Smaragde blitzten zwischen den Saphiren und Bernsteinen umher. Alle Augen waren auf den schwarzen Kater gerichtet, der im Lagereingang stand.
Er stand ruhig da, ohne ein Wort zu sprechen. Er rührte sich nicht, hatte seinen finsteren Blick nur auf die Katzen vor sich gerichtet - auf die Katzen, die ihm vertraut hatten.
Sie waren die Katzen, für die er diese harte Reise überhaupt erst angetreten hatte. Die Katzen, für die er jeden Tag gekämpft hatte. Die Katzen, für die er fast gestorben wäre.
Doch dann hatte er sie verlassen, war einfach verschwunden, ohne ein Wort zu sagen. Keiner hatte gewusst, wohin er gegangen war. Was mit ihm geschehen war. Sie hatten sich Sorgen gemacht.
Und nun stand er einfach wieder hier - nach einigen Sonnenaufgängen, und blickte sie an, als wäre nie etwas gewesen. Was erwartete er? Verständnis? Hoffnung?
Die Gedanken der schwarzen Kätzin rasten, als sie ihren zurückgekehrten Clan-Gefährten beobachtete. In ihrem Kopf spiegelte sich nur eine Frage wider: Wo warst du?
Leises Gemurmel zog nun durch die Reihen der Katzen. Sie flüsterten unverständliche Kleinigkeiten, die man unmöglich hätte verstehen können.
Nicht hörbar und dennoch existent.
Ein Räuspern zog die Aufmerksamkeit des Clans wieder auf sich. Der braun gescheckte Anführer hatte sich vor seinem dunkelgrauen Krieger aufgebaut, betrachtete ihn mit einem finsteren Blick.
»Du bist zurückgekehrt, Krähenfeder«, stellte er fest. Seine Stimme klang nicht einladend, nicht so freundlich, wie man es nach all seinen Heldentaten doch erwartet hätte. »Du bist einfach verschwunden und dann im Kampf gegen die Dachse wieder aufgetaucht - mit Blattsee.«
Krähenfeder schluckte kaum merklich, sodass die anderen seine Nervosität gar nicht erst sehen würde - bis auf die schwarze Kätzin. Ihre Augen beobachteten ihn perfekt; keine noch so kleine Bewegung entging ihrem präzisen Blick.
»Ja, Kurzstern«, miaute der rauchgraue Kater. Er starrte seinen Anführer ruhig an. Obwohl Angst in seinem Bauch rumorte, ließ er sie sich nicht anmerken. »Ich bin zurückgekehrt, weil der WindClan meine Heimat und meine Familie ist. Ich konnte nicht zulassen, dass Katzen verletzt werden, die ich liebe.«
Die WindClan-Krieger schwiegen. Keiner brachte auch nur einen Ton heraus. Es war still, so unglaublich still. In der Ferne kreischte ein Adler, doch keiner schenkte dem Raubvogel auch nur einen Herzschlag Aufmerksamkeit.
Alle wollten nur wissen, was nun geschehen würde. Was geschehen war.
Die schwarze Kätzin drängte sich ein Stück weiter nach vorne, vorbei an einem getigerten Kater. Normalerweise hätte dieser einen schnippischen Kommentar von sich gegeben, sodass sie wieder mit ihm gestritten hätte, aber nun ignorierte er sie vollkommen.
»Gilt deine Loyalität dem WindClan?« Kurzstern kniff prüfend seine Augen zusammen - er starrte Krähenfeder an wie einen Gejagten.
Aber der rauchgraue Kater ließ sich immer noch nicht aus der Ruhe bringen. Er neigte respektvoll den Kopf vor seinem Anführer; eine Geste, wie es sich gehörte. »Selbstverständlich.«
Die Katzen hielten fast schon den Atem an, sie pressten sich noch weiter aneinander vorbei, nur um noch einen besseren Blick auf den Zurückgekehrten zu erhaschen.
»Ach ja?« Kurzstern legte seinen braun gescheckten Kopf schief.
Das Herz der schwarzen Kätzin hämmerte so laut gegen ihre Brust, dass sie schon glaubte, ihre Clan-Gefährten konnten es hören, als sie beobachtete, wie ihr Freund dem Druck stand hielt.
»Ja, ich bin mir sicher.«
Du musst ihm verzeihen, Kurzstern. Was auch immer er getan hat, er verdient es nicht, schlecht behandelt zu werden. Er hat viel für uns getan.
Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass sie einen Stich der Wut in ihrem Herzen fühlte, sobald ihre Gedanken zu einer bestimmten Katze wanderten: Blattsee.
Die hellbraun gestreifte DonnerClan-Heilerin hatte versucht, Krähenfeder zu verführen. Da war sie sich sicher. Niemals hätte er sich sonst freiwillig auf solche eine Kätzin herabgelassen, oder?
Sicherlich war er aus freien Stücken zurückgekehrt, weil er erkannte hatte, dass seine Loyalität nur dem WindClan galt.
Weil er eingesehen hatte, dass hier sein Schicksal lag, zu dem Blattsee nicht gehörte.
»Wenn deine Loyalität dem WindClan gilt«, knurrte Kurzstern, »was hattest du dann mit Blattsee außerhalb der Territorien verloren? Warum wart ihr gegangen und seid erst jetzt zurückgekehrt? Warum hast du uns verlassen, Krähenfeder?«
Ein panisches Funkeln leuchtete kurz in seinen hübschen, blauen Augen auf. In den blauen Augen, von denen sie nachts heimlich geträumt hatte.
In den blauen Augen, mit denen er sie noch nie so angesehen hatte, wie sie es sich gewünscht hatte.
In diesen wunderschönen, saphirgleichen Augen lag nun zum ersten Mal Angst. Angst vor dem, was ihn nun erwarten würde.
Er schwieg. Er sagte nichts mehr. All seine stolzen Worte waren verloren - verschwunden im Nichts, als hätten sie niemals der Realität angehört.
Alles, was blieb, war ein rauchgrauer Kater, der so schwer seufzte, als lasteten auf seinen Schultern so untragbare Gewichte. Vielleicht taten sie das auch.
»Ich weiß es nicht, Kurzstern.« Er schüttelte niedergeschlagen seinen Kopf.
Die schwarze Kätzin starrte ihn intensiv an, hoffte, dass ihre Augen sich für einen Moment treffen würden, damit er verstand, dass sie für ihn da war.
Doch das geschah er nicht. Von ihm kam keine Bewegung, er betrachtete nur den trockenen Boden unter seinen rauchgrauen Pfoten.
»Ich hatte Gefühle für Blattsee. Ich habe sie geliebt, deswegen bin ich mit ihr abgehauen. Bei den Clans wären wir nie gemeinsam glücklich geworden. Ich war fest davon überzeugt, unser Schicksal läge hinter den Bergen - dort würden wir glücklich eine Familie großziehen«, miaute er schließlich.
Jedes seiner Worte war für die schwarze Kriegerin ein Stich ins Herz. Ihre Augen weiteten sich vor Unglauben, als sie einen Schritt zurückstolperte. Der getigerte Kater sagte immer noch nichts.
»Aber Blattsee hat mir gezeigt, dass ich falsch liege«, fuhr Krähenfeder fort. »Ihr Herz gehört dem DonnerClan. Sie liebt mich, aber sie liebt ihre Familie mehr als mich. Und ich habe erkannt, dass sie gar nicht unrecht hat. Ich möchte hier bleiben, ich möchte neu anfangen.«
Die schwarze Kätzin hob wieder ihren Kopf. Eine Flamme der Hoffnung war in ihrem Herzen entstanden. Vielleicht war seine Liebe doch noch nicht verloren.
Kurzstern schnaubte missbilligend. »Du hast viel für uns getan, du darfst bleiben. Aber du wirst beweisen müssen, dass du dem WindClan loyal bist, denn momentan vertraut dir keiner.«
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Warrior Cats - Nachtwolkes Illusion ✔︎
Fanfic»Du wirst niemals verstehen, warum es so wehtut.« Sie liebte ihn, doch er benutzte sie nur wie Objekt - wie ein Stück Frischbeute, das er bald nicht mehr brauchte, ohne es selbst richtig zu wissen. Im WindClan herrscht so viel Aufruhr wie noch nie...