Teil 2

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Am nächsten Morgen werde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Ich habe eine ungute Ahnung, meine Grübeleien über das Haus haben mich wachgehalten und ich vermute, alles, was ich gestern noch für die Klassenarbeit wiederholt habe, ist irgendwie verloren gegangen. Obwohl Mama und Papa nicht da sind, und ich lieber in meinem gemütlichen Bett bleiben würde schleppe ich mich dennoch heraus. Ist ja wenigstens der letzte Schultag.  Die kalte Luft lässt mich frösteln und ich beeile mich. Ich frühstücke und schaue nach draußen in unseren Garten. Schon gestern kam mir die Stille in unserem Haus komisch vor, und heute ist es nicht anders. Meine Eltern und die kleinen Brüder sind verreist, da die Kleinen im Kindergarten schon früher Ferien hatten und ich bin alleine zu Hause.

Die Küchenuhr tickt leise, und ich fange gerade an, die Stille zu genießen. Beinahe wäre ich eingenickt, doch ein seltsames Geräusch hindert mich am Einschlafen. Mein Blick huscht zur Uhr, und ich stelle fest, dass der Bus in einer viertel Stunde fährt. Ich muss mich beeilen! Also nehme ich mir vor, nach der Schule mal nachzusehen, was das gewesen sein könnte. Ich schnappe mir meinen Schlüssel und meinen Geldbeutel vom Regal im Flur, packe die Sachen in meinen Rucksack ziehe mir meine Jacke an und öffne die Tür. Draußen empfängt mich die kalte Morgenluft, und mein Atem bildet kleine Wölkchen in der Luft. Warum muss es morgens auch immer so kalt sein? Seufzend ziehe ich die Tür hinter mir zu und renne zur Bushaltestelle.

Nach einem langen, ganz normalen Schultag pfeffere ich meinen Rucksack in die Ecke. Heute Morgen war mir noch kalt, doch jetzt ist die Sonne herausgekommen und ich hole mir die Couscous Reste von gestern. Mit knurrendem Magen möchte ich mir eine große Portion in den Mund schieben, als ich wieder dieses komische Geräusch wahrnehme. Ich bin mir sicher, dieses Mal ist es lauter und gruseliger als die letzten Male. Ich fahre herum. Da rauscht ein Luft Stoß durch das geöffnete Fenster, wahrscheinlich habe ich es vergessen zu schließen. Auf einmal ist der Hunger wie weggeblasen, und auch die Erschöpfung lässt nach. Wachsam schließe ich das Fenster und suche das Zimmer nach möglichen Quellen für die Geräusche ab. Ich finde nichts. Nicht bei den elektronischen Geräten, nicht bei irgendwelchen Spielzeugen der Jungs, es gibt hier im Haus keine Geräuschquelle, aus der das Geräusch stammen könnte.

Das alte, verlassene Haus  - KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt