out of control

120 7 1
                                    


Einige Tage vergingen, in denen ich viel Zeit mit Bennett verbracht hatte. Oz ging es mittlerweile auch wieder gut. Für heute hatten wir geplant, wieder auf eine Mission zu gehen. So wie fast jeden Morgen, wurde ich von Bennett geweckt, welcher an meiner Haustür klopfte. Daraufhin frühstückten wir zusammen und machten uns anschließend fertig, um ins Abenteuer zu starten. Motiviert maschierten wir mal wieder zu Katheryne und Oz fragte welche Missionen es heute zu erledigen gab. Die Frau lächelte und meinte: „Beim Windstieg wurde ein Cryo-Abgrundmagier gesichtet, es wäre wirklich gut, wenn ihr euch um ihn kümmern würdet." Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und ich starrte sie mit ausdruckslosen Augen an. Ohne es zu wollen, hatte sie mich an meine Eltern erinnert, welche diesen Monstern zum Opfer gefallen waren. „Ähm Fischl... Du siehst gerade aus wie eine Leiche... wir können auch wann anders auf ein Abenteuer gehen, falls das zu viel für dich ist...", meinte Bennett unsicher und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Nein, schon gut. Ich will mich an diesen Biestern rächen!", erklärte ich mit zittriger Stimme. Der Junge nickte und kurze Zeit später verließen wir auch schon die Stadt.
Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir die weitläufige Ebene. „Da vorne!", rief Bennett aufgeregt und zeigte zu dem großen Baum, unter dem eine Statue der Sieben stand. Der gesuchte Feind drehte dort seine Runden und fror etwas den Boden ein, während er darüber schwebte. Ich packte meinen Bogen, zielte auf das Ungetüm und schoss einen elektrisch geladenen Pfeil darauf. Das Schild, welches ihn umgab, bekam einige Risse. Bennett stürmte los, und nutzte seine Pyrokraft, um es weiter zu beschädigen. Oz gab diesem den Rest und der Gegner fiel benommen zu Boden. Ich schoss einige Pfeile auf das Monster, selbst nachdem er schon längst tot war, attackierte ich ihn weiter. Ich ließ all den Frust, der sich in mir angesammelt hatte, heraus. Ich stoppte erst, als ich Bennetts beruhigende Stimme war nahm und er mir sanft über den Rücken strich: „Alles ist gut, du hast ihn besiegt, beruhig dich." Ich umarmte ihn und einige Tränen flossen mir über die Wangen. Er wusste einfach wie er mich trösten konnte. Ich hatte mich schon öfters an seiner Schulter ausgeweint und er hatte mir einfach sanft über den Rücken gestreichelt. Ich war ihm wirklich dankbar dafür. Als wir uns lösten sah der Junge plötzlich begeistert hinter mich und rief: „Schau mal! Da ist eine Kiste! Wir finden darin bestimmt tolle Schätze!" Ich wischte mir einmal über mein Gesicht und ging dann darauf zu. Vorsichtig kniete ich mich auf den Boden und öffnete den Deckel. Tatsächlich! Dort befand sich einiges an Mora und Artefakten. „Wow, sowas tolles habe ich noch nie gefunden!", schwärmte der Blondhaarige begeistert. Er nahm eines der Artefakte in die Hand, tat ein paar Schritte zurück und begutachtete es. „Na was haben wir denn da?", erklang plötzlich eine fremde Stimme hinter uns. Als ich mich gerade umdrehte hörte ich wie Bennett erschrocken aufkeuchte und sah, wie er auf die Knie fiel und sich mit seinen Händen über dem Boden schützte. Er begann zu husten und Blut lief aus seinem Mund. In seinem Rücken steckten zwei Pfeile und aus den Tiefen Wunden lief ebenso die dunkelrote Flüssigkeit. Erschrocken sprang ich auf und blickte die Angreifer an. Es war eine Gruppe von Schatzräubern, welche diabolisch grinsten. Einer von ihnen sprach mit einem gehässigen Unterton: „Weißt du kleine, wenn du uns den Schätzt überlässt, dann lassen wir dich laufen. Aber ich befürchte dein kleiner Freund hier, wird sterben." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und sah abwertend auf den Jungen herab. Nicht mal Oz wusste, wie er reagieren sollte und flog stumm neben mir. Sie waren in der Überzahl und ich hatte keine Chance gegen sie. Nein, nein, nein, nein! Das durfte nicht sein, ich konnte nicht noch jemanden verlieren. Plötzlich konnte ich schreie hören, jedoch existierten sie nur in meinem Kopf. Sie wurden immer lauter und schriller. Es waren die Stimmen meiner Eltern, die meinen Namen brüllten. Immer und immer wieder. Dann sah ich Blut... so viel. Mir wurde bei diesem Anblick übel. Mein Vater lag vor mir am Boden. Doch er war blass wie eine Leiche und atmete nichtmehr. Der Mann war tot und über ihm schwebte sein Mörder, der Abgrundmagier. Im nächsten Moment verblassten diese Erinnerung und ich fand mich in der Bibliothek wieder. Oz flog vor mir und ich wollte meine Hand nach ihm ausstrecken, ihn in den Arm nehmen. Doch kaum hatte ich ihn berührt, zerfiel er zu staub. Es blieb nur ein Häufchen Elend auf dem Holzboden zurück. „Ich liebe dich meine Tochter!" Diesen Satz hörte ich immer wieder in meinem Kopf. Doch ich sah nicht meine Mutter, die diese Worte sagte, sondern nur das Blut, welches unter den Trümmern herauslief. Die Schreie wurden langsam fast unerträglich und nun konnte ich Bennett vor mir sehen. Seine Augen waren weit aufgerissen und er lag regungslos auf dem Boden. Alles an ihm war leblos und ich hörte nur eine Stimme in mir welche mir sagte: „Er ist tot, du hast alles verloren..." Die Schreie meiner Eltern verblassten, doch dieses Mal, begann ich zu schreien. Ich sank auf meine Knie, schloss die Augen und presste meine Hände auf die Ohren. Ich brüllte mir all den Schmerz aus dem Leib. Ich öffnete meine Augen und alles um mich herum wurde dunkler und änderte sich zu einem Wirbel aus Blitzen. Die ganze tödliche Elektrizität floss aus meinem göttlichen Auge, welches nun vor mir Schwebte. Ich fühlte mich, als würde eine andere Macht mich steuern und streckte meine Hand nach vorne, in Richtung der Feinde. „Hört mein Urteil! Ich verbanne euch auf ewig in die Welt der Untoten! Verlasst das Lichtreich und kehrt niemals zurück!", meine Stimme war ohrenbetäubend laut und durchschnitt die Luft. Im nächsten Moment konnte ich die Schmerzerfüllten schreie der Feinde hören. Leblos stürzten sie zu Boden und zerfielen zu Staub. Ich hatte die Kontrolle über meine Kräfte verloren und hatte sie mit nur einer Handbewegung ausgelöscht. Doch das Chaos in mir stoppte erst, als eine schwache Stimme zu mir hindurch drang: „Fischl, beruhig dich, es wird alles gut..." Diese holte mich zurück in die Realität. Bennett! Als der Sturm sich legte kippte ich kraftlos nach vorne und lag schwach im Gras. Einige Meter von mir entfernt war der verletzte Junge. Sofort stemmte ich mich hoch und kroch auf ihn zu. Ich zog ihn in meine Arme und sah ihn verheult an. Was sollte ich nur tun? Würde ich nicht schnell etwas unternehmen, dann würde er verbluten! Dann fiel mir etwas Bedeutendes ein, ich hatte einen Heiltrank für Notfälle mitgenommen. Ich kramte kurz in meiner Tasche und zog das Fläschchen anschließend heraus. „Das wird jetzt weh tun... aber es muss sein", erklärte ich und riss die Beiden Pfeile aus seinem Rücken. Schmerzerfüllt schrie er auf und erneut hustete er Blut. Ich öffnete schnell das Fläschchen und kippte die Flüssigkeit in seinen Mund. Ich begutachtete die tiefen Wunden an seinem Rücken, welche sich etwas schlossen, jedoch nicht ganz heilten. „Am besten wir gehen nach Mondstadt zu Barbara, sie heilt mich immer, wenn ich Verletzungen habe", hauchte er mit schwacher Stimme. Ich legte mir einen seiner Arme um die Schulter, zog ihn hoch und stütze ihn beim Laufen. Oz flog schon einmal voraus, um der Bischöfin Bescheid zu geben.
Als wir endlich die Kathedrale erreicht hatten, stürmte uns das Mädchen besorgt entgegen. Vorsichtig setzte ich Bennett auf eine der Bänke im Gebäude. Barbara musterte besorgt die Wunden und meinte: „Der Rabe hat erzählt, du hättest ihm einen Heiltrank gegeben. Das war wirklich gut, hättest du auch nur etwas länger gewartet, wäre er vermutlich verblutet. Da hattest du wirklich sehr viel Glück Bennett." Während das Mädchen die Verletzungen heilte fragte der Junge ungläubig: „Ich hatte Glück?!" Die Bischöfin und ich nickten synchron. Plötzlich begann er breit zu grinsen und fiel mir um den Hals. „Danke", flüsterte er mir ins Ohr und ich begann nun auch zu lächeln. Er hatte es geschafft... Nein... Wir hatten es geschafft!
Als ich später zuhause ankam fiel ich einfach erschöpft in mein Bett und schlief ein. Der Fakt, das ich immer noch meine dreckigen Klamotten, an denen Bennetts Blut klebte, trug, war mir ziemlich egal. Ich wollte einfach nur Schlafen und diesen scheckigen Tag vergessen. Ich hatte erneut meine Eltern vor meinen Augen sterben sehen und auch noch fast Bennett verloren. Der Junge war mir wirklich unendlich wichtig geworden. Ich würde alles tun um ihn zu schützen.

I'll be there for you // Genshin Impact FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt