Aufbruch

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Schon früh morgens verließen wir Bruchtal.

Wie erwartet hatten wir Gandalf zurück gelassen. Es kam mir immer noch komisch vor, plötzlich hier zu sein.

Eigentlich war es immer mein größter Wunsch gewesen in Mittelerde zu landen, aber jetzt?

Wollte ich wirklich hier sein oder lieber wieder zuhause in meiner kleinen Wohnung auf dem Dachboden, wo es im Sommer zu warm war und man im Herbst den Regen auf den Fensterscheiben prasseln hörte? Ich liebte dieses Geräusch. Es war immer so beruhigend und das Trommeln passte zum Takt der Musik, die ich bei Regen auf meiner Gitarre spielte.

Automatisch griffen meine Finger nach der über meinem Rücken hängenden hölzernen Gitarre. Ich hatte sie mitgenommen. Keine Ahnung wieso, aber vielleicht würde sie etwas bringen. Glück oder Freude.

Jedenfalls war ich immer glücklich, wenn ich spielte. Die Gitarre war mit einem Gurt über meinen Rücken gespannt und ich trug sie leichtfertig, da sie nicht besonders schwer war.

Meine zuhause gebliebene E-Gitarre ist schon deutlich schwerer.

Ich seufzte und schaute blinzelnd in den Himmel.

Meine schulterlangen braunen Locken waren bereits nass und klebten an meiner Haut, jedoch hielt es sie nicht davon ab, wie ein grausamer Urwald zu wuchern.

"Geht deine Gitarre von dem Regen nicht kaputt?", fragte ein klitschnasser Bilbo, der vor mir ging und sich gerade zu mir herumdrehte.

"Eigentlich schon, aber ich kann den Regen nicht wegzaubern", sagte ich und lächelte schief. Hoffentlich blieb meine Gitarre ganz. Wenig später wurden wir von einem Ruck auf den Boden gerissen.

Als ich aufschaute, war Bilbo weg. "Bilbo!", rief ich durch den strömenden Regen. Da sah ich eine kleine Hand, die sich am Rand festklammerte.

Schnell beugte ich mich zu Bilbo hinunter und versuchte ihn hochzuziehen, doch durch den Regen waren meine Hände nass und rutschig, weshalb ich seine Hand nicht zu packen bekam.

Thorin kam und zog Bilbo glücklicherweise hinauf. Dann stand Bilbo, mass und etwas geschockt, vor mir. Ich klopfte ihm auf dies Schulter.

In diesem Moment bebte die Erde erneut. Wir rannten so schnell es ging, doch der Boden auf dem wir waren, brach entzwei. Eine Hälfte von uns stürzte hinab.

Schreie erfüllten die Luft. Es war schon schlimm genug, sowas ansehen zu müssen, obwohl man die Handlung kennt, aber selbst dann dabei sein zu müssen, obwohl man weiß was geschieht, war nochmal was anderes.

Ich war zum Glück dort, wo man nicht eben in die Tiefe gerissen worden war.

Die anderen dachten wahrscheinlich ihre Freunde wären tot, aber ich musste es ihnen zum Glück nicht erklären, denn, als wir kurze Zeit später weitergingen und einmal einen Blick zurückwarfen, sahen wir sie. Sie waren auf der anderen Seite und lebten zum Glück.

Wenig später waren wir alle wieder beisammen. Schnell flüchteten wir in eine kleine Höhle, die Thorin entdeckt hatte.

Ich wusste, was passieren würde, aber ich sagte lieber nichts, weil Thorin mich so schon wenig leiden konnte und ich ihn ebenfalls.

Notfalls würde ich einfach in die Höhle nachkommen, wenn alle anderen weg waren. Es wäre wahrscheinlich am besten, nichts von der Handlung zu verändern, weil es sonst problematisch werden würde.

"Geht schon mal rein. Ich bleibe hier im vorderen Teil", sagte ich und die Zwerge gingen schulterzuckend vor mir rein.

Bilbo ging als Letzter, aber noch vor mir. Dann setzte ich mich auf den Boden und ließ meinen Blick schweifen.

"Romy?" Bilbo setzte sich neben mich.

"Hm?" Ich schaute den kleinen Hobbit lächelnd an.

"Magst du die Zwerge nicht?", fragte Bilbo.

"Doch schon, aber ich kann Thorin nicht wirklich leiden." Die letzten Worte flüsterte ich, da es hier so oder so schon schallte.

Bilbo nickte verständnisvoll. "Wirst du mir irgendwann die Wahrheit erzählen?", fragte er mich.

Verwirrt sah ich ihn an. "Die Wahrheit worüber?Bilbo deutete auf die Gitarre. "Über das Instrument und wie du es geschafft hast, herzukommen. Außerdem möchte ich wissen, woher du manches wusstest."

Ich überlegte und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. "Na gut. Einverstanden. Wie wäre es, wenn wir reden, während die anderen schlafen?"

Bilbo nickte, was ich als einverstanden deutete.

"Du bist anders als die Zwerge", sagte Bilbo.

Ich lachte kurz auf. "Ja, mag sein. Wie bin ich denn?", fragte ich lächelnd.

"Irgendwie sonderbar und geheimnisvoll. Ich weiß nicht wieso, aber du wirkst, als wüsstest du, was passiert. Du tauchst auf und hast die Ruhe selbst. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und für einen Hobbit ist das wirklich viel, aber du scheinst gelassen zu wirken."

Ich lächelte kurz und nahm einen kleinen Kieselstein in dir Hand, den ich ein paarmal auf und ab warf.

"Das gehört zu meinem Geheimnis dazu", antwortete ich lächelnd.

"Aber ich kann es dir gerne erzählen."

Bilbo nickte begeistert. 

»𝐈𝐧𝐭𝐨 𝐓𝐡𝐞 𝐌𝐮𝐬𝐢𝐜« ˡᵉᵍᵒˡᵃˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt