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Ich stehe auf einer Klippe, neben mir ein armer Tropf der unbedingt sterben will. Eigentlich war seine Zeit noch nicht gekommen, aber wenn er unbedingt will. Ich werde ihn nicht hindern ich werde ihn aber auch nicht stoßen, ich werde seine Entscheidung abwarten. Er sieht mich nicht, dafür habe ich gesorgt. Leider kann ich seine Tränen sehen. Ich mag es nicht, wenn ich die Leute zu früh holen muss. Sie hatten noch etwas von ihrer begrenzten Zeit übrig, aber wer bin ich das ich mir einbilde sie hindern zu können. 

Ich sehe wie er kommt, der Gehilfe des Hohen. Er versucht immer sie zu hindern. Ich kann ihn nicht ausstehen. Er macht diesen bedauernswerten Menschen immer ein schlechtes Gewissen, als ob es das wäre was sie brauchen könnten. Sie bräuchten eine Schulter zum Ausheulen, aber niemandem der einem einredet das es da doch so viele gibt die einen brauchen. Erstens meistens ist das nicht der Fall, zweitens man sollte nicht nur für andere Leben. Außerdem hat er einen starken Gegenspieler. Der Gehilfe des tiefen. Auch er kommt jetzt, ich kann ihn genauso wenig ausstehen. Er redet den Menschen ein das das was sie machen richtig ist, aber am Ende muss ich mich dann um diese Armen Seelen kümmern. 

Weder der Hohe noch der Tiefe kümmern sich um die Toten. Ich habe nie verstanden warum sie sich dann überhaupt einmischen, aber wer weiß in ihren Augen bin ich auch bloß ein Gehilfe. Ich weiß nur nie wem ich helfe. Der Mann steht immer noch an der Klippe. Inzwischen regnet es. Jetzt tut er mir noch mehr leid. Der Hohe redet ihm ein das der Himmel um ihn trauert, er tiefe das es ein Zeichen ist das er das richtige tut. Wieso kommt keiner drauf das es einfach nur regnet. Der Mann ist jetzt vollends verwirrt und verzweifelt. Der Hohe erzählt ständig von seiner Familie und seinen Freunden und der Tiefe erzählt davon das keiner ihn braucht. Wieso sagt keiner das er sowieso sterben wird, er bis dahin aber noch Zeit hat die er nutzen kann? Lass dich von deiner Frau scheiden, nimm das Geld und zieh auf die Malediven. Da wirst du vielleicht von einer Kokosnuss erschlagen, aber du warst glücklich. Ich mag es nicht unglückliche Seelen zu holen. Ich habe mir das Spiel zwischen Hohem und Tiefen jetzt schon so oft angetan ich habe aufgehört zuzuhören. Ich achte nur noch auf ihn. Wir stehen noch ein ganzes Stück im Regen, bis er an die Klippe tritt und fällt. 

Wir drei stehen oben und sehen im nach. Der Tiefe lächelt und der Hohe weint. Dann gehen sie. Nur ich bleibe auf der Klippe zurück sehe auf die von den scharfen Felsen zerrissene Leiche. Seine Seele schwebt über dem Körper. Sie wartet darauf das ich sie abhole. Langsam schwebe ich zu ihm. Seine Seele sieht verängstigt aus. Die meisten Seelen sehen verängstigt aus. Ich habe auch schon welche gesehen die mich angelächelt haben einfach, weil sie ein schönes Leben hatten und es in Ordnung fanden zu sterben. Ich liebe diese Seelen, sie geben mi das Gefühl gebraucht zu werden. „Wer bist du?" Die Seele zittert. Er hat selbst jetzt noch Angst. „Bist du er Teufel? Oder bist du ein Engel?" „Weder noch. Ich bin der Tod. Ich will dich mitnehmen, willst du mitkommen?" „Wohin bringst du mich?" 

Die Frage die so viele stellen, obwohl ich in manchen Nächten hoffe das es offensichtlich ist. „Ich bringe dich ins Reich des Todes." „Gibt es den keine Himmel oder eine Hölle?" „Nein, im Tod sind alle gleich.", antworte ich ehrlich. „Was ist, wenn ich nicht mitwill?" „Dann wirst du auf der Erde bleiben. Du wirst hier nichts tun können, aber du wirst mich rufen können dann komme ich und nehme dich mit. Entweder du bleibst für ewig hier, wovon ich dir abraten möchte oder ich bringe dich in mein Reich." „Wieso würdest du mir abraten?" 

„Ich kenne eine Seele die seit 1300 Jahren auf der Erde weilt. Ich besuche sie ab und zu. Diese Seele ist mit jedem Tag auf der Erde unglücklicher geworden. Die Seele hat gesehen wie sich seine Verwandten blutige Schlachten geliefert haben und wie die ganze Familie der Seele zu Grunde ging. Dann konnte die Seele sehen, wie die Burg der Familie zerstört wurde und jetzt erlebt sie wie niemand mehr ihren Namen kennt. Ewiges Leben ist nicht so toll wie es klingt, wenn dich niemand sieht und du nichts tun kannst." Die Seele des Mannes sieht mich traurig an. „Dann bring mich bitte hin. Ich will nicht weiterzusehen wie hier alles den Bach runtergeht." „Ergreif meine Hand." Vorsichtig und ängstlich greift er nach meiner Hand. Als die Seele mich berührt, treten wir über in mein Reich.

Mein Name ist TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt