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1947. Ab da begann es. Sie bombardierten uns und unsere Kinder. Sie nahmen uns unsere Häuser weg, unser Essen und alles, was wir zum Leben brauchten. Meine Familie, um genau zu sein meine drei kleinen Brüder, meine Eltern und ich, leben seit längerem auf der Straße. Durch Spenden bekamen wir Zelte, worin wir lebten. Wir lebten im Gaza und dort waren nicht nur die Bomben so schlimm, sondern auch die Soldaten. Sie liefen überall herum und kontrollierten uns, ob wir uns nicht zu oft Draußen aufhielten. Noch verlor ich keinen meiner Familienmitglieder, obwohl ich riesen Angst davor habe. Es war Nacht. »Nour, steh' auf«, hörte ich meine Mutter sprechen. Es war Zeit zum Fajr Gebet. Ich war gerade dabei meine Gebetswaschung zu vollrichten, da hörte ich eine laute Schießerei Draußen. Wir hatten große Angst bekommen, doch beteten trotzdem. Das war nämlich das aller Wichtigste für uns. Etwas, was uns helfen könnte. Zu unserem Schöpfer zu beten. Ihn brauchten wir nun am meisten, weshalb wir auch versuchten so wenig Gebete wie möglich zu vernachlässigen. Doch mein Vater fing plötzlich an zu schreien: "Sedat! Sedat!" Das war der Älteste von meinen jüngeren Brüdern. Er war 12 Jahre alt. Meine Mutter wurde ebenfalls panisch und beide meiner Elternteile liefen raus. Natürlich machte ich mir große Sorgen. "Mama?"
Ich lief mit raus und schaute mir das ganze Szenario, welches sich vor mir abspielte an. Mein Bruder lag blutend auf dem Boden und meine Mutter weinte über ihn, während mein Vater sich vor einem Soldaten stellte und laut und verzweifelt schrie. Mir wurde sehr schlecht beim zuschauen. Ich stand aber starr da und konnte nicht glauben, was ich vor mir sah. Der Soldat erhob ohne Zögern nochmal sein Gewehr.

BorderlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt