagten Worte multiplizierten sich und ihr Körper spannte sich an. Doch sie wollte nicht mit Vera reden, sondern mit Yvonne. "Ich bin nur müde.", log sie und trat von einem Bein aufs andere. Vera hob wissend die Augenbrauen. Die Jungs hatten ihr erzählt, dass Steff abgelenkt und mitgenommen wirkte. Sie machten sich Sorgen um ihre beste Freundin. Vera überkreuzte die Arme vor der Brust, legte ihren Kopf schief und musterte Stefanie für einen Augenblick. Anders als die Jungs, hatte sie die diesjährige The Voice of Germany Staffel sehr aufmerksam verfolgt und ihr waren, die mehr als eindeutigen Blicke aufgefallen, die Steff und Yvonne miteinander ausgetauscht hatten. Zwar wusste sie nicht, was genau vorgefallen war, doch sie vermutete stark, dass Steff's Zustand etwas mit der Braunhaarigen Sängerin zu tun haben musste, die mit ihren meerblauen Augen, so ziemlich jedem den Kopf verdrehen konnte. Nach einem kurzen Moment der Stille, begann sie zu sprechen: "Manche Menschen brauchen einen kleinen Schubs in die richtige Richtung." Steff's Kopf schnellte nach oben und sie zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Doch bevor sie oder Vera noch etwas sagen konnten, begann "Big Jet Plane" im Radio zu spielen. "I wanna hold her, I wanna kiss her, she smelled of daisies, she smelled of daisies, she drives me crazy, she drives me crazy." Zu dem Song hatte sie Yvonne das erste Mal geküsst. Erneut fluteten Erinnerungen ihre Gedanken - von nervösen Blicken, die zwischen Lippen und Augen tanzten, an das Knistern, dass in der Luft lag, an sanfte Lippen auf ihren, an das Chaos in ihrem Bauch und an den Moment, in dem sie sich fallen ließ und aufgefangen wurde. Steff riss die Augen auf. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Mit einer kurzen Umarmung verabschiedete sie sich von Vera, rannten vom Mut gepackt an ihren Jungs vorbei und rief ihnen nur zu, dass sie sich später melden würde. Auf dem schnellsten Weg machte sie sich auf zu Yvonne's Wohnung.

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