Menagerie 7

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Keijis Tage verfielen in ein regelmäßiges Muster. Reisen bei Tag. Schlafen bei Nacht, wenn die Wagons nahe der Straße standen. Miya schien ihm mehr Essen als sonst zuzustecken, aber Keiji sagte nicht mehr als seinen Dank. Für eine Weile fühlte es sich so an, als ob sein Treffen mit Bokuto nichts weiter gewesen war, als ein Sprung in Monotonie. Er sah den Ritter nicht mehr. Weder bei Nacht, noch in der Ferne bei Tag. Wäre Miya nicht gewesen, hätte Keiji vermutet er hätte ihn sich ausgedacht.

„De bist liebeskrank."

„Bin ich nicht." Keiji war von der Idee an sich beleidigt. Das Flattern in seinem Bauch sagte anderes, aber er ignorierte es.

„Doch, biste," neckte er ihn. „Ich hab dich nie für den sehnsüchtigen Typen gehalten aber herrgott. De bist wie ne Prinzessin im Turm oder sowas."

„Ich weiß nicht wovon du sprichst."

„Er wird zurückkommen, weißte," sagte Miya, die Stimme nun leise und ernst. Er blickte kurz über seine Schulter um zu sehen ob sie belauscht wurden. „'s wär schlecht wenn der Boss ihn hier rumlungernd finden würde. Aber er is in der Nähe."

„Woher weißt du das?" fragte Keiji, die Augen argwöhnisch zusammenkneifend.

„Weil ich anders wie diese Idioten hier, merke, wenn uns jemand verfolgt. Und ich weiß, wenn jemand im Wald is und nich gefunden werden will."

Miya schenkte Keiji sein fuchsiges Lächeln und steckte ihm noch einen Apfel zu, bevor er zurück zum Feuer schlenderte. Es war ein weiterer Goldener. Keiji wusste nicht, woher er die bekam und er war sich sicher, dass es besser war es nicht zu wissen.

Seufzend versteckte er den Apfel unter seiner Decke und legte sich auf den Rücken, die Flügel auf dem Holzboden ausgestreckt. Er konnte sie nicht ganz so weit auffalten wie er es gerne im Käfig gehabt hätte – oft war das eine gute Sache, da manche am Vorbeigehen versuchten seine Federn zu erwischen – aber es interessierte ihn nicht sehr. Keiji war zu eingenommen von Miyas Worten. Jedes von ihnen, von der Erklärung, dass Keiji verliebt sei bis zu seinem Wissen, das Bokuto die Menagerie verfolgte.

Keiji erlaubte sich nicht in Liebe zu schwelgen. Es war weitaus wichtiger darüber nachzudenken was Miya tun würde, jetzt da er wusste, dass Bokuto ihnen folgte. Er hatte keine richtige Loyalität gegenüber dem Magpie. Keiji wusste das, und doch...

Wieder einmal fragte er sich, ob Miya überhaupt ihm gegenüber Loyalität hatte. Zu deren Freundschaft.

Keiji drehte seinen Kopf zum Holz. War Bokuto hier, ihn beobachtend? Konnte er Keiji sehen, wie er nach seinem Schatten zwischen den Bäumen suchte? Der Mond war halb, leuchtete hell genug um sich in der Rüstung zu spiegeln, aber Keiji sah nichts. Er glaubte nicht, dass Bokuto so etwas riskieren würde. Er hatte sogar sein blasses Haar in der ersten Nacht verdeckt.

Zu wissen, dass Bokuto irgendwo dort draußen war, ließ Keiji sich nur noch einsamer fühlen.

Er lenkte seine Gedanken zur Nacht wo sie sich das erste Mal getroffen hatten. Es war ein bekannter Gedanke, vor allem seit den letzten paar Tagen. Er erinnerte sich daran, wie Bokuto ihm durch die Gitterstäbe seine Hände entgegengestreckt hatte, ihm seine Hand der Freundschaft anbot, während sie zusammen Keijis Flucht planten. Sein Griff war fest, aber nicht erdrückend, die Haut vom Benutzen verhornt. Keiji hatte mal dieselben Kallusse an den Händen gehabt, verdient durch Jahre voller Schwertkämpfe.

Er fragte sich wie es wohl wäre diese Hände auf seiner bloßen Haut zu haben, ihn umfassend. Wie sie sich auf seinen Flügeln anfühlen würden. Keiji zitterte ein wenig, spürte wie sich seine Federn kräuselten. Es war schon so lange her seitdem er jemand anderem erlaubte seine Federn für ihn zu putzen. Und noch länger seit er wollte, dass ihn überhaupt jemand anfasste.

Miya hatte recht. Er war sehnsüchtig.

When Angels Fall (deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt