Von Erklärungsversuchen zum Sinneswandel

421 20 2
                                    

„Was soll der Scheiß?", drückte der Schwarzhaarige das hübsche Mädchen von sich. Sakura Haruno hatte gerade wirklich Sasuke Uchiha einen Kuss gestohlen. Auch wenn der Schwarzhaarige ihn anfangs erwidert hatte, fühlte er sich nicht ganz wohl dabei. Dieses Mädchen zeigte ihn mehr als nur auf einer Weise, dass sie ihn nicht ausstehen konnte und ließ keine Situation aus ihm zu demütigen. Das war bestimmt wieder eines ihrer verkorksten Spiele, die sie mit ihm trieb. Sasuke würde sich ganz sicher nicht darauf einlassen. Ein Uchiha war kein Spieler sondern der Spielemacher! „Ent-entschuldigung. Ich wollte dich nicht ... Es tut mir leid!", versuchte Sakura sich rechtzufertigen, wobei sie selber nicht genau wusste, was sie da eben getan hatte. Was war nur in sie gefahren? Sie handelte doch sonst nicht so unüberlegt. „Vergiss es!", seufzte der Schwarzhaarige und knöpfte sich weiter sein trockenes Hemd zu. Vielleicht hatte er sich geirrt. Die Rosahaarige sah nicht danach aus, als ob sie einen trügerischen Plan verfolgte. „Okay, ich gehe dann mal. Tut mir leid!", entschuldigte sich das hübsch Mädchen wiederholt und wollte nur noch so schnell wie möglich weg von dem Uchiha. Vielleicht hatte die regelmäßige Prügel ihres Stiefvaters doch langfristige Schäden in ihrem Gehirn hinterlassen. Sie sollte demnächst lieber einmal einen Arzt aufsuchen. Anders konnte Sakura sich diesen Aussetzer nicht erklären. Seit wann verspürte sie das Bedürfnis Jemanden zu küssen und vor allem warum verspürte sie das Bedürfnis ausgerechnet Sasuke Uchiha zu küssen? „Ich fahre dich.", sprach der Schwarzhaarige kühl bevor Sakura sich aus dem Staub machen konnte. „Schon okay. Ich gehe immer zu Fuß. Aber danke für das Angebot!", antwortete Sakura ihm schnell und hatte jetzt wirklich nicht das Verlangen in Sasuke's Nähe zu verweilen. Diese Situation war ihr sichtlich unangenehm. „Das war kein Angebot. Ich fahre dich nach Hause!", wiederholte der Schwarzhaarige nochmals und nahm nur ein Nicken ihrerseits wahr. Sakura hatte wirklich nicht den Nerv dazu sich jetzt noch mit dem Uchiha anzulegen. Heute war einfach nicht ihr Tag! Wortlos begaben sich die zwei Jugendlichen zu seinem Auto. Sakura wusste nicht genau um was für ein Auto es sich hier handelte, doch es schien ziemlich hochwertig zu sein. Wie sollte es auch anders sein, er war nun einmal ein Uchiha und die gaben sich bekanntlich nur mit dem Besten zu frieden. „Meine Sachen sind noch ganz nass vielleicht sollte ich mich nicht auf die Sitze setzen.", stellte die Rosahaarige fest und zögerte sich in sein Auto zu setzen. Sie würde wahrscheinlich über ihrem Tod hinaus arbeiten müssen, um den Schaden abzubezahlen. „Schon okay, setzt dich einfach.", befahl Sasuke ihr ungeduldig. Es war ihm ein Rätsel, wie er auf die bescheuerte Idee gekommen war Sakura nach Hause fahren zu wollen. Sie wirkte so bemitleidenswert in ihrer durchnässten Schuluniform und mit ihrem verlegenden Blick, so dass der Uchiha keine andere Wahl hatte, als sie mitzunehmen. Auch wenn viele das Gegenteil behaupteten, der Schwarzhaarige hatte sehr wohl ein Herz. Er wollte nicht schuld daran haben, dass Sakura die nächsten Wochen mit einer Lungenentzündung im Bett lag, weil er sie im Regen stehen gelassen hätte. „Besser?", fragte der Schwarzhaarige und legte das Jackett seiner Schuluniform auf den Beifahrersitz, als er bemerkte, dass die Rosahaarige sich immer noch weigerte in sein Auto zu steigen. Sakura nickte zufrieden. „Deine Adresse?", bat der Uchiha kühl und das hübsche Mädchen musste unfreiwillig feststellen, dass aus seinem Mund alles eher nach einem Befehl klang. Normalerweise würde sie das zur Weißglut bringen, doch da heute nichts „normal" war, ließ sie dies über sich ergehen. „Ich wohne im Stadtbezirk Taito im Viertel Sanya.", antwortete Sakura den Schwarzhaarigen, der lautlos nickte. Sasuke wusste in etwa, wo sich der Stadtteil befand. Er hatte des Öfteren schon über das Viertel Sanya in den Zeitungen gelesen. Es wurde nicht selten als Slum Tokios bezeichnet. Dort lebte eher die diskriminierte Unterschicht, die unter erschwerten Bedingungen für ihren Lebensunterhalt kämpfen musste. Konnte Sakura wirklich in so einer schlimmen Gegend wohnen oder nahm sie ihn nur auf den Arm? „Die nächste Ampel links und dann die erste Straße rechts. Im zweiten Wohnblock wohne ich.", holte das hübsche Mädchen den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken. Zu Fuß brauchte Sakura etwa 45 Minuten, doch mit dem Auto hatte es knapp 15 Minuten gedauert bis sie bei ihr zu Hause angekommen waren. „Hier wohnst du?", fragte Sasuke und konnte den Zweifel in seiner Stimme nicht verbergen. „Oh, werter Herr, entspricht es nicht euren Erwartungen?", sprach Sakura gespielt entsetzt und fasste sich mit beiden Händen ans Herz. Sie schämte sich nicht für das, was sie war. Sie brauchte all die materiellen Dinge nicht, die andere als „Reichtum" bezeichneten. Sie war vielleicht nicht gerade mit viel gesegnet, doch hatte sie das Glück ein Dach über den Kopf zu haben - Okay, mehr oder weniger, wenn ihr Stiefvater sie nicht wieder einmal rauswarf - und Gesund zu sein, so dass sie für sich sorgen konnte. Sie war vielleicht keine Uchiha, aber hey, nicht jeder will ein Uchiha sein. „Hn.", zischte Sasuke. Er konnte diese Art an Sakura einfach nicht ausstehen. Warum konnte sie nicht so lieb und süß sein, wie sie aussah? „Willst du mit rein kommen? Ich mach dir einen Tee.", lächelte das hübsche Mädchen ihn an, als ob sie seine Gedanken lesen konnte. „Hn.", antwortete Sasuke nochmals unhöflich. Dieses Mädchen war ihm ein Rätsel. Von einer auf die andere Sekunde änderte sie ihr Verhalten. Das war doch nicht auszuhalten! „Jetzt steig schon aus!", forderte Sakura ihn auf, als sie dabei war das Auto zu verlassen. Einen warmen Tee konnten sie Beide gut gebrauchen. „Es sieht schlimmer aus, als es ist. Also erspar dir dein Mitleid.", seufzte Sakura und ging zur Küchennische um Wasser aufzusetzen. Der Uchiha sah ziemlich verloren aus so wie er mitten im Wohnzimmer stand. Zu ihrem Glück schlief ihr Stiefvater still und fest auf der Couch. Er hatte es wieder einmal mit dem Alkohol übertrieben, doch sie war die Letzte, die sich darüber beschweren wollte. So hatte sie wenigstens ihre Ruhe. „Komm wir gehen in mein Zimmer.", sagte das hübsche Mädchen und zeigte den Schwarzhaarigen den Weg. Sasuke der ein wenig überfordert mit der Situation war, folgte ihr lautlos. Er wusste, dass nicht alle Menschen so viel Geld besaßen, wie seine Familie, aber das Sakura unter solchen Verhältnissen lebte, schockierte ihn. Sie hatten ja noch nicht einmal eine richtige Küche. Diese Nische mit einem Herd und einem Waschbecken konnte man ja schlecht als Küche bezeichnen. Auch Sakura's Zimmer sah nicht besser aus. Sie hatte nur ein Bett, was genügte um das ganze Zimmer einzunehmen. Ihre Klamotten lagen ordentlich in zwei Kartons in einer Ecke des Zimmers. Wie es schien hatte sie noch nicht einmal einen Kleiderschrank. „Ich zieh mir nur kurz trockene Sachen an. Du kannst dich ruhig auf das Bett setzten.", bat die Rosahaarige ihren Gast an und nahm sich ihre einzige Jeans und ein schwarzes, langarm Shirt aus einem der Kartons, um im nächsten Moment im Bad zu verschwinden. Wie konnte sich Sakura eine Privatschule leisten, wenn sie unter solchen Verhältnissen hausen musste, kam es dem Uchiha in dem Sinn. Irgendwie konnte er all dem nicht so wirklich Glauben schenken. War das vielleicht ein dummer Scherz von Sakura? Nach nur einigen Minuten kam Sakura mit zwei Tassen Tee in ihr Zimmer zurück. „Tut mir leid, der Kaviar ist leider aus.", lächelte sie den Schwarzhaarigen an und setzte sich zu ihm aufs Bett. „Ha Ha, sehr witzig Sakura. Aber danke für den Tee.", antwortete Sasuke ihr. Ihm war irgendwie nicht nach Spaßen. „Ach jetzt hör auf so geschockt zu sein. Wir sind halt nicht alle so reich, wie du.", seufzte Sakura. Ihr waren die entsetzten Blicke des Uchihas nicht entgangen. Natürlich lebte Sakura unter schweren Bedingungen, aber das war allemal besser als Obdachlos zu sein. Sasuke brauchte sich gar nicht so anzustellen. Es gab Menschen den ging es viel schlechter als ihr. „Wie zahlst du die Schule?", fragte Sasuke monoton. Diese Frage beschäftigte ihn schon die ganze Zeit. „Ich habe ein Stipendium.", antwortete Sakura wahrheitsgemäß. Es war nichts wofür sie sich schämen musste, ganz im Gegenteil, sie war intelligent und talentiert genug, dass man ihr anbot ohne jegliche Gebühr die Konoha High, die wohl beste Privatschule in Japan, besuchen zu dürfen. Natürlich wusste Sakura, dass diese Privatschulen nur Stipendien anboten um ihr Image aufzubessern, doch das war ihr Recht. Warum sollten normale Bürger, wie sie es war, nicht diese Chance bekommen? „Ach so. Lebst du hier mit deinen Eltern?", fragte Sasuke weiter. Irgendwie erweckte dieses Mädchen seine Neugier. Sie war wie ein verschlossenes Buch, in jedem Kapitel erwartete ihn eine Überraschung. „Nein, nur mit meinem Stiefvater, den hast du vorhin schlafend im Wohnzimmer gesehen. Meine Eltern sind schon lange nicht mehr am Leben.", lies die Rosahaarige die Fragen über sich ergehen. Solange der Uchiha höfflich blieb, machte ihr seine Neugier nichts aus. „Tut mir leid, das wusste ich nicht. Deswegen hast du so viele Jobs.", sagte der Schwarzhaarige mehr zu sich, als zu Sakura und nippte nachdenklich an seinem Tee. Sakura hatte ein wirklich trauriges Schicksal. Unfreiwillig bekam der Schwarzhaarige ein schlechtes Gewissen, dass er sich immer dermaßen respektlos ihr gegenüber verhielt. „Keine Fragen mehr?", stichelte das hübsche Mädchen ihn frech an, um die entstandene Stille zwischen ihnen zu überwinden. „Doch, Eine ...", antwortete der Uchiha mit einem seltsamen Unterton und Sakura wurde hellhörig. „Und die wäre?", fragte die Rosahaarige und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Warum hast du mich vorhin geküsst?", grinste der Schwarzhaarige sie böse an und war gespannt auf ihre Antwort. Jetzt kam Sakura ihm plötzlich gar nicht mehr so nervig vor. „Ähm ... äh ... du hast so schön gesungen und irgendwie ... ich weiß nicht ... Du hast halt gut gesungen!", versuchte das hübsche Mädchen ihren Kuss zu erklären und konnte dabei die aufsteigende Hitze in ihren Wangen spüren. Sie wusste doch selbst nicht, warum sie den Uchiha geküsst hatte. „Aha, du küsst also alle Männer, die einigermaßen gut singen?", fragte der Uchiha skeptisch und schaute ihr direkt in die Augen. Wie hatte er immer nur diese leuchtenden, grünen Augen übersehen können? „Nein, du Idiot! Ich war so berührt von deiner Stimme und wollte dir das eigentlich nur sagen, aber irgendwie habe ich es dir dann letztendlich doch eher gezeigt. Keine Ahnung, was in meinem Gehirn ausgesetzt hat, dass ich dich küssen wollte. Wir wissen ja beide, wo deine Lippen sonst sind.", antwortete die Rosahaarige und verzog sich gespielt angewidert das Gesicht, was dem Uchiha gar nicht gefiel. „Du bist ja so urkomisch, Sakura!", fasste sich der Uchiha genervt an den Nasenrücken. Er hatte sich geirrt, sie war noch immer so nervig, wie vorher daran konnte ihr trauriges Schicksal auch nichts ändern. „Okay, ich muss dann mal los.", erklärte Sasuke nüchtern und stand auf. Es sah ihm gar nicht ähnlich sich mit einem Mädchen so lange zu unterhalten. Er war doch sonst eher distanziert und wortkarg. Was hatte dieses Mädchen nur an sich, dass sie sein Interesse erweckte. „Ja, klar. Danke fürs Fahren!", bedankte sich Sakura und nahm ihm seine Tasse ab und begleitete ihn noch zu seinem Auto. „Sasuke?", kam es von dem hübschen Mädchen und der Schwarzhaarige schaute sie fragen an bevor er ins Auto stieg. „Wegen unseren Streitereien ... Also ich würde es befürworten, wenn wir das in Zukunft lassen würden. So ein schlechter Kerl bist du ja gar nicht.", strahlte die Rosahaarige ihm entgegen und ließ unfreiwillig sein Herz einen Schlag aussetzen. Wenn irgendwann einmal Jemand fragen würde, wann hattest du dich in Sakura verliebt, würde Sasuke Uchiha genau an diesen Moment zurück denken. Doch soweit sind wir noch nicht ...

Das Lied hinter dem Song - Ein Gedicht der wahren LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt