7 | Drei Tode

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mit @LonelyArktis

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Genie und Wahnsinn sind eng verbunden.
- Edgar Allan Poe -

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꧁ Luci ꧂


Der Morgen war gerade erst angebrochen und einzelne zaghafte Sonnenstrahlen fielen durch das von außen vergitterte Fenster, als die Tür mit einem Ruck geöffnet wurde. Skinner marschierte mit langen Schritten auf das Bett zu, vor dem er abrupt stoppte.
"Luci, es tut mir so Leid." Seine Stimme war brüchig, sein Blick voller Mitgefühl. "Roger, er ist...", ein kurzes Zögern, bevor er fortfuhr, "er war auf der Landstraße unterwegs, als er ein Reh übersah. Vielleicht war er abgelenkt. Totalschaden."
Langsam schüttelte er den Kopf.
"Er ist tot Luci. Roger ist tot."

Schlief Luci mit offenen Augen, oder wachte sie mit geschlossenen Liedern?
Ihr Geist kam nie zur Ruhe. Das Gefühl für die Zeit war lange abhanden gekommen.

Es musste ein Traum sein. Was sonst konnte so süß sein wie diese Nachricht? Trotzdem lächelte sie wie eine gierige Katze. Es war falsch, sich über den Tod des Mannes heimlich zu freuen. Es war grotesk es auf den lächelnden Lippen zu zeigen. Es war falsch und fühlte sich doch so verdammt gut an.

Der Doktor hob die Hand, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und dann, dann beugte er sich zu ihr und küsste sie.

Der Kuss war unerwartet, auch wenn sie genug Zeit gehabt hatte, ihn näher kommen zu sehen.
"Ich bin keine verheiratete Frau mehr", flötete sie, "Also bin ich Freiwild?" Fest biss sie dem Mann in die Lippe. Igitt, Altmännerblut war keine Delikatesse.

"Es stimmt also", fauchte eine hohe Frauenstimme hinter ihnen.
"Du schläfst mit ihr. Bin ich dir nicht genug?"
Der Hass in der Stimme von Lucis Mutter, die sich vor den beiden aufgebaut hatte, war abgrundtief, das Zittern ihrer Hände, die die Pistole hielten, unübersehbar.

"Magda, bitte, beruhige dich", erklang die tiefe, sonore Stimme Skinners, der sofort bei ihr war.
"Du weißt, ich liebe nur dich", redete er beschwichtigend auf sie ein, während er ihr behutsam die Waffe aus der zitternden Hand nahm - nur um sie dann an ihren Kopf zu halten. "Aber Luci liebe ich mehr."

Der reine und unverschönte Wahnsinn!

Hysterisch lachte Luci auf, fühlte sich wie im Rausch. Egal ob die Wirkung der Tabletten bereits in ihrem Kreislauf abgebaut worden waren oder nicht - die Ereignisse vor ihrer Nase ließen sie ekstatisch werden, trunken vor Euphorie.
"Ich liebe dich, M", sprach sie mit mehr Ehrlichkeit als die gesamte Irrenanstalt beherbergte.

Der Knall war ohrenbetäubend, das Blut, das aus dem Loch sickerte, tiefrot, das Weiß ihrer Augen, die aus den Höhlen zu treten schienen, gespenstisch.
Er drehte sich um und ging langsam auf Luci zu, während die Frau hinter ihm, mit der er zwei Jahre lang geschlafen hatte, in die Knie ging und mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel.

"Peng, peng", amte die kleine Irre den Knall des Revolvers nach, wie Musik in ihren Ohren. Vorfreude ermächtigte sich ihren Körper. Sie zitterte begierig darauf, dass kalte Eisen an der eigenen Stirn zu spüren. Längst hatte sie begriffen, dass M in den Kopf des Psychiater eingedrungen sein musste. Raffinierter kleiner Wicht, ihr einen Kuss rauben zu wollen. Ob es der Kuss des Todes gewesen war?

Mit einem sanften Lächeln hielt er Luci den Lauf der Pistole an die Stirn, genau in die Mitte.
"Ich werde dich niemals haben können, nicht wahr?", sagte er leise, während er mit der anderen Hand über ihre Wange strich.
"Aber ohne dich haben zu können, werde ich niemals Erlösung finden." Sein Lächeln war traurig, seine Stimme voll Gram.

"Leb wohl, Luci."

Und dann kam der Schuss.
Und dann kam die Schwärze.
Und dann kam das Nichts.

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***Was haltet ihr vom verrückten Doktor? Denkt ihr Luci stirbt wirklich? Oder wird M sie retten?***

***Wenn euch die Geschichte gefällt, freuen wir uns über Votes und Kommentare!***

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