»Und du hörst mir zu«
Berlin, Mai 2021
»Ach was, ihr habt euch an meinem Abend geküsst?«, jauchzte Ilse, ein wenig quietschig.
Ich musste unwillkürlich lachen, obwohl mir gerade gar nicht danach zumute war. Meine Haut kribbelte noch immer beim Gedanken an den Kuss, an unsere Nähe, an diesen Moment, der nur Nico und mir gehört hatte.
»Ja, naja… was soll ich sagen«, versuchte ich jedoch, möglichst unbeteiligt die Schultern hochzuziehen. »Wir hatten viel getrunken, und…«
»Ach was, Liebes, du hast nie so viel getrunken, dass du nicht mehr wusstest, was du getan hast«, blieb Ilse beharrlich, und ich seufzte. Sie kannte mich einfach schon viel zu gut, aber das war auch keine Kunst, schließlich hatten wir uns innerhalb dieser einen Woche Südafrika unfassbar gut kennengelernt.
Es kam mir vor, als läge diese eine, wunderschöne Woche schon Jahre zurück und nicht erst drei lächerliche Monate.»Und, wie war der Kuss?«, beugte Ilse sich nach vorn und nahm meine Hand über dem Tisch in ihre. »Wie weit seid ihr gegangen? Ich will alles wissen!«
Jetzt musste ich doch kichern. Dieses wundervolle Wesen schaffte es einfach immer wieder, mich in meinen bedrückendsten Momenten zum Lachen zu bringen. Doch ich fühlte immer noch Nicos Lippen, die sich so wunderbar an meine schmiegten, sein herbes, männliches Parfum, das mich umhüllte, seine Hand, die an meiner Wange ruhte. Sie Daumen, der über meine Wangenknochen streichelte. »Es… es war der beste Kuss meines Lebens«, gestand ich, Ilse stützte einen Ellbogen auf die Tischplatte, legte ihr Kinn in die geöffnete Handfläche und schaute mich träumerisch an, was mich erneut kichern ließ.
»Und weiter?«, fragte sie neugierig und ich seufzte tief, mit den Gedanken schon längst wieder zurück in Südafrika, im Flur des Grootbos vor meiner Suitentür.**
Südafrika, März 2020
Sanft streichelten Nicos Lippen über meine und mein ganzer Körper stand in Flammen. Es war schön eine Weile her, dass ich einem Mann so nahe gekommen war, aber es fühlte sich so unglaublich gut mit Nico an. Er schob mich ein wenig zurück, ich spürte die Wand in meinem Rücken und ließ mich vertrauensvoll dagegen sinken. Nico schob sich ein wenig an mich, seine Lippen fühlten sich so wunderbar an und ich wünschte mir, dieser Moment würde nie aufhören. Ich ließ mich von dem Augenblick mitnehmen, öffnete meinen Mund ein wenig, stupste gegen seine Lippen, wollte etwas mutiger sein. Immerhin stand er noch hier, also wusste er wohl auch noch, was er tat.da beendete Nico nichtsdestotrotz sanft den Kuss, verharrte einen Wimpernschlag lang vor meinem Gesicht, sodass sein heißer, nach Gin und Tonic riechender Atem über meine Lippen kribbelte. Vielleicht überlegte er noch, ob wir weiter gehen sollten, ich hatte schon die Schlüsselkarte herausgekramt. Doch Nico blinzelte, ohne mich anzusehen, so als wachte er gerade aus einem Traum auf, streichelte noch einmal über meine Wange, raunte »Schlaf gut, sunshine«, wandte sich dann ab und eilte zu seiner Suite, in der er so schnell verschwunden war, dass ich gar nicht reagieren konnte.
Verdutzt stand ich da, im gedämmten Licht des Flurs und fragte mich, was da gerade passiert war. War Nico wirklich einfach abgehauen? Hatte er mich einfach so stehen lassen, nach diesem Kuss, der so sehr nach mehr geschmeckt hatte? Oder war ihm einfach bewusst geworden, was wir da taten? Dass wir auf dem besten Weg waren, unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzen mit etwas, das wir möglicherweise bereuen würden? Hatte er den Kuss deshalb abgebrochen?
Ich hörte Schritte und Gelächter von unten herauf hallen, von dort, wo die Terrasse war, erkannte Max‘ und Mos Stimmen und langte mit zittrigen Fingern nach der Schlüsselkarte. Mit noch beschleunigtem Atem und glitzernden Augen, weil ich einfach nicht verstand, was das gerade gewesen war, schaffte ich es, die Tür zu öffnen, schloss jene hinter mir und lehnte mich schwer atmend gegen die Wand. Mehrmals tief Luft holend schloss ich die Augen und wünschte mir verzweifelt, dass dieser Abend nach der Show einfach nie passiert wäre.
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... Und wenn ich's Dir sag?
RomanceSie sind Freunde. Sowas wie beste Freunde. Lea weiß, dass niemals mehr zwischen ihnen sein wird, auch wenn ihr Herz sich so viel mehr wünscht. Was aber, wenn ihr in Südafrika an ihrem letzten Abend in einem Anflug von Sentimentalität, Dankbarkeit, W...