Kapitel 14 - Der Hoffnungsschimmer

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Seit Artus' und Harrys Gespräch waren, so nach Harrys Zählung, der ähnlich, wie Artus, als er in Larnok gewesen war, vorgegangen war, mindestens eineinhalb Wochen vergangen. Der alte Mann hatte ihm noch einiges erzählt; so zum Beispiel seine Familiengeschichte (was Harry durchaus spannend fand, da sie einige Dramen bot) und seine Vergangenheit und auch die mit Mary und Elizabeth. Vor allem aber, hatte er ihm noch Ratschläge gegeben, wie er die Macht der zwei mächtigen Reinbluthäuser nutzen könnte. Für Harry war es fast unverständlich – warum sollte Artus ihm Tipps geben, wenn er sowieso nicht aus Askaban rauskam? Als er ihm einmal diese Frage stellte, hatte der alte Mann nur leise gelacht und dann gesagt, dass er abwarten müsse. So oder so – nachdem sie aus der Gedankenwelt rauswaren, war die Zeit glücklicherweise für Harry kaum langweilig gewesen – auch wenn sie schon über alles Mögliche gesprochen hatten.

So kam es, dass an einem Tag, als Harry gerade an die Wand gelehnt saß und vor sich hin döste, Artus plötzlich aufgeregt „Es ist endlich soweit!" rief.

Schläfrig öffnete Harry seine Augen und gähnte. „Was ist los?", fragte er träge.

„Ich... ich glaube, dass du endlich abgeholt wirst!", sagte Artus fröhlich.

Sofort wurde Harry panisch. Wie konnte er daran Spaß haben? „Was?!"

„Auf Wiedersehen, Harry", sagte der alte Mann stattdessen. „Es war schön, doch kennengelernt zu haben!"

Die Panik schlang ihre eisernen Fesseln um ihn und er hatte das Gefühl, darin zu ertrinken. „Artus? Artus!"

„Kümmere dich gut um deine Freundin", fuhr dieser fort, „ja?"

„Ähm... auf Wiedersehen", murmelte Harry. Langsam beruhigte er sich wieder. Meinte Artus gar nicht, dass er sterben würde? Würde er aus Askaban herauskommen?

Plötzlich traf ihn ein Lichtstrahl. Es war gerade einmal Licht aus einem Zauberstab; nicht allzu hell, aber Harry, der seit Wochen kein Sonnenlicht mehr gesehen hatte, traf es umso mehr. Er schloss hastig seine Augen und hob zusätzlich seinen Arm vor sein Gesicht, um es abzuschirmen.

„Reagieren tut er schon mal", hörte er eine leise Frauenstimme. „Nicht allzu schlecht, denke ich. Aber er sieht dürr aus."

Harry öffnete blinzelnd seine Augen und starrte einen Mann und eine Frau entgegen, die im Eingang zu seiner Zelle standen. Seit wann war dort eine Tür? Hinten ihnen war es dunkel, aber aus ihren Zauberstäben drang Licht in die Zelle und erneut wurde ihm bewusst, wie klein sie eigentlich mit den Metallwänden war. Er konnte nicht einmal seine Beine ausstrecken.

„Mr Potter?", fragte die Frau und lächelte ihn freundlich an. „Mein Name ist Tonks und das", sie nickte dem Mann zu, „ist Whittero. Wir sind hier um Sie abzuholen."

„Abzuholen?", wiederholte Harry mit heiserer Stimme. „Warum?"

„Sie werden es gleich sehen", antwortete Tonks. Sie schob eine ihrer braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht und lächelte ihn ermutigend an. „Es wird Ihnen nicht schaden; tatsächlich wird es Ihnen mit Sicherheit gefallen!"

Er runzelte die Stirn, richtete sich aber auf. Kurz sackte er zusammen, sodass die Frau zu ihm eilte und ihn einige Momente lang stützen musste. „Brauchen Sie Hilfe?"

„Nein", murmelte Harry und schüttelte den Kopf. „Ich schaffe das schon." Er trat über die Schwelle seiner Zelle und betrat damit einen steinernen Korridor, an dem auf der anderen Seite im regelmäßigen Abstand Fackeln an der Wand angebracht waren. Auf seiner Seite gab es einige metallene Türen, wie die, aus der sie gerade kamen. Vermutlich waren es weitere Zellen.

Plötzlich fiel ihm etwas ein: Während des gesamten (und zugegebenermaßen kurzen) Gespräches mit den Wärtern (das jedenfalls dachte er, waren sie) hatte Artus kein Wort gesagt. Er konnte es verstehen, schließlich sollten sie nicht wissen, dass er es geschafft hatte, die Schutzzauber zu senken, aber er fühlte sich nicht wohl dabei, den alten Mann zurückzulassen.

Machtspiel - Der neue LordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt