17. Leben, lieben, lachen

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Peter streckte den Kopf zur Tür hinein und sah sie erwartungsvoll. "Hey, kommt ihr? Gleich gibt es Abendessen."

Scheinbar ungerührt trat Sirius einen Schritt zur Seite, doch sein Herz pochte noch voller Adrenalin; Remus dagegen strich verlegen seine Kleider glatt. Beide Jungen versprachen in ein paar Minuten nachzukommen und taten beinahe auffällig unauffällig, als wäre gerade nichts Erwähnenswertes geschehen, doch Peter schien nichts zu bemerken und verschwand schulterzuckend wieder. Erleichtert atmete Sirius aus. Eine Minute früher und sie wären erwischt worden.
Sofort rügte er sich für diese Gedanken. Sie hatten schließlich nichts Verbotenes getan.

"Kann man dich etwa nicht einmal küssen, ohne, dass jemand ins Zimmer kommt?", kommentierte Remus lachend.
"Scheinbar... Übrigens danke für die Ablenkung damals", meinte Sirius nachdenklich, "Ich denke nicht, dass ich sonst jemals meine Gefühle zugelassen hätte."
"Es war mir eine Ehre!" Remus sah ihn sanft an, gab ihm einen Kuss auf den Mund und schlang die Arme um Sirius' Taille, "Denn ich liebe dich auch, Tatze."

Und Tatze und Moony hätten glücklicher nicht sein können.

Ein paar Tage später eilte das frischgebackene Pärchen zur Großen Halle und auf den Gryffindortisch zu, die Hände unschuldig in den Hosentaschen verstaut. Das Essen war bereits im vollen Gange und durch die Luft sirrten hunderte Gesprächsfetzen. Die Jungen ließen sich, ihren Freunden gegenüber, auf der Bank nieder. Sogar Lily saß heute mit rosa Wangen neben James, dessen Augen vor Freude glänzten, und plauderte ausgelassen. Sirius und Remus tauschten mit Peter vielsagende Blicke und der Black grinste anzüglich.

Kurz darauf jedoch nestelte er nervös an seinem Hemdsaum. Ein Gedanke war ihm gekommen: Sie konnten ihren Freunden doch ihre Beziehung nicht verheimlichen? Wie würden sie es aufnehmen? - Was hatte Professor Slughorn noch einmal gesagt, als er sie fälschlicherweise - oder zum Glück - in einer Beziehung geglaubt hatte? Sie werden es schon verstehen.
Unauffällig tastete Remus, wie nun jeden Tag, unter dem Tisch nach der Hand seines Freundes und ihre Finger verschränkten sich. Diese Geste erwärmte Sirius' Herz und sie sahen sich aus dem Augenwinkel kurz verliebt an.

Kaum zu glauben: Er, Sirius Black, ein Turteltäubchen! Aber irgendwie konnte er es sich bei Moony einfach nicht verkneifen... Er war einfach zu knuffig! Beruhigend drückte er Remus' Hand, die er am liebsten nie wieder loslassen würde. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Moony nun ihm gehörte - ganz alleine. Sirius lächelte verträumt. Vielleicht war er ein ganz klein wenig besitzergreifend.

Ein Klirren ließ ihn zusammenzucken. Lily murrte genervt und kletterte ächzend unter den Tisch, um ihre heruntergefallene Gabel aufzufischen. Als sie nicht sofort wieder auftauchte, lugte Sirius zu der Rothaarigen unter die Tischplatte, um ihr bei der Suche nach dem Besteck behilflich zu sein. Lily sah sich zwischen den vielen Schülerbeinen etwas ratlos um und zog nachdenklich eine Schnute. Erleichtert entdeckte sie die Gabel hinter James' Schuh, griff danach und wollte sich wieder aufrichten. Genau in diesem Moment sah Lily zu Sirius auf und entdeckte die verschlungenen Hände der Jungen auf Remus' Oberschenkel. Sie stockte in ihrer Bewegung und ihre Augenbrauen schossen überrascht in die Höhe. Ihr Mund formte ein 'Oh'.

Sirius lächelte provozierend zu ihr herab und strich zärtlich über die Hand seines Freundes, der ihm dafür lachend in die Seite knuffte. Lily verdrehte grinsend die Augen und streckte ihm die Zunge raus. Dann wandte sie sich ab, setzte sich wieder auf ihren Platz und säbelte ungerührt an ihrem Pfannkuchen herum.
"Ich denke", meinte sie schließlich beiläufig und steckte sich vergnügt ein Stück Pfannkuchen in den Mund, "Sirius und Remus haben euch etwas zu erzählen..."
Der Black warf ihr einen bitterbösen Blick zu, Moony wurde knallrot im Gesicht und verbarg es in seiner freien Handfläche. Keiner der beiden sagte etwas.

"Hm?", James und Peter sahen fragend auf, "Was ist denn? Tatze? Moony?"
"Uhm", machte Remus und hüstelte verlegen, auch Sirius rutschte etwas ertappt hin und her. Jetzt musste es raus.
"Wir ... sind zusammen", ergriff er blitzschnell die Initiative.
"Ah?" James sah sie verwirrt an. Als Beweis hob Sirius stolz seine Hand mitsamt der seines Freundes. Remus' Ohren glühten. "Ach komm, kleiner Werwolf, das muss dir doch nicht unangenehm sein!", zog Sirius ihn grinsend auf und gab ihn einen kleinen Kuss auf die Wange.
Dann warf er einen kurzen Blick zum Lehrertisch und er hätte schwören, dass Professor Slughorn sich gerade, leicht schmunzelnd, reichlich wenig mit seinem Essen beschäftigte. Wie neugierig konnte man bitte sein?

"Oh, okay ... Das- das muss ich erstmal verdauen... Könnt ihr das vielleicht etwas genauer erläutern?", lachte Krone leicht verunsichert auf, doch seine Augen blitzten frech. Es war einer dieser Momente, in denen Sirius genau wusste, weshalb James und Lily so verdammt gut zusammenpassten.

"Später bestimmt, Krone!", versprach Sirius ehrlich, "Aber Moony und ich machen jetzt einen kleinen Ausflug auf meinem Motorrad, nicht wahr?" Und er zog seinen Freund hoch, der ihn skeptisch ansah. "Hilfe? Das wär' mir jetzt neu...", raunte er hinter seinem Handrücken den anderen verzweifelt zu, doch Sirius zog ihn ohne Widerrede hinter sich her und winkte den anderen, die lachend hinterherjohlten.

Draußen angekommen schob Sirius sein, ihm beinahe heiliges, Fahrzeug herbei. Fröstelnd rieb sich Remus die Arme, schwang sich aber dann doch klaglos ebenfalls auf den Sitz und klammerte sich an Sirius fest, der ihm eine angenehme Wärme spendete.

Es war eine wundervolle Neumondnacht, tausende Sterne glitzerten am Himmelszelt. Am hellsten aber leuchtete der Sirius.

Zufrieden schmiegte sich Remus noch ein wenig enger an den Jungen, den er so liebte. Dieser drehte sich zu ihm um und sah ihn liebevoll mit seinen grauen Augen an. Seine schwarzen Haare wehten leicht im Wind, auf seinen zart geschwungenen Lippen lag ein glückliches Lächeln. Die Bäume hinter ihm blühten zahlreich und der See glitzerte geheimnisvoll. Schöner hätte der Werwolf es sich niemals ausmalen können.

Der Motor röhrte auf und eine freudige Erwartung erfüllte ihn, kribbelte in seinen Fingern. Er freute sich auf die nächsten, Tage, Wochen, Jahre; freute sich auf seine Zeit mit Sirius.

"Bereit?", fragte der Black schmunzelnd und strich dem Werwolf sanft eine Strähne aus der Stirn. Remus lächelte ehrlich.

"Bereit, wenn du es bist!"

Survive - WolfstarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt