Henry geht in Teddy's Zimmer. Teddy ist nirgendwo zu sehen.
HENRY: (Ruft) Teddy? Wo bist du?
TEDDY: (Gedämpfte Stimme) Ich bin hier.
Henry läuft in das Badezimmer. Teddy sitzt auf dem Boden.
HENRY: Wieso sitzt du auf dem Boden?
TEDDY: Ich stand heute zum ersten Mal auf Beinen seit dem Unfall. Das war ein Wahnsinns-Gefühl.
Henry setzt sich zu ihr. Ich war heute so stolz auf mich, ich mein... Keine Ahnung wie ich auf diese Schnapsidee gekommen bin. Ich musste total dringend auf' s Klo, also dachte ich mir, dass ich das doch alleine schaffen könnte. Deshalb sitze ich jetzt hier in der Dusche, eingepinkelt und in Selbstmitleid badend.
Henry nimmt sie in den Arm.
HENRY: Ich hab meinen Eltern gerade eben gebeichtet, dass ich schwul bin.
TEDDY: Du hast es ihnen gesagt?!
HENRY: Ja, beim Kaffetrinken.
TEDDY: Wie haben sie reagiert?
HENRY: Keine Ahnung. Ich bin sofort abgehauen. Aber ich glaube, dass ich mich ein bisschen ungeschickt ausgedrückt hab.
TEDDY: Wie hast du' s ihnen gesagt?
HENRY: Meine Mutter hat mich gefragt, was denn mit mir los ist. Daraufhin hab ich geantwortet gar nichts. Aber sie haben weitergefragt. Deshalb hab' ich ihnen gesagt, dass sie von mir keine Enkelkinder kriegen werden, zumindest keine leiblichen oder so. Mein Vater hat es am Anfang nicht kapiert, deshalb bin ich aufgestanden und hab ihnen ins Gesicht gesagt. Ich bin schwul.
TEDDY: Ich bin stolz, dass du es endlich geschafft hast es ihnen zu sagen. Wenn es auch etwas seltsam war. Du hast es ihnen gesagt.
HENRY: Du stinkst nach Pisse.
TEDDY: Was stört dich daran?
HENRY: Naja, es riecht halt.
TEDDY: Im Schrank ist noch ein Schlafanzug von mir. Den kannst du holen. Am besten auch noch frische Unterwäsche.
HENRY: Währenddessen musst du aber duschen.
Henry geht aus dem Bad. Er läuft zum Schrank und sucht die Klamotten. Als er sie hat, geht er zurück zu Teddy.
HENRY: Ich leg die Klamotten auf den Stuhl.
Henry läuft rückwärts hinein und legt die Anziehsachen auf den Stuhl. Teddy beginnt alles anzuziehen.
TEDDY: Wehe du drehst dich um.
HENRY: Keine Sorge, das will ich sowieso nicht sehen.
TEDDY: Was willst du wegen Robert machen?
HENRY: Ganz im Ernst. Keine Ahnung. Was ist da mit Lucas?
TEDDY: Nichts. Ich hatte letzte Nacht einen Albtraum und bin schreiend aufgewacht. Lucas war nur auf dem Flur ein bisschen spazieren, weil seine Schmerzmittel für die Schulter nicht richtig gewirkt haben. Deshalb hat er bei mir übernachtet. Ich mein, damit ich keine Albträume hab.
HENRY: Jetzt mal ernsthaft. Ich glaub er steht auf dich.
TEDDY: Woher willst du das wissen?
HENRY: Rein theoretisch bin ich ja jetzt dein schwuler bester Freund. Ich glaub da muss ich so was wissen.
TEDDY: Könnte mir mein schwuler bester Freund dann bitte mal helfen beim Hose anziehen?
HENRY: Beim Hose anziehen? Tut mir Leid, aber ich finde nicht, dass das jetzt nötig ist. Du hast doch keine Beine mehr.
Teddy fängt hysterisch an zu lachen.
Wieso lachst du?
TEDDY: Ich brauch keine Hose, weil ich keine Beine mehr hab. Und du...
Henry fängt auch an zu lachen.
HENRY: Ich bin schwul!
TEDDY: Und Lucas steht auf mich.
HENRY: Oh mein Gott! Wir sind im Krankenhaus und du liegst unter der Dusche, weil du dich eingepinkelt hast.
Beide lachen noch für zwei Minuten.
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Der Unfall
General FictionFür die 15-jährige Theodora "Teddy" West ändert sich schlagartig das Leben, als sie von einem Auto angefahren wird. Um ihr Leben zu retten, mussten ihre Ärzte ihr beide Beine abschneiden. Für Teddy bricht eine Welt zusammen. Doch dann lernt sie Luca...