Augen öffnen

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Nach unserem Gespräch verlies Jonas die Wohnung und ich kurz danach auch.                       Eigentlich war Montag und ich hätte zur Schule gemusst, aber jetzt musste ich auch nicht mehr gehen. Und ich hatte auch gar keine Lust jetzt in die Schule zu gehen.                                     Um ein wenig den Kopf frei zubekommen, lief ich um den Wohnblock, aber es funktionierte nicht wirklich.                                            Weshalb ich einfach in die nächste Bar ging. "Irgendetwas hartes, bitte" sagte ich dem Barkeeper. Mit den Worten "Harte Zeit? " schob er mir ein Glas rüber. "Kann man so sagen" antwortete ich nur und kippte mir, mit dem was auch immer in diesem Glas war, einfach meine Sorgen herunter.

Nach zwei weiteren Gläsern, war ich auch schon ziemlich betrunken. „Haben sie eine Person schon mal mehr als alles andere geliebt und diese dann verloren?" Fragte ich lallend.     Ja, das habe ich, muss nicht jeder mal durch diesen Verlust gehen? „Schon, aber er ist weg und kommt entweder wieder, liebt mich aber nicht mehr oder aber er wird getötet, egal was passiert ich muss mein Leben lang mit diesem Verlust umgehen" „Willst du noch einen?" "Wie kann ich da nein sagen" nach meiner Antwort gab er mir noch ein Glas, dieses hielt ich hoch und sagte: „Auf das ich nie wieder fühlen muss und auf dich, der mir dies ermöglichte" "Cheers!" antwortete er noch und stieß mit seinem Glas an.

Nach ungefähr einer weiteren Stunde sagte ich zu dem Barkeeper, dessen Namen ich immer noch nicht kannte. „Ich muss jetzt nachhause, meine Mutter bringt mich sonst noch um. Warte, nein ich meine natürlich meine Kinder, ich bin ja schon Erwachsen!" und verließ danach die Bar.

Als ich zuhause war wollte ich eigentlich einfach in mein Zimmer und schlafen, aber meine Schwester sah mich.  
„Musst du nicht in der Schule sein?" fragte ich sie. „Es ist schon drei Uhr, sei froh, dass Papa gerade arbeiten ist und Mama bei einer Freundin ist"
„Oh" antwortete ich darauf nur und wollte eigentlich weiter gehen, aber Maja stellte sich mir in den Weg
„Leonie warte, was ist los mit dir. So schlimm war es das letzte mal vor zwei Jahren"                                    Damit meinte sie die Zeit nachdem unser Opa gestorben war und ich kurzzeitig auch bei meiner Oma lebte, ich dachte immer, dass sie die einzigen Personen sind, welche mich nicht als Enttäuschung sahen. Ich liebe die beiden echt, und kam deshalb nicht mit dem Verlust klar, genauso wie jetzt mit Rick. „Was soll ich denn jetzt antworten, es ist nun mal nicht jeder so perfekt wie du!"
„Für mich ist es auch nicht leichter, ich hatte Opa genauso sehr vermisst, Papa ist für mich, wegen der Arbeit, genauso wenig da wie für dich, Mama macht sich wegen deiner dämlichen Aktionen mehr Sorgen um dich, als mir mal zuzuhören, ich könnte sogar eine weltberühmte Ärztin werden und trotzdem würde nur ein knappen *toll*von ihr kommen, weil sie in Gedanken bei dir ist!" Ich hatte die Dinge noch nie so gesehen, und irgendwie tat es mir jetzt auch leid, ich war nie eine wirkliche Schwester für sie.
„Außerdem habe ich doch bei dir gesehen wie schlecht deine Entscheidungen sind. Du warst irgendwann nicht mehr betrunken, weil du Opa so vermisstes, sondern weil du es Gewohnheit tatst. Und du erinnerst dich wahrscheinlich nicht mal mehr daran. Wenn du reden möchtest bin ich doch für dich da" zum ende hin wurde sie immer leiser und ihre Augen wurden glasig.
„Es tut mir leid. Aber das ist ja das Problem. Ich bin deine große Schwester und sollte dir helfen und nicht anders herum" „Man muss sich gegenseitig helfen" antwortete sie und umarmte mich. Auch wenn ich heute alles vergessen wollte, hoffte ich mich noch an diesen Moment zu erinnern, weil sie mir echt die Augen geöffnet hatte.

Leonie und RickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt