Das Abenteuer beginnt

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Caroline betrachtete gedankenverloren das blauschwarze Meer, dass durch die Sonne in ein funkelndes Rot getaucht wurde. Sie konnte nur an ihre Mutter und ihren kleinen Bruder Sol denken, die sie zurücklassen hatte müssen. Die Sechzehnjährige fühlte sich schwer vor Schuldgefühlen, dass sie ihre eigene Familie einfach im Stich gelassen hatte. Vielleicht würde sie die beiden nie wieder sehen. Carolines Herz wurde schwer, als ihr einfiel, wie sie Sol versprochen hatte, sie würden sich bestimmt wiedersehen. Aber dies hatte sie nur gesagt, damit ihr kleiner Bruder nicht so traurig wäre. Ihre Mutter hatte sich nicht anmerken lassen, dass sie betrübt über den Verlust ihrer eigenen Tochter war, aber Caroline hatte die Träne nicht übersehen, die beim großen Abschied über Mutters Gesicht gelaufen war.

Die Piratin seufzte. Es war schon immer ihr Traum gewesen, einmal das selbe zu werden, was ihr Vater war, es war schon immer ihr sehnlichster Wunsch gewesen. Doch sie hatte von Anfang an gewusst, dass es auch Schmerz bedeuten würde, ebenso wie Gefahr. Sie bereute ihre Entscheidung nicht. Aber sie bereute, dass ihre restliche Familie in Angst um sie war. Sie würde sie sehr vermissen.

"Caro", ermahnte sie sich. "Tu nicht so, als hättest du sie für immer verloren. Du wirst sie bald wiedersehen."

"Na, Caro, wieder in Gedanken versunken?", sagte eine Stimme hinter ihr. Caroline wirbelte herum. Es war ihr Vater, der Captain.

"Ich habe nur an Mama und Sol gedacht", erklärte sie. "Du vermisst sie", stellte Captain Seastone fest. "Das stimmt", gab Caroline zu. "Es wird alles gut werden", versprach ihr Vater und legte seiner Tochter die Hand auf die Schulter. "Wir kehren von dieser Reise wieder zurück, junge Piratin." Caroline lächelte kurz. Dann erhob sie sich und bemerkte, dass Captain Seastone sie alleine gelassen hatte. Das junge Mädchen fuhr sich die vordersten blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah ins Meer, wo sich ihre blauen Augen im Wasser spiegelten.

Plötzlich ging ihr Vater zu ihr, er hatte ihr etwas mitgebracht. Es war ein scharfer Säbel, dessen grausilberne Farbe in der Sonne glänzte. Carolines Augen wurden groß.

"Das ist für dich Caroline Seastone, junge Piratin." 

Über die Lippen der Sechzehnjährigen huschte ein freudiges Lächeln und ihre Augen bekamen ein feuriges Funkeln. "Danke, Vater!", sagte sie und nahm das Säbel ehrfürchtig entgegen. Erst jetzt fiel Caroline auf, dass sie alle anderen Piraten aus Vaters Crew sie anstarrten. Und dann begannen alle wie wild zu klatschen und feierten die neue Piratin.

"Herzlichen Glückwunsch", riefen sie aufgeregt durcheinander. Als sich der Trubel wieder ein bisschen gelegt hatte, erhob Caroline die Stimme. "Danke an euch alle. Ich bin froh und stolz darauf, nun teil dieser Gruppe von abenteuerlichen, starken und mutigen Piraten zu sein. Wir werden das, was wir uns vorgenommen haben, beenden und überleben. Wir überleben das!", wiederholte sie laut. "Wir überleben das!", fielen auch die anderen mit ein.

Dann wurde der Rum und das Wodka ausgeschenkt zur Feier des Tages. Obwohl Caroline nie ein Fan von Alkohol war, trank sie es und tanzte mit den anderen noch am Schiff herum bis spät in die Nacht.

Die meisten Piraten schliefen schon, als Caroline die Mondspiegelung im weiten Meer betrachtete. Sie fand, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie würden den Schatz auf der fernen Insel Occultatum finden und sich durch alle schwierigen und gefährlichen Abenteuer kämpfen, die sie aufhalten wollten. "Wir überleben das", murmelte sie noch ein letztes Mal, bevor sie der Schlaf übermannte.

Auf einer gefährlichen MissionWhere stories live. Discover now