One-Shots

Never Trust Again

Ein Bergluten One-Shot

Sicht: Tim

"Man, wo sind diese scheiß Papiere.", zische ich und knalle die Schublade meines Schreibtisches zu. Für die Steuererklärung fehlen noch einige Unterlagen, und eigentlich liegen sowohl meine als auch die meines Freundes, Patrick, bei mir. Die letzte Möglichkeit ist sein Schreibtisch. Ich gehe also in sein Arbeitszimmer. Da er aktuell nicht zuhause ist, brauche ich nicht anklopfen. Wie immer, sieht der Raum recht wüst aus, Patrick ist einfach kein ordentlicher Mensch. Auf seinem Schreibtisch sind die Zettel nicht, blieben nur noch die Schubladen. In der Ersten und Zweiten finde ich nichts. "Bitte, sei in der letzten, ich hab kein Bock mehr.", flehe ich. Und tatsächlich. Dort liegt das Dokument. Erleichtert nehme ich es hoch, als mir ein kleiner Umschlag auffällt, auf dem Bilder steht. Verwirrt lege ich den Zettel für die Steuererklärung beiseite und greife nach dem Umschlag. Wahrscheinlich geht es mich nichts an. Patrick und ich sind zwar seit 2 Jahren zusammen, aber trotzdem hat ja jeder auch private Sachen. Meine Neugier ist allerdings so groß, dass ich einen kleinen Blick hineinwerfe. "Was zum...", hauche ich erschrocken und lasse den Umschlag fallen. Völlig perplex setze ich mich auf den Boden. Ich muss mich verguckt haben. Warum sollte Patrick solche Bilder haben? Ich griff erneut nach dem Umschlag und holte die drei kleinen Bilder raus. Doch leider habe ich mich nicht geirrt. Es sind Ultraschallbilder eines ungeborenen Kindes. In der linken Ecke steht ein Datum 03.05.2021. Rechts steht die Schwangerschaftswoche. 23. Ich greife mir an den Kopf. Die Bilder bereiten mir Kopfschmerzen. Wieso hat Patrick sie? Und wieso versteckt er sie vor mir? Das Ganze kann natürlich eine logische Erklärung haben. Vielleicht von einer Freundin oder Cousine. Je länger ich die schwarz-weiß Bilder anschaue, desto mehr Unbehagen ergreift mich. Ich musste ihn damit unbedingt direkt konfrontieren. Ich brauche jetzt Antworten! Ich packe die Bilder zurück in den Umschlag und stecke ihn in meine Jackentasche. Das Dokument, wegen dem ich eigentlich in sein Zimmer gegangen bin, lege ich in meinem Arbeitszimmer auf meinen Tisch. Darum kann ich mich auch später noch kümmern. Anschließend gehe ich in die Küche, um mir einen starken Kaffee zu machen. Er jetzt kommt mir ein ganz anderer Gedanke. Was ist, wenn er mich betrogen hat und diese Frau jetzt schwanger von ihm ist? Nein, das klingt zu absurd, sowas passiert doch nur in Filmen, oder? Meine Hände ballen sich zu Fäusten. "Ganz ruhig bleiben, Tim. Das wird sich alles klären, sobald Patrick nach Hause kommt.", sage ich ruhig zu mir selbst.~~~10 Minuten später höre ich, wie die Tür aufgeht. Meine Nervosität fällt komplett von meinen Schultern und ich warte, bis Patrick kommt. "Hey, Schatz.", sagt er lächelnd und kommt in die Küche. Er gibt mir einen Kuss, den ich unerwidert lasse und ihn kalt anschaue. "Ist was?", fragt er besorgt und ich deute auf den Stuhl gegenüber von mir. "Setz dich bitte, Patrick. Wir müssen reden.", antworte ich monoton und ich sehe, wie er nervös wird. Ich klatsche den Umschlag auf den Tisch und schaue ihm dabei direkt in die Augen. "Möchtest du mir sagen, was das ist?", frage ich. Er beißt sich auf die Lippe und nimmt dann den Brief. Er zieht die Bilder hervor, seine Hände zittern. Er starrt sie einfach nur an. "Von wem sind die und warum hast du die? Antworte mir bitte ehrlich, Patrick.", sage ich, nun etwas wütender. Mit einem wehleidigen Blick schaut er mich an. "Ich...Es...Es war ein...", fängt er an und rauft sich die Haare. "Ich war betrunken, wir haben miteinander geschlafen, nicht verhütet, und jetzt kam sie mit diesen Bildern zu mir, und will natürlich, dass ich sie unterstütze. Man Tim, es tut mir unendlich leid.", gesteht er und fängt leicht an zu weinen. Ich presse meine Lippen fest aufeinander. "Sei ehrlich zu mir. War es nur das eine Mal?", meine Stimme klingt leicht brüchig. Er schaut mich an und ich ahne bereits böses. "Nein.", sagt er leise. Ich atme tief ein und aus. In mir staut sich eine unglaubliche Wut an. "Wie wahrscheinlich ist es, dass du der Vater bist?", frage ich. "99%." Ich schlucke. "Wieso tust du sowas?", hauche ich fassungslos. Er reagiert nicht. "Wieso!", brülle ich und knalle meine Faust auf den Tisch. Verängstigt weicht er ein Stück vom Tisch zurück. "Man Tim...ich...sie..." "Sei still!", fauche ich ihn an. Auch ich habe langsam mit den Tränen zu kämpfen. "Du hast mich belogen und betrogen, Patrick. Du hast mehrmals mit dieser Schlampe geschlafen und jetzt ist sie auch noch schwanger von dir? Ich will keine Entschuldigung und ich will auch nicht, dass du es mir erklärst. Geh einfach.", meine Stimme zittert vor Wut und Traurigkeit. Patrick kommt einen Schritt auf mich zu. "Bitte Tim. Wir können doch reden.", sagt er sanft. Ich schüttle den Kopf. "Geh. Pack deine Sachen und geh! Ich will dich erstmal nicht mehr sehen." "Lass uns das klären." "Da gibt es nichts zu klären.", brülle ich und klatsche ihm ins Gesicht. Schockiert hält er sich seine rote Wange. Tränen steigen erneut in seine Augen und er senkt traurig seinen Kopf. Ebenfalls etwas verwirrt starre ich auf meine Hand. Ich habe Patrick geschlagen. Das wollte ich nicht. Fuck. "Patrick, ich...es tut mir-" "Schon gut. Ich geh ja schon. Ich hab echt kein Bock hier drauf. Ich komme ich ein paar Tagen nochmal vorbei, dann haben wir uns vielleicht beruhigt.", sagt er stumpf und geht ins Schlafzimmer, um seine nötigsten Sachen zu packen. "Bis in ein paar Tage, Tim." Mit diesen Worten verlässt Patrick die Wohnung und hinterlässt eiserne Kälte. Sauer, traurig, zitternd sacke ich auf den Boden. Die Tränen laufen unkontrolliert über mein Gesicht. Meine Emotionen fahren Achterbahn. Wie konnte das passieren? Wieso hat er mich betrogen? Warum hat er es mehrmals getan? Wieso hat er nicht aufgepasst? Liebt er mich nicht mehr? All diese Fragen bereiteten mir Kopfschmerzen, doch Patrick ist bereits weg. Wieso musste ich so unüberlegt reagieren und ihn direkt rausschicken? Ich bin dumm. Dumm. Dumm. Dumm. Sauer knalle ich meine Faust gegen die Wand, doch der Schmerz in meinem Herzen ist größer. So lehne ich an der Wand und starre in die Leere. Dann piept meine Handy. Eine Nachricht von Patrick.
"Pat: Ich hoffe wirklich, dass du dich in zwei Tagen wieder eingekriegt hast. Lass uns in Ruhe drüber reden, ich will echt nicht nochmal streiten. Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, aber du musst dir trotzdem auch meine Seite anhören. Wenn wir auseinander gehen, dann bitte nicht so. Ich werde dann auch mehr meiner Sachen mitnehmen..."Daraufhin schaltete ich einfach mein Handy aus und legte mich ins Bett. Ich musste erstmal schlafen und meine Emotionen in den Griff bekommen.

Die Themen waren: Streit, sauer, Backpfeife/Ohrfeige