Farewell...

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„Schatz wach auf! Es gibt Frühstück und wir müssen noch mit dir reden", erklang die Stimme meiner Mutter und riss mich aus der Welt der Träume. Müde setzte ich mich auf, gähnte und steckte mich ausgiebig. Anschließend stieg ich aus meinem Bett und zog mich um. Danach weckte ich Oz, ging schlaftrunken die Treppe runter und betrat unsere Küche. Der Tisch war bereits gedeckt und meine Eltern lächelten mich an. Aber irgendetwas war anders, ich wusste jedoch nicht was. Nachdem ich mich zu ihnen auf einen Stuhl gesetzt hatte, begann mein Vater zu sprechen: „Amy..." „Fischl!", unterbrach ich ihn. Er seufzte kurz und fuhr dann fort: „Fischl... Deine Mutter und ich werden heute aufbrechen, da wir eine neue Mission bekommen haben. Es sollen ein paar Abgrundmagier in einer Höhle gesichtet worden sein. Deshalb müssen wir direkt nach dem Essen aufbrechen." Ich hasste es, wenn die beiden auf irgendwelche gefährlichen Missionen gingen und ich alleine zurückblieb. Ich wollte lieber dabei sein und auf die beiden aufpassen! Jetzt hatte ich zwar Oz, aber ich hatte trotzdem das Bedürfnis ihnen zu helfen. „Ich will mit!", rief ich enthusiastisch. Vor den beiden und Oz sprach ich normal, doch zum niederen Volk zeigte ich meine Adelsherkunft! Immerhin mussten sie ja irgendwann begreifen, dass sie mich auch wie eine Prinzessin behandeln und zu mir aufsehen sollten. Meine Eltern sahen sich unsicher an und meinten, es sei zu gefährlich für mich. „Ich bin jetzt sechzehn und kein kleines Kind mehr! Außerdem kann ich gut mit dem Bogen und meinem göttlichen Auge umgehen", protestierte ich. Die beiden wollten gerade etwas erwidern, als auch Oz sich einmischte: „Wenn ihr erlaubt, ich werde gut auf das Fräulein aufpassen." Einige Minuten war es still, doch dann meinte mein Vater auf einmal: „Du darfst mit, aber..." „Wirklich?", schrie ich aufgeregt. „Ja, aber unter einer Bedingung, du wirst, wenn wir es dir sagen, schnell abhauen. Immerhin wollen wir nicht, das dir etwas passiert", beendete er seine Aussage. Voller Energie sprang ich auf, stopfte mir eine Scheibe Brot in den Mund und rannte in mein Zimmer, um meinen Bogen zu holen. Etwa zehn Minuten später waren meine Eltern, Oz und ich auch schon auf dem Weg durch das riesige Stadttor. Ich war noch nie weiter als bis zur Brücke gegangen, da ich zu unerfahren war und mich jederzeit ein Monster hätte angreifen können. Doch in den letzten zwei Jahren habe ich immer mal wieder mit Oz trainiert. Ich hatte auch die Kontrolle über mein Göttliches Auge. Die Elektrokraft zu kontrollieren, ist mir am Anfang ziemlich schwergefallen. Am Anfang musste ich sogar einige Stromschläge einstecken. Aber jetzt wusste ich damit umzugehen. „Gut, wir müssen in Richtung Nord-Ost, durch den Flüsterwald und beim Sternfallsee anschließend nach Süden. An der Felswand soll der Eingang zur Höhle sein", meinte mein Vater. Während wir dem Weg durch das Dickicht des Waldes gingen, stieg die Nervosität in mir. Es war immerhin meine erste richtige Mission. Ach, das wird schon!
Nach einer viertel Stunde hatten wir den See erreicht und von weiten konnte ich schon den Höhleneingang sehen. „Da hinten!", rief ich aufgeregt und voller Tatendrang. Zusammen gingen wir angriffsbereit darauf zu. Wie viele es wohl waren? Vorsichtig betraten wir die Höhle und sahen uns um. An der Decke war ein Loch, durch welches Licht schien und somit das Dunkel erleuchtete. „Da vorne", flüsterte meine Mutter und zeigte auf den Feind. Vor uns schwebte ein Hydro-Abgrundmagier. Er hatte uns noch nicht bemerkt, also konnten wir uns unauffällig anschleichen. Wir zogen unsere Waffen und schlugen zu dritt auf dessen Schild ein. Dieses bekam ein paar Risse, doch nun wehrte sich der Gegner. Das Monster ließ eine Wasserblase erscheinen und schleuderte sie auf mich zu. Es ging so schnell, da ich nicht reagieren konnte. Ich war einfach darin gefangen und konnte mich nicht befreien. Sie schwebte ein paar Meter nach oben und blieb in der Luft stehen. Das Monster sah unzufrieden zu mir, da es jetzt nichtmehr an mich herankam. Doch genau diesen Moment nutzte meine Mutter, um das Biest mit ihrem Schwert zu erstechen. Ich dachte wir hätten es geschafft, doch plötzlich kam, wie aus dem Nichts, ein weiterer Abgrundmagier dazu. Er Schoss mehrere Eiszapfen nach vorne. „Vorsicht!", brüllte ich, da meine Eltern ihn nicht bemerkt hatten. Erschrocken drehte sich mein Vater um, konnte aber nichtmehr ausweichen. Ehe ich mich versah, wurde er vom Eis durchbohrt und fiel blutend zu Boden. „Papaaaa!", kreischte ich entsetzt, konnte mich jedoch immer noch nicht bewegen. Ein weiterer Abgrundmagier taucht auf. „Oz! Hilfe!", brüllte ich meinem Begleiter zu. Dieser sah zu mir hoch, dachte kurz nach und schoss anschließend auf die Blase. Mein Käfig zerplatzte und ich fiel runter. Meine Mutter fing mich kurz vor dem Boden auf und ich sah in ihr tränenüberströmtes Gesicht. Ich war in keiner besseren Verfassung. Schnell zog ich meinen Bogen hervor, spannte ihn, sammelte meine Kraft und schoss auf das Monster, welches meinen Vater angegriffen hatte. Das Schild zersprang und meine Mutter brachte das Wesen um. Schnell eilte ich zu meinem Vater und hielt ihn in meinen Armen. „Meine Tochter... flieh mit... d....deiner... Mutt...", er stoppte plötzlich zu Atmen und seine Augen wurden leblos. „Nein! Nein! Nein!", weinte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. Dort, wo eigentlich ein Herz schlagen sollte, war nur die Stille und Dunkelheit. „A...Fischl! Wir müssen weg hier!", schrie meine Mutter, welche genauso aufgelöst war, wie ich. Ich blickte auf und sah zwei Abgrundmagier, welche auf uns zu kamen. Mit ihren Pyrokräften steckten sie die gesamte Höhle in Brand. Ich wollte nicht, aber ich musste meinen Vater zurücklassen, um mit meiner Mutter lebendig hier heraus zu kommen. So schnell ich konnte stand ich auf und folgte ihr. Kurz sah ich zurück und erkannte Oz, welcher mit einem weiteren Abgrundmagier kämpfte. „Flieht mein Fräulein! Ich werde oben rausfliegen!", rief er mir zu und ich rannte zusammen mit meiner Mutter weiter. Doch dann griffen die Monster uns an. Einer der Gegner ließ wie aus dem nichts eine Stichflamme aus dem Boden kommen. „Ahhh" Ein schrecklicher Schmerz durchzog meinen Kopf. Das Feuer hatte mich direkt im linken Auge getroffen und meine Haare fingen Feuer. Darauf folgte noch ein Angriff, jedoch von einem Hydro-Abgrundmagier, welcher mich mit Wasser überflutete. Es tat höllisch weh als es gegen mich prallte, aber ich durfte nicht stehen bleiben! Wenigstens brannte ich nichtmehr. Meine eine Hand hielt ich über mein verletztes Auge und mit der anderen umklammerte ich meinen Bogen. Dann hatten wir endlich den Ausgang erreicht. Doch anstatt eine Möglichkeit zu bekommen, erleichtert aufzuatmen, kam das nächste Unheil auf mich zu. Über uns hörte ich, wie der Eingang der Höhle einzubrechen drohte. Ich war zu langsam! Wir würden es nicht schaffen! Verdammt! „Ich liebe dich meine Tochter!", rief plötzlich meine Mutter und stieß mich mit voller Kraft nach vorne. Ich hatte so viel Schwung, dass ich außerhalb der Höhle noch einige Meter weiter rollte und schließlich gegen einen Baum krachte. Für einen Moment war es, als wäre die Welt stehen geblieben. Als ich die Augen öffnete, bemerkte ich, dass ich auf meinem linken Auge nichts sehen konnte. Das Feuer hatte es zu stark verletzt. Obwohl ich starke Schmerzen hatte, versuchte ich aufzustehen. Ich stützte mich etwas am Baum, gegen den ich gerollt bin und sah mich vorsichtig um. Blut... Es lief unter den Trümmern des Höhleneingangs heraus. Oh nein... Meine Mutter hatte mich vorgestoßen, um mich zu retten doch wurde dadurch unter den Steinen verschüttet. Tränen überströmten mein Gesicht und in meinem Herzen breitete sich Dunkelheit aus. Ich spürte etwas, das ich seit langem nichtmehr gefühlt hatte, Einsamkeit...
„Mein Fräulein! Es geht euch gut!", rief mir plötzlich Oz entgegen und kam auf mich zu geflogen. „M...eine El...t..e..", ich brachte es einfach nicht über meine Lippen. Der Rabe sah mich mitfühlend an und sprach: „Ihr müsst jetzt stark sein, ihr seid die Prinzessen der Verurteilung. Euer linkes Auge ist das allsehende Auge der Verurteilung, das alles Wahre grauen der Welt offenbart. Es zeigt die qualvolle Seite dieses Universums und offenbart sie allen, die hineinsehen. So viel Schmerz und doch, es zeigt, dass ihr überlebt habt und einer Prinzessin würdig seid. Der Kaiser und die Kaiserin, würden nicht wollen das ihr eure Träume aufgebt oder euch selbst verliert. Also lass uns gehen und eine ehrwürdige Trauerfeier zu ehren unserer gefallenen Ahnen vollziehen." Mit meinem Handrücken wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Er hatte recht, ich durfte nicht aufgeben, ich musste weiter meine Ziele anstreben und stark bleiben. Und doch, war da ein riss in meinem Herzen, welcher sich womöglich nie wieder schließen würde...

I'll be there for you // Genshin Impact FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt