28.Kapitel

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Aufgeregt betrat ich das große Gebäude und musste mich durch die Horde von kleinen Kindern durchdrängeln, die lachend herum rannten und herumschrien. Einige hatten schon ihre Kostüme an, andere waren noch gar nciht umgezogen. Ich kämpfte mir also einen Weg durch die Masse, bis ich vor der Carter stehen blieb. Sie versuchte gerade mit der Hip Hop Trainerin, die kleinen Kinder unter Kontrolle zu bringen.

»Katharina!«

Erschrocken drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Marija kam auf mich zu und umarmte mich enthusiastisch. Warum war sie jetzt schon da? Sie musste doch erst eine Stunde früher da sein. Zwei Stunden vor der Generalprobe sollten die Kleineren und die Solisten da sein, also Marija nicht.

»Komm mit, Ella ist auch schon da. Ich zeig dir, wo du hin musst. Die Carter hat grad sowieso etwas Stress mit den Kleinen«, meinte sie und ich nickte zustimmend. Ich folgte ihr durch die Gänge, bis Marija vor einem Raum stehen blieb und mich angrinste. Ich las das Papier, das daran klebte:

Solisten: Ella, Katharina
Gruppen: Black Swans, Waltz of Flowers

Ich bekam ein Kribbeln im Bauch, als ich meinen Namen las. Ich gehörte auch zu der Gruppe der Black Swans, die auch noch zwei andere Tänze hatte, aber meinen Namen extra aufgelistet zu sehen, war nochmal etwas ganz anderes.

Nervös betrat ich zusammen mit Marija den Raum. Ella begrüßte mich freundlich, wand sich dann aber wieder ihrem Handy zu. Sonst war noch ein anderes Mädchen, das ich nur vom Sehen kannte, im Raum. Sie gehörte wohl zur Gruppe von Waltz of Flowers. Sie nickte mir zur Begrüßung zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf den Dutt, den sie vor dem riesigen Spiegel, der eine ganze Wand einnahm, machte. Ich spürte, wie Vorfreude in mir aufkam, obwohl ich ein leichtes Übelkeitsgefühl vor Aufregung hatte. Ich legte meine Tasche auf einen freien Platz an dem Tisch vor dem Spiegel.

»Ich freue mich schon so, das wird mega«, meinte Marija und setzte sich auf den weißen Tisch.

»Ja, das wird es bestimmt«, antwortete ich lächelnd und auf einmal verdüsterte sich meine Miene. Markus wollte unbedingt auf diese Aufführung gehen, aber das hatte er mir offensichtlich nur vorgespielt. Ich musste nun tatsächlich gegen die Tränen kämpfen. Tage, Wochen hatte ich Markus aus meinen Gedanken gesperrt, wieso musste ich jetzt nur an ihn denken? Malena wusste nicht einmal etwas von dieser Aufführung. Wie wäre es, wenn sie hier wäre? Sie würde Lienchen kennenlernen. Würden sie sich miteinander verstehen? Stopp! Darüber durfte ich nicht weiter nachdenken. Malena wollte nichts mehr mit mir zu tun haben, genauso wie Markus, das musste ich akzeptieren.

»Alles in Ordnung, Katharina?«, fragte Marija besorgt und ich nickte sofort.

»Ich glaube, ich bin einfach nur etwas müde und dann auch noch an den heutigen Tag denken, puh das ist viel. Ich muss jetzt erstmal das Schild vor der Tür abfotografieren, so oft wird mein Name nicht mehr bei Solisten stehen«, meinte ich grinsend und Marija nickte begeistert. Früher hätte ich das heimlich gemacht, wenn gerade niemand zusah, weil mir das unangenehm war. es war jetzt für mich immer noch unangenehm, aber nicht mehr so sehr. Und vor allem behinderte es mich nicht. Diese Erkenntnis brachte meine positive Stimmung zurück.

»Ella, komm mal schnell, ich will euch beide noch auf ein Bild bekommen«, erklärte Marija und ihre Augen leuchteten dabei. Ich mochte sie. Ella folgte uns beiden. Ich machte zuerst nur ein Foto von dem Stück Papier und dann machte Marija erst ein Bild, mit mir vor dem Plakat und dann mit mir und Ella und schließlich Ella alleine. Währenddessen trudelten immer mehr Leute ein, die viel zu pünktlich waren, und ich fühlte mich richtig wohl, während ich mich für den ersten Tanz fertig machte. Im Laufe der Wartezeit, bis wir drankamen, kam die Carter immer mal wieder zu uns und schaute, wie es bei uns lief. Ella und mir hatte sie extra Anweisungen gegeben und mit uns einiges besprochen.

Mehr als nur extrem schüchtern | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt