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„Schau in Amerika ist gerade Nacht, lass uns dort beginnen." Wir beginnen in Kanada und holen viele Seelen in mein Reich. Immer wieder dieselben Fragen, die ich und sie stellen und immer wieder gleiche antworten. Ich mag Kanada. Die Menschen akzeptieren schneller wie in anderen Ländern. Wir kommen gut voran und sind schon bald in den USA. Ein interessantes Land, mit manchmal sehr komischen Todesursachen, aber wer bin ich mich einzumischen. „Schau mal New York. Großstädte sind immer interessant. Man trifft dort alles nebeneinander. Vor allem New York ist ein Schmelztiegel des Lebens." 

Als erstes treffen wir eine junge Frau. Sie ist während der Geburt ihres ersten Kindes gestorben. Ihre Seele ist bei ihrem Mann, der das Kind im Arm hält. „Wer bist du?" Sie sieht mich ängstlich an. „Ich bin der Tod. Ich möchte dich mitnehmen, möchtest du mitkommen?", frage ich sie. „Wohin bringst du mich?" „Ich bringe dich ins Reich des Todes." Sie sieht verzweifelt zu dem Kind. „Kann ich nicht bei meinem Kind bleiben?" „Doch, aber du kannst nichts für dein Kind tun. Du kannst es nur beobachten." „Gib mir noch etwas Zeit. Ich will es ein paar Tage betrachten." Ihr Blick der so voller Liebe ist, fällt auf den Mann und das Kind. „Die sollst du haben. Denk an mich, wenn du deine Entscheidung getroffen hast. Ich werde kommen und dich mitnehmen."

 Wir verlassen die Frau und gehen weiter zu einem alten Mann. Seine Seele ist bei dem Grab seiner schon verstobenen Frau. „Wer bist du?" Er sieht mich nicht verängstigt an, eher sieht er neugierig aus. „Ich bin der Tod. Ich möchte dich mitnehmen, möchtest du mitkommen?" „Würde ich dort meine Frau wieder sehen?" „Du würdest die Seele deiner Frau sehen, ja.", antworte ich ihm. „Dann komme ich gerne mit." „Dann berühre meine Hand." Die Seele berührt mich und entschwindet in mein Reich. 

Die nächste Seele die wir besuchen ist die eines Mädchens das Vergewaltigt wurde und deren Körper Tod auf der Straße liegt. Die Seele ist tief traurig und wütend. Als sie mich kommen sieht weicht sie verängstigt zurück. „Wer bist du, willst du mir etwas tun." „Nein, ich bin der Tod ich möchte dich mitnehmen, willst du mitkommen?" Sie sieht mich hoffnungsvoll an und kommt ein Stück näher. „Bringst du mich weg von hier?" „Ja ich bringe dich weg." „Dann komm ich mit." „Berühre meine Hand." Die Seele kommt ängstlich näher, dennoch berührt sie mich nach kurzer Zeit und entschwindet von dieser Welt. 

Wir holen noch ein Paar Seelen bevor wir in einer kleinen Mietswohnung einen jungen Mann holen. Seine Seele schwebt über seiner Leiche und der weggetretene Gestalt, einer Frau. „Wer bist du?" Er sieht beunruhigt aus und blickt immer wieder zu der Frau. „Ich bin der Tod. Ich bin gekommen um dich mitzunehmen. Möchtest du mitkommen?" Ich stelle meine Fragen immer wieder. „Was ist mit ihr? Ist sie auch Tod. Ich will sie nicht mit meinen Drogen umgebracht haben." Ich blicke auf sie und versuche ihre Seele zu ertasten. Das ist schwierig, da sie noch nicht Tod ist. Ihre Seele fühlt sich lebendig und aktiv an. „Sie lebt noch. Noch bist nur du den Drogen zum Opfer gefallen. Ihre Zeit ist noch nicht gekommen." „Kannst du dafür sorgen, dass sie nichts mehr nimmt?" Ich schüttle den Kopf. „Nein nur sie selbst kann das entscheiden. Ich bin nur wegen dir hier." „Kann ich noch ein bisschen auf sie aufpassen?" Er sieht mich hoffnungsvoll an. „Ja, aber du kannst nichts für sie tun. Du kannst sie nur beobachten. Wenn du in mein Reich möchtest, denke an mich und ich komme und hole dich." Wir verlassen die Seele und gehen weiter. 

„Wollen viele noch etwas Zeit?" Tim sieht mich nachdenklich an. „Oh ja, aber die meisten wollen nur ein oder zwei Tage. Manchmal sind es sogar nur ein paar Stunden. Seelen die bei einem Autounfall gestorben sind, bei der eine oder mehrere Personen überlebt haben zum Beispiel wollen oft einfach sehen das diese Leute überleben und aus dem Krankenhaus entlassen werden. Ich kannte einen Mann der mit seiner Tochter verunglückt ist. Er ist solang auf der Welt geblieben bis seine Tochter die Reha beendet hatte, dann ist er mit mir gekommen. Es gibt nur wenige die ewig auf der Welt bleiben wollen.", erwidere ich. „Sagen wir ich glaube das ich gestorben bin, kannst du mir dann sagen an was ich gestorben bin?" Ich ziehe eine Augenbaue nach oben. „Weißt du das nicht selbst?" 

„Ich denke es war das Kokain, aber ich bin mir nicht sicher." „Ja es war das Kokain um genau zu sein war es eine Überdosis. Die Drogen der beiden da gerade waren verunreinigt mit giftigen Chemikalien. Du glaubst gar nicht wie grausam Drogen sein können. Organversagen, Psychosen und der ganze Scheiß, aber naja wer bin ich euch zu sagen ob ihr sie zu nehmen habt oder nicht." „Was ist mit dem Hohen und dem Tiefen?" Seine Frage ist eine rage die ich selbst gerne manchmal anders beantworten würde. „Nun der Hohe ist sozusagen für das Glück der Leute in eurer Umgebung zuständig, der Tiefe für das eigene Glück. Wenn die Drogen die Leute in deiner Umgebung glücklich machen, wird dir der Hohe raten sie zu nehmen. Wenn es dich glücklich macht wird der Tiefe raten sie zu nehmen. Umgedreht ist es genauso, aber sie beraten euch nur, die Entscheidung trefft ihr selber." 

„Du meist also das niemand unser Leben bestimmt außer wir?" Ich nicke. „Ja das will ich sagen. Ich will auch sagen das man mit seinen Entscheidungen leben muss. Du hast dich entschieden also ist es deine Verantwortung, wenn die Entscheidung scheiße war." „Wie meinst du das?" „Du hast dich entschieden Drogen zu nehmen. Es war deine Entscheidung, aber mit der Konsequenz deiner Entscheidung kannst du nicht leben. Du kannst nicht akzeptieren das du durch deine Entscheidung gestorben bist. Ich weiß ihr Menschen habt viele Gründe um Drogen zu nehmen und zu trinken, aber du hast sie aus Spaß genommen. Du hast dich gut gefühlt und du hattest Spaß. Jetzt kannst du aber nicht damit leben das dich das ins Grab gebracht hat." Er sieht nachdenklich aus und schweigt während wir die nächsten Seelen besuchen. Die Nacht heute ist kurz. 

Na klar es gibt Krieg, Unruhen, Krankheiten und vieles mehr, aber es könnte schlimmer sein. Als die Menschliche Nacht wieder in Amerika angekommen ist entschwinden wir der Welt in mein Reich. „Wie fandest du es?", frage ich Tim. „Beeindruckend. Ich meine das war alles was die Erde an Leid zu bieten hat in einer Nacht. Ich frage mich wie man bei dem Job nicht depressiv wird." Er grinst dämlich. „Vielleicht habe ich einfach ein anderes Verständnis von Leben wie du." „Gut dann, was bedeutet Leben für den Tod.", fragt er neugierig. 

„Leben bedeutet nicht alles vor dem Tod. Leben bedeutet alles was dich mit Glück erfüllt. Jemand der auf einen Berg steigt und in eine Spalte fällt und dort stirbt, aber beim Aufstieg spaß hatte, hat gelebt. Jemand der beim Lesen eingeschlafen ist und nicht mehr aufgewacht ist und beim Lesen Spaß hatte der hat gelebt. Leben bedeutet also nicht dem Tod ewig auszuweichen, sondern Leben bedeutet glücklich und erfüllt zu sterben.", antworte ich ruhig. Er schweigt ein Stück lang, bevor er wieder spricht. „Weißt du was, ich bin wirklich Tod. Das hier ist das Reich des Todes und ich akzeptiere das ich nie wieder auf der Welt sein werde. Aber ich akzeptiere auch dass das kein schlechter Ort ist. Ich glaube hier kann man Spaß haben. Ich meine hier kann jeder alles machen. Die die einen Garten wollen, können hier einen Garten haben. Die die den ganzen Tag Sport machen wollen können das machen und die, die den ganzen Tag lesen wollen können das auch. Was will man mehr." 

„Es ist schön das du das jetzt akzeptierst. Wenn nur mehr verstehen würden, dass der Tod nichts Schlechtes ist, könnten viele Glücklicher sein." Ich seufze theatralisch und lehne mich zurück. Er sieht nachdenklich nach oben. „Na gut, dann mach mich zu einem deiner Mitarbeiter. Ich kann nicht organisieren und logisch denken tu ich auch nicht. Aber ich will versuchen die Seelen davon zu überzeugen das Tod sein, gar nicht so schlecht ist und vor allem das der Tod nicht das Ende ist, sondern erst der Anfang von etwas neuem." 

Mein Name ist TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt