Teil 4

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Also stütze ich mich auf dem alten Treppengeländer ab und humple langsam und vorsichtig die Stufen hoch. Oben angekommen, frage ich in den Flur hinein: "Ich bin jetzt oben. Wohin soll ich jetzt?". Ich warte kurz, doch ich bekomme keine Antwort. Ich erinnere mich an das Krachen, das ich total verdrängt habe. Da habe ich auf einmal Herzrasen. Mein Kopf malt sich die wildesten Fantasien aus, was passiert sein könnte, während ich versucht habe, schnell zu Eleonora zu gelangen. Also öffne ich von den drei Türen die erste und komme in ein großes und eigentlich ganz schön eingerichtetes Kinderzimmer. Es ist der Raum, in welchen ich von meinem Fenster aus sehen kann. Doch es gibt da etwas, dass ich von dort aus nicht erspähen konnte. Mitten im Zimmer führt eine alte Klapp-Leiter hoch an eine Falltür, die wahrscheinlich der Zugang zu einem Dachboden ist. Ich will mich schon umdrehen, als mir auffällt, dass sie vielleicht den Krach ausgelöst haben könnte.

Ich versuche, die Falltür aufzuziehen, wobei wieder mein Fuß streikt. Auf Zehenspitzen geht anscheinend nicht. Also steige ich etwas zögerlich auf die Leiter. Da diese morsch aussieht, ist mir unbehaglich zumute. Ich öffne die Falltür, die sich von der erhöhten Position aus nach kräftigem Ziehen öffnen lässt, so schnell wie möglich. Als sie offen ist, traue ich meinen Augen kaum. Auf dem Dachboden liegt eine Matratze mit einer großen Reisetasche und einem hohen Stapel Briefen. Eine ältere Frau kauert in der Ecke.

Langsam steige ich die Treppe ganz hoch, doch als ich schon die Falltür wieder schließen möchte, ruft die Dame: „Nein, lass die Tür offen!". „Okay", antworte ich, und halte sie weiterhin fest, „aber warum?", hake ich nach. „Ich habe sie aus Versehen zufallen lassen, und dann war ich hier gefangen. Die Falltür lässt sich von innen nicht wieder öffnen.", erklärt sie. „Gut", antworte ich, „aber, warum hast du um Hilfe gerufen?", sprudelt mir eine Frage nach der anderen raus. „Weil ich mit meiner Hüfte nicht mehr runtergekommen bin.", erklärt sie geduldig und deutet auf ihre Hüfte. Mir fällt jetzt erst auf, dass sie sehr verkrampft sitzt und sich auch noch nicht bewegt hat, seitdem ich hier oben bin. Als ich realisiert habe, welche Schmerzen Eleonora gerade haben muss, vergesse ich alle meine Fragen und krame schockiert nach meinem Handy, das eigentlich in meiner Hosentasche sein sollte. Doch ich finde es nicht. Eleonora sagt: "Du musst es gar nicht erst versuchen, hier hat man keinen Empfang.". Ich erwidere: „Mein Handy liegt noch gegenüber, ich kann es holen, und zu Hause ist Empfang." Ich stürme schon wieder die Treppe hinunter, als ich Eleonoras Stimme höre, die fragt: „Aber du kommst doch wieder?". „Ja klar, ich hole nur schnell Hilfe!", erwidere ich. Trotz der Schmerzen im Fuß laufe ich so schnell es geht zu mir nach Hause.

Das alte, verlassene Haus  - KurzgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt