1. Du bist wieder da

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"Kei! Ich bin wieder da!" Ich riss die Tür zu seinem Zimmer auf, nachdem ich durch das ganze Haus lief. Sonnenstrahlen erhellten das Zimmer, indem der blonde Brillenträger saß. Vorfreude stieg in mir auf, als ich ihn direkt neben mir am Schreibtisch sah, vertieft in irgendein Buch. Sofort schlang ich meine Arme von hinten um ihn und spürte wie er sich versteifte. Ich fing an zu grinsen. "Du bist wieder da yn." Geschickt nahm er die Kopfhörer ab und drehte sich im Stuhl um. Sein einer Mundwinkel zuckte nach oben, als er meine Arme von sich löste.

"Sag mal, womit hab ich denn dieses Vergnügen verdient." Bei seinem schelmischen Ton, fühlte ich mich gleich wieder wohl hier zu sein. "Ich dachte ich schau mal nach meinem Lieblingscousin und quetsche ihn nach seinen neuen Freunden aus.", lachte ich und hätte ihn am liebsten nochmal umarmt. Wie ich dieses Leben vermisst habe.

Skeptisch sah er mich an und langsam erhob er sich vom Stuhl. Das darf doch nicht wahr sein. "Sag mal, bist du schon wieder gewachsen?!" Meine Augen wurden riesig, als er sich vor mir auftürmte und mein Blick ging von seinem weißen T-Shirt nach oben, wo er ein freches Grinsen aufgesetzt hatte.

"Du dagegen gar nicht.", gab er belustigt von sich, worauf ich meine Arme vor der Brust verschränkte. Mein schmollender Blick, schien ihm aufgefallen zu sein und sein Grinsen wurde breiter. "Ach komm ein bisschen Kritik kann auch dir nicht schaden." Ein bisschen Kritik, dass ich nicht lache. Früher hat er auch immer solche Kommentare abgelassen. Obwohl es mich störte, fühlte es sich vertraut an. Als wäre ich nach langer Zeit wieder zuhause. "Also ich glaube das Essen war fertig, als ich mit deinem Bruder sprach. Lass uns lieber dahin gehen.", nuschelte ich immer noch gespielt beleidigt.

Kurz bevor ich mich abwenden konnte, spürte ich Tsukishimas Hand an meiner Schulter. Sofort schlossen sich zwei lange starke Arme um meinen kleinen Körper. Überrascht erwiderte ich die Umarmung und legte meine Arme um seinen Oberkörper.

"Ich habe dich auch vermisst.", nuschelte ich leise gegen Tsukishimas Brust.

Nach unserer langen Umarmung hatten wir wohl beide genug von körperlichen Kontakt, wahrscheinlich für den Rest des Jahres, wie ich Tsukishima kenne. Langsam lösten wir uns voneinander und ich grinste, als wir uns auf den Weg zur Küche machten. Plötzlich hörte ich ein leises Grumeln von der Brillenschlange hinter mir: "Wenn du Yamaguchi oder Akiteru erzählst, dass ich so etwas wie Umarmungen mache, schick ich dich zurück."

Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als wir die Küche erreichten. "Keine Sorge, dein Geheimis ist bei mir sicher. Dafür musst du mir aber deine Freunde vorstellen und Yamaguchi zählt nicht, den kenne ich ja schon." Ich wollte unbedingt sehen, wen Akiteru meinte, als er mir vorhin erzählt hat, dass Kei wahrscheinlich neue Freunde hat. Ab morgen gehe ich schließlich auch auf die Karasuno und irgendwie muss ich ja neue Leute kennenlernen. Leider hat das Schuljahr aber schon angefangen und neue Leute kennenzulernen ist dann immer ein bisschen schwierig.

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"Komm schon yn, wir müssen los. Man sollte nicht am ersten Tag zu spät kommen.", neckte mich Tsukishima, der schon bereit vor der Tür stand. "Ich komm ja schon!", rief ich nachden ich dankend das Toast von meiner Tante annahm und mir halb in den Mund stopfte, als ich meine Tasche schulterte. Die Tür schon halb auf, rief ich noch einmal zum Abschied durchs Haus und lief zu Tsukishima. Der stand schon auf der kleinen Brücke, die über einen Fluss führte. "Da bist du ja. Komm lass uns gehen." Tsukishima schien schon leicht genervt, aber das störte mich nicht. Ich stupste ihn leicht in die Seite und grinste ihn an. "Das wird aufregend. Ich freu mich schon." Das war eine kleine Notlüge, eigentlich hatte ich richtig Panik vor meinen ersten Schultag an der Karasuno. Aber das wollte ich vor Kei ganz sicher nicht zugeben.

Entsetzt musste ich feststellen, dass ich in einer anderen Klasse bin, als Tsukishima und Yamaguchi. Das fängt ja ganz toll an. Schnell strich ich mir noch eine Haarsträhne hinter Ohr und sammelte meine Gedanken, als ich vor dem Klassenraum stand. Der Unterricht hatte noch nicht angefangen und ich vernham nur Stimmengewirr durch die massive Tür vor meinen Augen. Komm yn, kein Panik, wir schaffen das schon. Was soll schon passieren, du hast schon viel schlimmeres überstanden. Lächle einfach freundlich und lass dir nichts anmerken. Zeit die Vergangenheit hinter dir zu lassen.

Entschlossen öffnete ich letztendlich die Tür und das Gemurmel in den vorderen Reihen verstummte, als ich einen freien Tisch in der vorletzen Reihe anvisierte. Ein nervöses Kribbeln fuhr durch meinen Körper, als ich die ersten skeptischen Blicke sah und leises Gemurmel vernahm. Letztendlich setzte ich mich schnell hinter ein blondes Mädchen mit schulterlangen Haaren, sie saß an der Fensterfront. Mein Blick gesenkt, packte ich meine Bücher aus. Die Anspannung schien mich fast zu erdrücken, während meine Brust sich immer enger zusammenzog. Nach gefühlt unendlich langer Zeit kam endlich der Lehrer und begann mit dem Unterricht.

Die Themen waren alles andere als schwer und es fiel mir erstaunlich leicht zu folgen. Nachdem die Pause begonnen hatte, verstauten alle ihre Sachen und standen auf. Anscheinend müssen wir den Raum wechseln. Ich hab mal so getan, als wüsste ich was vor ich geht und stand einfach mit auf. Beim Rausgehen spürte ich ein Blick auf mir und das blonde Mädchen, dass jetzt neben mir geht räusperte sich. Zum ersten Mal blickte ich hoch und sah ein freundliches Lächeln. "Hey, ich bin Yachi Hitoka. Freut mich, du musst neu hier sein. Ich-ähm-ich hab schon von dir gehört." Sie schaute auf ihre Zehenspitzen. Obwohl sie deutlich nervös schien, überwiegte meine Freude, dass sie mich ansprach. "Oh hey. Ja, ich bin neu hier. Mein Name ist yn. Ich bin gerade erst hergezogen, also weiß ich noch nicht so genau, was hier so vor sich geht.", erwiderte ich mit einem leichten Lächeln, während wir weiter den Gang lang gingen.

Yachi scheint echt nett zu sein, nachdem ich sie anlächelte, schien auch sie sich langsam zu öffnen und fing an mir von der Schule, sowie unserer Klasse zu erzählen. Von ihrer Fröhlichkeit eingenommen, starrte auch ich nicht mehr länger zum Boden und schaute mehr auf meine Umgebung. Ein paar meiner neuen Klassenkameraden oder anderen Schülern auf dem Gang verteilt blickten zu mir herüber. Das ist jetzt schon ein bisschen unangenehm. "(...)und dann gibt es noch diesen Club, den ich mich jetzt angeschlossen habe. Vorher war ich zwar gar nicht interessiert, aber eig ist Volley-"

Eine Wand tat sich vor mir auf, warte nein eine Person und plötzlich lief ich völlig abgelenkt mitten hinein. Als ich gegen die Brust von jemandem lief verstummte auch Yachis Stimme und ein panisches Gefühl überkam mich. Warum muss mir das jetzt unbedingt passieren?

Die Brust war steinhart und ich taumelte ein paar Schritte zurück, nach dem Aufprall. Schnell versuchte ich mich zu sammeln und blickte langsam auf. "Oh nein, es tut mir so leid. Das wollte ich nicht. Ähm- ich hab dich nicht gese-" Mitten im Satz verstummte ich. Kein einziger Ton wollte mir mehr über die Lippen kommen, als ich zum ersten Mal sein Gesicht sah.

Schwarze Haare fielen in ein  markantes Gesicht und dunkelblaue Augen fixierten die meinen. Als würde er kurz im meine Seele schauen, bleib die Zeit um uns herum stehen. Aufregung und Neugierde verbreiten sich in meinem Körper, wie ein Lauffeuer. Ein Räuspern von ihm zog mich in die Realität zurück.

Oh man, war es hier schon immer so heiß. Tief atmete ich durch und realisierte erst jetzt seinen genervten, gelangweilten Ausdruck im Gesicht. "Schon gut ist ja nichts passiert.", gab er knapp von sich zurück, während er auf mich hinabblickte. Seine Stimme klang wie ein Raunen und die unangenehme Situation wurde mir erst jetzt klar. Entschuldigend hob ich die Hände und biss mir auf die Unterlippe, als mich seine dunklen leuchtenen Augen erneut fesselten.

"Komm mal in die Gänge, Kageyama. Ich will die nächste Stunde schnell hinter mich bringen. Steh nicht so dumm in der Gegend he-" Hinter dem großen dunklehaarigen tauchte ein kleiner Knirps neben Yachi auf. Ein verblüffter Gesichtsausdruck: "Oh Yachi du bist hier, deswegen muss Kageyama stehen geblieben sein. Wir dürfen aber nicht trödeln, je länger wir stehen, desto länger bis zum Volleyballtraining."

Die Wände schienen mich plötzlich nicht mehr erdrücken zu wollen und die Anspannung fiel von meinen Schultern. Der Junge hat ja eine lustige Art zu denken.

"Kageyama und Hinata. Seid ihr auch auf dem Weg zum Unterricht?", fragte Yachi strahlend über den Anblick von dem oranghaarigen Jungen.

"Ja." Eine knappe Antwort von dem Jungen von mir. Seine Stimme schien eine Reaktion in mir hervorzurufen. Ein komisches Gefühl verbreitet sich erneut.

"Wer ist das?" Desinteressiert deutet der Junge vor mir in meine Richtung.

Give me a reason - Kageyama x reader -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt