iv.

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„Dieser junge Mann besucht uns ganz schön oft in letzter Zeit." Mama steht im Türrahmen und hat diese Stimme drauf, als wäre sie einem großen Geheimnis auf der Spur.

Ich sitze auf dem Boden, am Bett angelehnt, und scrolle durch mein Handy. „Ja, und? Khat besucht uns auch oft."

Mama macht ein Gesicht. „Ha-ha", sagt sie trocken, als wäre es ein Witz. „Magst du ihn?"

Warum hat sie mich in elf Jahren nie gefragt, ob ich Khat mag? „Klar", sage ich desinteressiert. „Er ist cool."

Mama schweigt eine Weile und beobachtet mich. Sie lässt sich dabei Zeit, sieht aus, als würde sie die Lage gründlich prüfen. Schließlich entspannt sich ihre Haltung und sie atmet tief Luft aus. „Jetzt verstehe ich", seufzt sie leise.

„Achja?" Ich sehe auf und nur für ein paar Sekunden frage ich mich, wie es wäre, wenn sie mich wirklich verstehen würde. Wenn sie-

„Ich war in deinem Alter auch mal in den Freund meiner besten Freundin verknallt. Ich wusste nicht, wie ich es ihr sagen soll, und jedes Mal wenn wir uns getroffen haben-"

„Mama!", unterbreche ich sie. „Ich würde jetzt gerne allein sein, okay?"

Ihr Gesicht wird weich auf so eine ätzende Art, als würde sie genau wissen, was ich fühle. Dabei ist sie davon meilenweit entfernt. Ich weiß, dass ich ihr nicht mal eine Chance gebe, aber es wäre schön, wenn sie nicht immer irgendwelche wilden Mutmaßungen anstellen würde. „Okay. Aber ich bin da, wenn du reden willst, ja?"

Sie lässt mich allein und ich stehe auf, um die Tür zu schließen. Ich seufze lange und tief. Dann greife ich wieder nach meinem Handy und frage Khat und Finn, wann sie kommen.


„Autsch", murmele ich, als Khat sich flach auf mich legt und ihr Kinn auf meinem Hinterkopf abstützt.

„Sorry." Sie verlagert ihr Gewicht ein Stück, aber noch immer werde ich in die Matratze gedrückt, mein Gesicht halb im Kissen. „Hab vergessen, wie empfindlich du bist."

„Und ich hab vergessen, wie schwer du bist!"

Finn hockt im Schneidersitz neben uns auf dem Bett und beobachtet uns wortlos, ein stilles Lächeln auf den Lippen, während ich mich so weit von Khat freikämpfe, dass ich zumindest wieder atmen kann. Ich beschwere mich zwar, aber eigentlich könnte sie mir nicht nah genug sein.

Finn macht irgendeine Playlist am Handy an, das mit meiner Bluetooth-Box verbunden ist. „Ich darf hier nicht rauchen, oder Fia?"

„Du kannst auf den Balkon."

Er beginnt, sich eine Zigarette zu drehen. Khat beginnt über mir, über unseren Deutschlehrer zu lästern. Ich frage mich, was sie machen würden, wenn ich nicht da wäre. Ob Khat dann gerade so auf ihm liegen würde, wie sie jetzt auf mir liegt, bloß nackt und verschwitzt und mit rasendem Herzen.

Als Finn auf den Balkon verschwindet, rutscht Khat von mir und bleibt dicht neben mir liegen, um mich anzusehen. „Ist es okay, dass er da ist?", fragt sie.

„Klar."

„Ich würde euch auch zu mir einladen, aber ... du weißt schon."

„Es macht mir nichts aus. Und Mama ist auch schon besessen von ihm."

Ein Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht. „Echt?"

Ich verdrehe die Augen. „Naja, er ist der erste Kerl, den ich in mein Zimmer lasse. Genug für Mama, ihn schon gedanklich als Schwiegersohn zu betrachten."

Khat muss lachen und auch ich kann es nicht unterdrücken, aber eher, weil es so verdammt absurd ist. Dann wirft sie einen Blick zum Balkonfenster, hinter dem Finn noch immer steht und raucht. Sie sieht wieder mich an. „Und ... wie findest du ihn?"

Khat (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt