5. Kapitel

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~1. März 2019, kurz nach Mittag, Hotel London~

Ich stand in einem leeren Hotelzimmer.
Sah auf meine Uhr.
13:03 Uhr.
Und dabei war ich sonst die, die immer zu spät war.

Dann wurde die Tür aufgerissen.
Eine junge Frau, Anfang zwanzig, schmale Figur, wahrscheinlich war kein Gramm an ihr aus Fett, jedoch auch keines aus Muskeln, die sie ernsthaft trainiert haben könnte. Ihr schmales Gesicht mit hellen blauen Augen und kleiner Nase mit wenigen Sommersprossen wurde von gewellten hellbraunen mit hellen und dunklen Strähnchen durchzogen Haaren umrahmt.
Eine Barbiepuppe, hätte meine Mum jetzt gesagt. Ich musste bei dem Gedanken kurz lächeln.

Sie sah aus wie die Hauptpersonen in den Filmen und Bücher, in denen es um das unbeliebte Mädchen geht, welches zusätzlich gemobbt wird und total arm ist.

Doch ich wusste, dass das Exemplar vor mir, nicht arm, gemobbt oder gar unbeliebt und schüchtern war. Sie wusste, dass sie gut aussah. Und sie zeigte es.
Ich war mich sicher, dass sie morgens aufstand, sich auf ihr Laufband stellte und nach drei Stunden Trainieren dann einen halben Apfel aß.

Dio.
Ich und meine Vorurteile.

Die Barbiepuppe stellte sich vor mir hin.
Sie stand auf High-Heels und musste trotzdem leicht zu mir hoch sehen.
„Wer bist zu, wenn man fragen darf?", fragte sich und bemühte sich zu lächeln. Doch ihre Stimme spuckte mir ihre Arroganz nur so entgegen.

„Cienna Amore. Ihr Bodyguard, Ms. Smyth.", sagte ich freundlich und hielt ihr meine Hand hin.

Sie sah mich missbilligend an.
Spuckte mit ihrem Blick in meine Hand.

„Unter Bodyguard hatte ich mir etwas anderes vorgestellt.", sagte sie und ging zu dem kleinen Mann Anfang seiner Zwanziger, der vorhin an der Tür stehen geblieben war.

Tat mir ja auch leid, dass ich kein hochgewachsener Mann mit dunkeln Haaren, leuchtenden Augen, tollem Lächeln und Massen an Muskeln war.
Nein, eigentlich tat es mir nicht leid.
Ich zog die Ärmel meines Jacketts weiter runter.

„Aber Ms. Sie bekommen doch einen zweiten Bodyguard zur Seite gestellt. Sein sie doch nicht gleich enttäuscht.", sagte der kleine Mann. Aha danke.

Warte.
Warte!
Was?
Wen?
Woher?
Von uns konnte er nicht sein, denn das wüsste ich.
Also von einer anderen Agentur.
Das konnte ja noch lustig werden.

Da klopfte es auch schon an der Tür.
Mein Handy klingelte in meiner Tasche, kaum hörbar. Ich sah schnell auf meine Uhr. Ethan.
Da musste ich rann. Eigentlich. Ich schrieb ihm schnell, dass es gerade ungünstig war.

„Das hatte ich mir unter ‚Bodyguard' vorgestellt.", ertönte Amandas erfreute Stimme.
Riss mich aus meinen Gedanken.

Ein 1,98 Mann mit dunklen Haaren und hellen Augen stand im Raum.
Meine Augen weiteten sich. Das musste ein Witz sein. Ein schlechter Scherz. Sehr schlecht. Schlechter als die, die ich regelmäßig brachte.

Als er mich erblickte, runzelte er ebenfalls verwundert seine Stirn. Dann verfiel er in sein Grinsen.
„Das Sie von ihr nicht sonderlich begeistert, waren kann ich mir vorstellen.", flüsterte er Amanda lachend zu.
Doch laut genug, dass ich es noch verstehen konnte. Und er wusste es.

Ich wollte mich übergeben. Zwei Minuten im Raum und schon flirtete er mit ihr.
Er bemerkte wohl meinen Gesichtsausdruck und kam auf mich zu.

You call it Anaxiphillia Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt