Teil 6

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Nachdem einige Wochen in Lothlorien vergangen sind, muss die Gemeinschaft weiterreisen. Ihr fühlt euch durch den Aufenthalt im Reich der Elben gestärkt und auf eurer Reise bestätigt. Galadriel hatte euch immer  wieder Mut zugesprochen und so steht ihn nun an einem schönen Morgen an den Ufern des Anduin.
Deine Großmutter bittet euch noch einmal alle zusammenzukommen und so wartet ihr gespannt, was sie euch zu sagen hat. Aber anstatt große Worte zu sprechen, gibt sie jedem von euch ein Geschenk mit auf die Reise.

Galadriel nimmt dich beiseite und meint: „Ich kann dir nicht mehr geben, als du schon hast.“ Dabei deutet sie auf das Schwert deinerMutter und lächelt. „Sie wollte immer, dass du es eines Tages tragen wirst und sie wäre sicher stolz auf dich. Auch ich bin stolz auf dich, mein Kind. Dennoch möchte ich dir das hier geben.
Dieser Ring gehörte einst deiner Mutter. Auch sie hat ihn geschenkt bekommen, wollte ihn aber nicht annehmen. Später bekam ihn deine Tante, aber nun sollst du ihn tragen. Bewahre ihn gut und achte auf ihn. Er wird mit deinem Schicksal eng verwoben sein und eines Tages wirst du verstehen, was genau es damit auf sich hat.“

Wieder einmal hattest du nicht viel verstanden, aber mit einem Lächeln und einer leichten Verbeugung nimmst du das Geschenk deiner Großmutter an und gehst wieder zu den anderen.
Du steckst dir den Ring vorsichtig an den Finger und betrachtest ihn nun genau: Es ist ein feiner, silberner Ring mit einem geschwungenen Blatt in der Mitte. Auf diesem Blatt ist ein grüner Edelstein, genauer ein Smaragd in eben dieser Blattform.
Dieser Ring scheint wertvoll zu sein, und wer auch immer ihn deiner Mutter geschenkt hat, sie muss demjenigen viel bedeutet haben. Aber wer es ist und was das womöglich noch mit deinem Schicksal zu tun haben wird ist unvorstellbar und du möchtest von diesen ganzen Dingen, die auf dich zukommen auch gerade erst mal gar nicht so viel wissen.

Nachdem auch alle anderen Geschenke bekommen haben, erhält ein jeder von euch einen Elbenmantel und zusammen gibt es Lembas für die Weiterreise.

So steigt ihr also in die Boote ein: Aragorn mit Frodo und Sam, Boromir mit Merry und Pippin und du mit Legolas und Gimli.
Ihr fahrt den Anduin hinunter und du bist in Gedanken versunken und bekommst von den Gesprächen zwischen Legolas und Gimli nur Bruchstücke mit, aber das stört dich nicht.
Als ihr die Altvorderen erreicht bist du wieder einmal erstaunt über ihre Größe und musst deinen Bruder anschauen. Er wäre sich gut dazu geeignet, die beiden Königreiche Arnor und Gondor wieder zu vereinen und weise und gerecht über sie zu herrschen. Ach, wenn es doch bald dazu kommen würde, wünschst du dir in Gedanken, auch wenn du weißt, dass dein Bruder noch immer nicht sonderlich begeistert davon ist.

Nach einer Woche auf dem Anduin und selbstverständlich auch Pausen, geht ihr vor den Raurosfällen an Land um eure Reise nun zu Fuß fortzusetzten. Du fühlst dich unwohl und merkst, dass über dem Wald ein Schatten liegt, aber dein Bruder meint, dass es nicht möglich sei, am helllichten Tag unbemerkt von Orks den Fluss zu überqueren.
So gibst du dich geschlagen und wartest ungeduldig auf den Einbruch der Nacht. Aber allzu lange könnt ihr nicht warten, denn schon etwa nach einer Stunde ist der Ringträger verschwunden. Dir ist überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken, dass Frodo nun ganz allein unterwegs ist, bis dein Blick auf Boromirs Sachen fällt. Nicht, dass sie dich stören, aber Boromir ist nicht bei ihnen.
Das bedeutet also: Frodo und Boromir, der, man muss es einfach sagen, dem Ring nicht abgeneigt ist, sind irgendwo in diesem Wald, in dem sich auch noch Orks umhertreiben.
Du rufst den anderen mit lauter Stimme, während du schon halb im Wald verschwunden bist noch zu: „Auf geht’s! Boromir und Frodo sind verschwunden! SUCHT SIE!“

Mehr oder weniger ziellos rennst du in den Wald und suchst nach einem der beiden. „FRODO, BOROMIR WO SEID IHR?“ hörst du immer wieder deine eigenen Worte, aber nie kommt darauf eine Antwort. Du bist schon beinahe am aufgeben da du nach einer Viertelstunde noch immer niemanden gefunden hast, als du eine Gestalt zusammengekauert auf dem Waldboden erkennen kannst.
Du beschleunigst deine Schritte und rennst nun zu der Person am Boden, die sich schon bald als Boromir herausstellt. „Was ist los mit euch, Herr Boromir?“ fragst du ihn, als du bei ihm angekommen bist und dich neben ihn auf die Erde gekniet hast.
Er schluchzt und an seinem Gesicht kannst du erkennen, dass er geweint hat. „Wo ist Frodo, was ist passiert?“ Nun ist deine Frage etwas gezielter und mit Nachdruck.
„Ich … es tut mir so leid was passiert ist, aber ich konnte einfach nicht anders. Der Ring … ich habe versucht ihn Frodo wegzunehmen. Ich wollte es nicht aber es kam einfach so über mich. Was habe ich bloß getan. Die Gemeinschaft wird versagen und alles ist meine Schuld.“
Bei Boromirs letzten Worten brechen schon wieder die Tränen aus ihm hervor aber du legst einen Arm um seine Schulter und fängst an beruhigend auf ihn einzureden. „Es ist nicht eure Schuld. Beruhigt euch. Der Ring hat eine starke Anziehungskraft und es ist keine Schande. Ihr seid stark mein Herr. Und ich glaube nicht, dass die Gemeinschaft deswegen scheitern wird. Wir werden zusammenhalten, egal was auf uns zukommen mag. Wir schaffen es.
Und nun kommt und sitzt nicht hier herum. Steht auf und helft mir bei der Suche.“

Aragorn in Bruchtal / Seine "Schwester" und die große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt