Wake Up

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Ein Zomdado-One-Shot

Sicht: Zombey

Eigentlich wollte ich ganz entspannt ein Buch lesen, doch ein Klopfen an der Tür hielt mich davon ab. Herein kam Schwester Sina, zusammen mit einem blondhaarigen Jungen in meinem Alter und einer älteren Frau, wahrscheinlich seine Mutter. Ich lächelte sie freundlich an und nickte zur Begrüßung mit dem Kopf. "So Maurice, dass ist das Zimmer, und neben dir, dass ist Michael. Er ist in deinem Alter du, ihr werdet euch sicher gut verstehen.", sagte sie und kam dann auf mich zu. In ihrer Hand erkannte ich schon die Tabletten. "Wenn ich schonmal hier bin, kannst du auch gleich deine Medikamente nehmen." Sie drückte mir die Pillen in die Hand und schenkte mir ein Glas Wasser ein, dass sie mir anschließend gab. Während ich diese runterschluckte, sprach sie noch mit Maurice und seiner Mutter. Am Abend, als Maurice Mutter das Krankenhaus verließ, hatte ich endlich Zeit mit dem Jungen zu reden. "Du kannst mich übrigens auch Zombey nennen.", meinte ich und lächelte freundlich. "Dann kannst du mich Maudado nennen.", erwiderte er. "Darf ich direkt mal fragen, weshalb du hier bist?", erkundigte mich. Er schüttelte den Kopf. "Okay, kann ich verstehen.", sagte ich mit sanfter Stimme. "Möchtest du irgendwas machen? Ich hab ein Kartenspiel dabei." Erneut schüttelte er den Kopf. "Okay.", sagte ich diesmal etwas trauriger. Vielleicht ist er einfach schüchtern und braucht noch etwas Zeit. Ich beschloss also mein Buch weiterzulesen. Gegen 23 Uhr kam erneut eine Krankenschwester rein. "So Michael, ich werde dir jetzt nochmal das Blutdruckmessgerät umbinden, damit wir das nochmal über Nacht kontrollieren können, ja?" Ich nickte und sie band mir die Lasche um den Arm. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Maudado ihr dabei zusah. "Wir machen das wieder halbstündlich, dass kennst du ja.", erklärte sie mir, und ich nickte erneut. Also wieder nicht ordentlich schlafen, super. Als nächstes ging sie zu Maudado. Sie hängte eine Tropf bei ihm auf und legte einen Zugang. Aus dem Gespräch konnte ich heraus hören, dass er morgen um 11 Uhr operiert werden soll.Als die Schwester das Zimmer verließ sprach er immer noch nicht, sondern nahm sein Handy hervor. Irgendwie war ich ja enttäuscht, dass er nicht mit mir reden wollte. Gegen 1 Uhr bemerkte ich erst, wie spät es eigentlich war, vielleicht sollte ich doch einmal versuchen zu schlafen. Maudado neben mir hatte das tatsächlich schon geschafft. Also legte ich mein Buch beiseite und löschte das Licht. Doch schlafen in einem Krankenhausbett fand ich noch nie einfach. Vor allem das halbstündliche Summen des Geräts und das Zusammenziehen der Lasche um meinen Arm war einfach nervig. Irgendwie hatte ich es dann doch geschafft wegzudösen, als ich jedoch ein Schluchzen vernahm. Ich setzte mich auf und schaltete das kleine Licht an. "Maudado?", fragte ich leise. Verwirrt sah der Junge mich an. Seine Augen waren rot und seine Wangen nass. Ohne weiter nachzudenken stand ich auf und nahm ihn einfach in den Arm. "Willst du mir sagen was los ist?", fragte ich nach ein paar Minuten und er nickte. Ich zog einen Stuhl zu seinem Bett und stützte meine Arme auf seinem Bett ab."Ich werde morgen operiert, sie müssen mir einen Tumor entfernen. Er wurde recht spät entdeckt und die Chancen, dass er noch nicht so weit gestreut hat, ist eher gering. Außerdem hatte ich noch nie eine OP geschweige denn eine Vollnarkose und ich hab echt Angst." Maudado fing wieder an zu weinen. Ich drückte seine Hand und stupste mit meiner anderen leicht sein Kinn an. "Eine Operation ist an sich nichts Schlimmes. Du merkst wirklich gar nichts. Hinterher weißt du nicht einmal mehr richtig, wie du überhaupt eingeschlafen bist. Und die Ärzte hier sind wirklich gut, ich hatte auch vor drei Tagen eine OP.", sagte ich und hoffte ihm so ein wenig seine Unsicherheit nehmen zu können. Er nickte nur leicht. "Und wegen dem Tumor werden wir einfach die Daumen drücken, okay? Das wird!" Er weinte wieder stärker und ich nahm ihn erneut in den Arm. "Danke Zombey. So war noch nie jemand zu mir.", schluchzte er und ich musste leicht lächeln. Es freute mich, dass er meine Anwesenheit genoss und mich anscheinend brauchte. Am nächsten Morgen kam die Schwester mit meinem Frühstück und den Tabletten rein. "Ist es okay, wenn ich esse?", fragte ich Maudado, nachdem sie wieder das Zimmer verlassen hatte. "Klar, alles gut. Ich hab keinen Hunger, dieser Tropf bewirkt wunder.", antwortete er. Während ich am Essen war, unterhielten wir uns über unsere Hobbys. Schnell stellten wir fest, dass wir echt viele Gemeinsamkeiten haben. Gegen 10:30 kam dann erneut eine Schwester rein. "So, Maurice. Die OP findet wie geplant um 11 Uhr statt, und die Sanitäter holen dich gleich ab, um dich ins andere Gebäude zu fahren. Vorher würde ich dich bitten, diesen Saft zu trinken, der beruhigt dich etwas." Er nickte schüchtern, nahm den Saft zu sich und verzog sein Gesicht. Ich lachte. "Schmeckt nicht gut, oder?", meinte ich und er lachte ebenfalls. Ich stand auf und setzte mich wieder neben ihn, diesmal auf das Bett. "Du machst das, ja? Ich werde hier bleiben, dir die Daumen drücken und auf dich warten okay?" Er lächelte schüchtern und nickte. Er lehnte sich an mich und ich lauschte einfach nur seinem Atem. Seine Haare kitzelten meine Haut und ich verspürte ein Kribbeln. Ich streichelte seinen Rücken und er seufzte. "Hoffentlich können sie den Tumor komplett entfernen.", sagte er und ich sah ihn direkt an. "Keine Sorge, die schaffen das bestimmt.", meinte ich und streichelte über seinen Kopf. Er sah mich an und heilige Scheiße ist er süß. Oh oh, Zombey, du bist hier echt gerade auf dem besten Weg dich zu verlieben. "Ich steh mal lieber auf, die kommen sicher gleich.", sagte ich und er quittierte dies mit einem traurigen Blick. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Wir sehen uns ja später wieder.", sagte ich und er wurde rot. Die OP war laut den Ärzten auf 2 Stunden angesetzt, doch mittlerweile waren schon 4 Stunden um. Ich machte mir Sorgen. War was schief gelaufen? Mussten sie ihn verlegen? Warum sagte mir keiner was? Klar, ich gehörte nicht zu seiner Familie, aber trotzdem!5 Stunden später wurde ich immer nervöser. Ich hatte mein Buch weiter gelesen, Fernsehen geguckt und war draußen gewesen. Ich ging aus dem Zimmer und steuerte auf eine der Schwestern zu. "Michael, was kann ich für dich tun?", fragte sie, als sie mich sah. "Was ist mit Maurice?", stellte ich sofort die andere Frage. Sie schüttelte den Kopf. "Dazu darf ich dir nichts sagen.", antwortete sie. Ich seufzte und trottete zurück in mein Zimmer. Dort angekommen saß Maudados Mutter im Zimmer. "Hallo.", sagte ich setzte mich auf mein Bett. Ich wollte sie nicht belästigen, wer weiß was passiert war. "Du bist Michael, oder?", fragte sie und ich nickte. "Sie konnten den Tumor entfernen, aber Maurice wacht nicht auf.", sagte sie schluchzend und mein Herz rutsche in die Tiefe. "Wie, er wacht nicht auf?", fragte ich entsetzt. "Entweder die Narkose war zu stark oder es ist etwas anderes schief gegangen." Ich nickte. "Er liegt seit der Operation auf der Intensivstation und wird beatmet. Mein armer Sohn." Sie fing an zu weinen und auch ich konnte mir eine Träne nicht verdrücken. Ich stand auf und legte meine Hand auf ihre Schuler. "Er wird aufwachen. Ich kenne Maudado erst seit gestern, aber ich glaube er ist ein starker Junge.", sagte ich und sie schaute mich verwundert an. "Du darfst ihn Maudado nennen? Dann musst du ihm echt wichtig sein.", meinte sie. "Möchtest du einmal zu ihm?", fragte sie und ich nickte hastig. Nachdem sie mit den Ärzten geklärt hatte, dass ich zu Maudado durfte, nahm ich noch mein Glückskuscheltier mit. Es begleitete mich überall hin, und auch wenn ich schon 17 bin, ist es mein treuer Begleiter. In dem Zimmer angekommen lag Maudado friedlich in seinem Bett. Ich ging näher an ihn heran und legte mein Kuscheltier in seinen Arm. "Das ist Momo.", sagte ich. "Er hilft dir, dass du wieder aufwachst." Er regte sich nicht. Wie auch. Ich sah ihn an und ich hörte wie die Ärzte hinter mir mit Maudados Mutter redeten. Ich konnte nichts hören, doch es war mir auch egal. Ich starrte den Jungen an, in der Hoffnung er würde aufwachen und mich anmeckern, warum ich ihn denn so anstarren würde. Doch es passierte nichts. Niedergeschlagen ging ich aus dem Raum, ignorierte alle und ging einfach in mein Zimmer.3 Tage später war er immer noch nicht wach. Traurig und völlig fertig packte ich meine Sachen, da ich wieder nach Hause konnte. Trotz dessen, dass ich den Jungen nur knapp zwei Tage kannte, war er mir verdammt wichtig geworden. Ich hatte mich in einen mir fast völlig fremden Jungen verliebt, der vielleicht nie wieder aufwachen wird. Ich tauschte mit Helen, Maudados Mutter, Nummern, sodass sie mich auf dem Laufenden halten konnte. Ich verabschiedete mich noch von Maudado, und verließ dann niedergeschlagen das Krankenhaus.10 Wochen später hatte sich immer noch nichts verändert. Ich hatte jeden zweiten Tag mit Helen telefoniert und mich ansonsten versucht mit der Schule abzulenken und zu lesen. Eine Woche später erreichte ich Helen nicht mehr. Ich fragte mich, ob schlimmeres passiert war, was sie mir noch nicht mitteilen konnte. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich schlurfte zur Tür, öffnete sie und traute meinen Augen kaum. Vor mir stand Maudado. Er hielt mir Momo hin. "Den willst du sicher wieder haben." Er grinste. Ich zog ihn in eine Umarmung und fing an zu weinen. "Wie? Was machst du hier?", fragte ich dann und bat ihn herein.Auf meinem Balkon erklärte Maudado mir, was das Problem war, weshalb er so lange nicht aufgewacht war, und sagte mir, wie er mich gefunden hatte. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht.", sagte ich und nahm seine Hand. "Aber wieso bist du hier? Also, ich freue mich mega darüber, aber was ist der Grund?" "Meine Mutter hat mir erzählt, wie sehr du dich gesorgt hast. Ich fand das ziemlich süß und dachte, dass ich dich einfach überrasche." Warte! Er findet mich süß? Ich wurde rot und auch Maudados Wangen wurden leicht rosa."Es ist so schön, dass wir zwei zusammengefunden haben.", sagte Maudado. Ich lächelte. "Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass ich mehr für dich empfinde, Dado.", gestand ich ihm. Er stand auf und stellte sich vor mich. "Das habe ich dir schon vorher angesehen.", lachte er und ich schaute ihn verwirrt an. "Und ich glaube, ich mag dich auch etwas mehr." Dann küsste er mich. Seine Lippen waren weich. Ich erwiderte sanft den Kuss und zog ihn auf meinen Schoß. In dem Moment vergaßen wir alles um uns herum, und konzentrierten uns ganz auf uns.




Die Themen waren: Krankenhaus, liebe, Glück

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