𝗰𝗵𝗮𝗽𝘁𝗲𝗿 𝗳𝗶𝘃𝗲

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Aschenfuß' Augen wanderten streng zwischen den Katzen umher. Sie schüttelte leicht den Kopf. »Hört auf zu diskutieren.«

Die Zweite Anführerin warf Fetzohr einen strengen Blick zu, der unruhig von einer Pfote auf die andere trat.

»Es bringt nichts, wenn ihr jetzt so einen Aufstand macht. Ihr wisst alle, dass ihr auf Patrouille gehen müsst. Ob es euch nun gefällt oder nicht! Und als eure Zweite Anführerin entscheide ich, wer auf welche Patrouille mit wem geht!«

Der getigerte Krieger zuckte ein wenig zusammen, als sie diese Worte gefährlich betonte. Er legte die Ohren an, zog sich jedoch noch immer nicht zurück. »Aber ich will nicht mit einem Verräter auf Patrouille gehen! Er stinkt doch noch immer nach DonnerClan!«

Aschenfuß seufzte leise. Sie trat ein Stück nach vorne, und noch eins, bis sie schließlich direkt vor Fetzohr stand. Der junge Krieger erwiderte ihren Blick eisenhart, ohne zurückzuweichen.

»Das tut er nicht, das weißt du auch«, miaute die Zweite Anführerin. Ihre Schnurrhaare zuckten verärgert. »Geh einfach mit Krähenfeder auf Patrouille, es spielt keine Rolle.«

Er war jedoch nicht der Einzige, der diese Meinung vertrat. Ein dunkelgrau getigerter Krieger war vorgetreten, während ein rotbrauner, etwas jüngerer Kater mit weißen Pfoten sich an Fetzohrs Seite gestellt hatte.

»Habt ihr etwas zu sagen?« Aschenfuß kniff streng ihre Augen zusammen, aber ihre Krieger schreckten nicht zurück.

»Ja, das haben wir!«, fauchte der erste Kater. Das Nackenfell des Rotbraunen stellte sich verärgert auf. »Warum ist er überhaupt noch im Clan? Er hat uns bereits zweimal verraten und er wird es wieder tun.«

Nachtwolkes Augen weiteten sich, als sie die Diskussion ihrer vier Clan-Gefährten wortlos verfolgte. Unauffällig huschte ihr Blick zwischen den Katzen hin und her. Warum konnten sie Krähenfeder einfach nicht akzeptieren?

Er war immerhin zu seinem Clan zurückgekehrt, auch wenn er hätte gehen können. Aber er war geblieben.

»Kurzstern hat gesagt, dass wir ihm eine zweite Chance geben sollen, also erwartet er von euch, dass ihr das auch tut!« Die graue Kätzin stieß ein verärgertes Fauchen aus. »Oder wollt ihr euren Anführer anzweifeln?«

Für einige Herzschläge war es still, zu still. Keiner sagte mehr einen Ton, sie schwiegen sich wortlos an, blickten sich mit zitternden Augenlidern entgegen.

Aschenfuß räusperte sich. Ihr Schwanz peitschte unruhig hin und her - sie wartete auf eine Antwort. Die drei Krieger traten peinlich berührt von einer Pfote auf die andere.

»Nun, also ...« Fetzohr beendete seinen Satz nicht, sondern verlor sich in einem weiteren Zug des Schweigens. Er holte tief Luft, als die Kätzin vor ihm ihn mit einem strengen Blick bedachte. »Wenn du es unbedingt willst, ja. Kurzstern hatte kein Recht darauf, Anführer zu werden. Moorkralle hat seinem Clan lange Zeit gedient. Er hatte es verdient.«

Aschenfuß blinzelte ungläubig, doch hatte sich schnell wieder gefasst. Ein leises Knurren wallte in ihrer Kehle auf. Nachtwolke hielt den Atem an. Die Situation wurde immer brenzliger.

Auch wenn sie es nicht wirklich zugeben wollte, so musste sie sich doch eingestehen, dass sie ebenfalls anfangs auf Moorkralles Seite gestanden hatte, immerhin war er lange Zeit der Zweite Anführer gewesen und hatte dem WindClan treu gedient.

Dennoch war sie sich nicht, ob er Krähenfeder auch erlaubt hätte, im Clan zu bleiben, nachdem er mit Blattsee weggerannt war.

Blattsee.

Der Name brannte scharf auf der Zunge der schwarzen Kriegerin. Blatt-see. Wie sehr sie diesen Namen doch verabscheute. Warum musste es diese braun gestreifte Heilerin überhaupt geben? Sie hatte Krähenfeder nur verletzt.

»Das Gesetz der Krieger besagt, dass ihr auf euren Anführer hören sollt!« Aschenfuß fauchte leise, ihre Stimme war zu einem gefährlichen Zischen geworden. »Riesenstern hat ihn zu unserem Anführer gemacht und wie wir sehen, lag er damit nicht falsch! Moorkralle war böse.«

Sie hielt für einen Augenblick den Mund, um tief durchzuatmen. Nachtwolke konnte der Zweiten Anführerin förmlich ansehen, wie ihr Herz gegen ihre Brust hämmerte.

»Und ihr solltet jetzt auf Kurzstern hören. Er möchte, dass ihr Krähenfeder eine zweite Chance gebt, egal, wie schwierig es euch fällt, also tut das auch!«

Fetzohr knurrte frustriert. Sein Kopf schnellte zur Seite, wo er bereits Krähenfeder und die schwarze Kriegerin erblickte, die schweigend warteten.

Krähenfeder hatte kein Wort gesagt. Er hatte einfach nur zugehört, es über sich ergehen lassen und geschwiegen. Er war einfach vollkommen still gewesen, als ginge ihn das Geschehen nichts an.

Seine Lippen zitterten, ihm war anzusehen, dass ihn die Worte trafen, sein Schwanz peitschte ab und an ein wenig umher. Trotzdem sagte er nichts, als stände es ihm nicht zu, sich zu verteidigen.

Nachtwolke warf ihm einen zögerlichen Blick zu. Ihre Krallen bohrten sich unruhig in den Boden, ihren Kiefer hatte sie fest zusammengepresst. Wie gerne hätte sie Fetzohr doch einen heftigen Schlag ins Gesicht verpasst.

Aber Krähenfeder sagte immer noch nichts. Er hatte seine blauen, traurig schimmernden Augen wortlos auf die Katzengruppe vor sich gerichtet, ohne etwas zu erwidern.

Steif stand er einfach nur da, wortlos.

Der getigerte Kater wandte sich nun mit einem Fauchen an Krähenfeder. Seine Schnurrhaare zitterten angewidert. Da er ein wenig größer als der rauchgraue Krieger war, blickte er auf ihn mit einem verächtlichen Blick herab.

»Dann komm, Verräter. Die anderen haben genauso wenig Lust auf dich wie ich, nur damit du Bescheid weißt, nicht wahr, Spinnenfuß, Rennpelz?«

Spinnenfuß schnaubte bestätigend, Rennpelz nickte wild mit dem Kopf.

Fetzohr wandte sich mit einem Peitschen seines Schwanzes zum Gehen, doch hielt seinen Blick noch weiterhin auf den Verräter gerichtet. »Willst du vielleicht den Clan heute mit einem Kaninchen verraten? Wertloser als Blattsee kann es ja nicht sein, oder?«

Die schwarze Kriegerin hatte genug. Mit einem düsteren Fauchen war sie vorgesprungen, hatte sich blitzschnell vor Krähenfeder gestellt, als wäre er ein Junges, das sie beschützen musste.

»Hör endlich auf mit dem Mäusedreck, Fetzohr!« Sie blickte ihrem Opponenten fest ins Gesicht, ein kaltes Feuer der Wut brannte in ihren bernsteinfarbenen Augen. »Deine käferhirnige Meinung interessiert keinen! Wir haben genug von deinem Gerede und dem deiner Freunde! Krähenfeder ist zurückgekommen, um sich dem Clan wieder anzuschließen! Er hat so viel für uns getan, du solltest ihm dankbar sein, denn ohne ihn wärst du im Alten Wald verhungert, also halt gefälligst deine Klappe!«

Es kümmerte sie nicht, dass es vielleicht nichts bringen würde. Dass Fetzohr angewidert das Gesicht verzog. Wichtig war nur die Überraschung, die in Krähenfeders blauen Blick gezeichnet war.

Warrior Cats - Nachtwolkes Illusion ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt