Überleben ist alles

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Meine Mutter war eine schwache Frau, die nie selbst für sich Sorgen konnte. Als ich gerade einmal fünf Jahre alt war, starb mein Vater bei einem Brand. Mein Vater hatte sein Leben geopfert, um fünf andere Leben zu retten. Ich war nie sauer auf seine selbstlose Heldentat, doch an manchen Tagen wünschte ich mir, dass er nicht in das Gebäude gerannt wäre. Für meine Mutter brach damals eine Welt zusammen. Ohne jegliche Sicherheit ließ uns mein Vater zurück und wir mussten unser ganzes Hab und Gut verkaufen um über den Berg zu kommen. Ich war kein anstrengendes Kind und machte somit meiner Mutter kaum Probleme. Ganz im Gegenteil schon früh half ich ihr, wo ich nur konnte.

Als ich sieben Jahre alt war, heiratete meine Mutter nochmals. Sie war eine sehr hübsche Frau und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie wieder einen Mann finden würde. Leider war meine Mutter eine dieser Frauen, die ohne einen Mann nicht auskommen konnte. Mein Stiefvater war kein schlechter Mensch, aber als gut würde ich ihn auch nicht bezeichnen. Er hatte keinen festen Job und arbeitete immer hier und da in Zeitarbeitsfirmen. Ich glaube er hatte meine Mutter nur geheiratet, um ein persönliches Hausmädchen zu haben. Den ganzen Tag ließ er sich von meiner Mutter bedienen. Meine Mutter machte das aber kaum etwas aus. Sie war diese Art von Ehefrau, die in ihrer Hausarbeit aufging. Doch trotz ihren Bemühungen verließ mein Stiefvater sie nach nur drei Jahren.
Wieder einmal standen meine Mutter und ich allein da. Nach einem schweren Anfang, hatten wir es geschafft uns ein kleines Leben aufzubauen. Okay, ich gebe zu, dass wir in der heruntergekommensten Gegend Tokios lebten und uns gerade einmal eine 1-Zimmer Wohnung leisten konnten. Aber hey, ich will mich nicht beschweren. Wir hatten ein Dach über den Kopf und täglich eine warme Mahlzeit. Doch dieses idyllische Leben hielt grade einmal zwei Jahre.

Als ich dann zwölf war, heiratete meine Mutter erneut. Unser Leben änderte sich von heut auf morgen um 180 Grad. Mein Stiefvater Nr. 2 war ein abartiger, reicher Mann. Er drehte irgendwelche illegalen Dinge und so kam es des Öfteren vor, dass meine Mutter ihn von der Polizeiwache abholen musste. Ich vermute, dass er meiner Mutter nur des Alibis wegen geheiratet hatte. Familienväter standen eher weniger im Visier der Polizei. Doch eigentlich war das eher die weniger schlimme Seite an ihm. Mein Stiefvater Nr. 2 kam irgendwann einmal auf die Idee mir nachts Besuche abzustatten. Mit gerade einmal dreizehn Jahren missbrauchte er mich regelmäßig. Aus lauter Angst habe ich es nie Jemanden erzählt. Noch nicht einmal meine Mutter wusste davon. Als ich vierzehn war hatte ich einmal versucht mir die Pulsadern aufzuschneiden. Danach landete ich für 6 Monate in eine Psychiatrie. Dort fing ich auch mit dem Kickboxen an. Ich weiß heute nicht genau, wie ich auf den Sport kam, aber er half mir meine innere Ruhe zu finden. Noch bevor ich Entlassen wurde, wurde mein Stiefvater Nr. 2 wegen Drogenhandels verhaftet.
Wieder einmal mussten meine Mutter und ich alleine zurechtkommen. Doch wie man schon vermuten konnte, hielt diese Phase wieder einmal viel zu kurz.

Nur ein Jahr später heiratete meine Mutter zum vierten Mal. Mein Stiefvater Nr. 3 war ein verdammter Alkoholiker. Schon gleich zu Beginn der Ehe zeigte er uns, wer das Sagen hatte und scheute sich nicht gegen meine Mutter oder mich die Hand zu heben. Ich fragte mich oft, wo meine Mutter nur immer solche Kerle fand? Doch da meine Mutter das alles über sich ergehen ließ, machte ich das alles mit.

Kurz vor meinem sechszehnten Geburtstag starb dann meine Mutter bei einem Unfall. Als sie die Wäsche aus dem Keller holen wollte, stolperte sie die Treppen runter und Schlug sich den Kopf auf. Sie war sofort Tod. Da ich noch minderjährig war, erhielt mein Stiefvater Nr. 3 das Sorgerecht und somit lebte ich in meiner ganz persönlichen Hölle.

Das Lied hinter dem Song - Ein Gedicht der wahren LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt