Kapitel 3

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Sicht Ben:
Was nach der schrecklichsten Nachricht meines Lebens passiert ist weiß ich auch nur aus Erzählungen. Ich bin zusammengeklappt und lag regungslos auf dem Boden. Niklas war selbst so aufgelöst, dass er Julia, die versucht hat mir zu helfen, keine Hilfe war. Ja, Julia war die starke gewesen obwohl sie genauso wie Niklas und Ich Leyla verloren hatte, ihre gute Freundin. Eine Schwester kam angeblich noch dazu und ich wurde in einen Behandlungsraum gebracht. Mir wurde dann Sauerstoff gegeben und mein Blutdruck sowie meine Atmung haben sich langsam wieder beruhigt. Mittlerweile, etwas später, kam Julia rein, die sich gerade um Niklas gekümmert hatte. ,,Hey Ben, wie geht's dir?" Ich konnte nicht. Ich konnte nicht sprechen. Nicht mit ihr oder mit irgendjemand anderen. Ich wollte zu Leyla jetzt, aber das war unmöglich. ,,Du musst nicht jetzt darüber reden, aber wenn du soweit bist bin ich für dich da. Hörst du?" Ich nicke nur leicht. Julia versucht für uns beide stark zu sein gerade. Ich sehe ganz deutlich den Schmerz in ihren Augen und trotzdem reißt sie sich zusammen. Wir können ja jetzt nicht alle ein emotionales Wrack sein. Denn Julia hat noch bis vor einigen Minuten versucht Niklas zu beruhigen, bis sie keine andere Wahl hatte als ihn zu sedieren. Er gibt sich die Schuld an Leyla's Tod und kommt damit logischerweise nicht klar. Das und noch viel mehr hat sie gerade versucht mir zu erzählen. Aber ich kann das gerade nicht. Meine Verlobte, meine Leyla ist weg. Für immer. Was mach ich denn jetzt? Ich bin ganz alleine für ein Kind verantwortlich. Ein Kind. Unsere Tochter. An sie hatte ich die letzen Minuten nicht gedacht. Aber ich bin jetzt Vater, da kann ich nicht nur an mich denken. Ich muss mich jetzt um sie kümmern, für Leyla. Deshalb muss ich sie sehen. Jetzt. Sie ist nicht mal eine Stunde auf der Welt und ist schon eine Halbwaise nicht zu erwähnen, dass sie ihren Papa noch nicht mal kennengelernt hat. Ich muss das ändern. ,,Julia, ich muss meine Tochter sehen!"

Sicht Julia:
Ohh Dank sei Gott, er will sie sehen! Ich wollte ihn gerade fragen ob er zu ihr will aber offensichtlich ist er von selbst darauf gekommen. Bevor ich hier her gekommen bin habe ich ich sie kurz besucht. Als ich sie gesehen habe sind die Dämme kurz gebrochen. Sie ist jetzt schon das perfekte Ebenbild von Ben und Leyla. Leyla. Sie ist wirklich von uns gegangen, ich werde das glaube ich erstmal nicht realisieren. Leyla ist mir in den letzten Jahren als gute Freundin sehr ans Herz gewachsen. Als Ben vor ein paar Monaten ihr nochmal einen Antrag gemacht hat, war ich bei jedem Schritt dabei und habe ihm geholfen. Niklas und ich sollten für Leyla und Ben die Trauzeugen werden und sie an ihrem schönsten Tag unterstützen. Heute Morgen habe ich die beiden erst wieder gesehen und darüber nachgedacht wie tolle Eltern die beiden bald sein werden und wie schön ihr Kind wird. Und jetzt? Jetzt ist das alles Geschichte. Ben muss jetzt alleine klar kommen ohne seine große Liebe. Sowas wünsche ich keinem Menschen. In solchen Momenten merkt man wieder wie dankbar mein sein kann für das was man hat. Ohhh Niklas... er macht sich für Leyla's Tod verantwortlich. Aber er ist nicht daran schuld, jedem hätte das passieren können. Ich weiß nur, dass es jetzt wichtig ist, dass ich Niklas versuche die Schuldgefühle auszureden und dass wir für Ben und seien kleine da sein müssen. Ich kann die beiden nicht in einem depressiven Loch verschwinden lassen. Zusammenhalten ist ab jetzt das wichtigste für uns alle. ,,Okay Ben, wenn du soweit bist bring ich dich zu ihr." ,,Hast du sie schon gesehen?" fragt er mich mit etwas unsicherer Stimme. ,,Ja und sie ist wunderschön Ben!" Mit einem Lächeln versuche ich ihn etwas aufzumuntern. Ich strecke ihm langsam meine Hand entgegen und wir machen uns zusammen auf den Weg zu der kleinen.

Liebe braucht seine ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt