Alice - Understanding

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Sie spürte den eiskalten Wind, der durch ihre Haare wehte.
Sie spürte das Vibrieren des Besens unter sich, als sie auf das Tor der Ravenclaw zuschoss, den Quaffel unter den Arm geklemmt.
Sie spürte einen harten Luftzug, als ein Klatscher nur Millimeter an ihrem Gesicht vorbei zischte und für einen kurzen Aussetzer ihres Herzens sorgte.
Sie spürte die Erschöpfung, die das stundenlange Spiel in ihr auslöste.
Sie spürte die Entschlossenheit, als sie sich dem Tor fokussiert näherte.
Sie griff mit ihrer linken Hand nach dem roten Ball und holte aus.
Der Hüter der Ravenclaws starrte auf den Ball.
In seinen Augen blitzte die Entschlossenheit auf, diesen nicht an sich vorbei zu lassen.
Doch seine Aufmerksamkeit wurde auf etwas hinter ihr gelenkt.
Sie widerstand dem Drang sich umzudrehen, sondern schleuderte den Ball auf den Torhüter zu.
Er griff nicht danach, ließ den Ball durch.
Nun drehte auch sie sich um und wurde von dem ihr gebotenen Blick in den Bann gezogen.
Die beiden Sucher der Quidditchteams schossen Seite an Seite auf den Boden zu.
Jeder hatte eine Hand nach dem kleinen goldenen Ball ausgestreckt.
Doch nur Augenblicke später spürte sie Enttäuschung aufflammen.
Die Ravenclawsucherin hatte den Ball gefangen und blickte nun siegessicher über das Feld.
Doch der Stadionsprecher verkündete nicht Ravenclaw, sondern Slytherin den Sieg.
Sie hatte den Treffer erzielt, der das entschied.
Wie betäubt starrte sie nach oben, als sechs grüne Gestalten auf sie zu flogen, sie bejubelten und sie zum Boden geleiteten.
Jeder Slytherin stob auf das Feld um den Triumph auszukosten und auch sie schloss ihre Augen, um diesen besonderen Moment einzufangen.

Alice öffnete ihre Augen, doch statt der jubelnden Menge erblickte sie den grün-silbernen Baldachin ihres Bettes.
Wie oft und gerne sie doch an ihr erstes richtiges Quidditchspiel und ihren ersten Sieg zurückdachte, an dieses Gefühl des Triumphes und des Glückes.
Besonders nach den ewig langen Diskussionen mit dem Teamkapitän Marcus Flint, der sie erst nicht hatte aufnehmen wollen, war sie froh nun endlich Teil des Teams zu sein.
Ihre Bemühungen um einen eigenen Besen waren zum Glück nicht umsonst gewesen.
Auch wenn sie ihren Eltern hatte schwören müssen ihre Noten nicht unter dem neuen Hobby leiden zu lassen, sonst würde ihr das neue Privileg schneller entzogen werden, als sie schauen könne.
„Los, du faule Socke. Wir sind in 20 Minuten mit Blaise verabredet und ich will eigentlich nur ungern zu spät kommen, sonst ist er wieder beleidigt und spricht tagelang nicht mit mir und das halte ich jetzt nicht aus." Daphne hatte sich auf Alice' Beine fallen lassen, was zu einem lauten Aufzischen geführt hatte.
„Wenn du auf meinen Beinen sitzt, kann ich mich nicht bewegen, Daphne. Du hast über die Ferien echt zugenommen."
Beleidigt stand die Angesprochene auf und schlug mit einem Knall ihren Koffer zu, ehe sie aus dem Zimmer stolzierte und auch diese Tür hinter sich laut zufallen ließ.
Alice hob eine Augenbraue und blickte Tracey an: „Was ist denn mit der los?"
„Sie hat endlich realisiert, dass sie bei Zayn keine Chance hat", die Brünette schüttelte den Kopf, „Als ob es jemals auch nur einen Funken Hoffnung gegeben hätte, aber gestern Abend, als du schon im Bett warst, hat er versucht jemand anderen zu küssen."
Sie war bei Traceys Worten aufgestanden, hatte in ihrem Wäschestapel nach einem Paar Socken gesucht und setzte sich nun auf ihr Bett, um diese anzuziehen.
„Und wer war die Glückliche, die sich dieses Leid antun durfte?" Sie schmunzelte ein wenig.
Doch Tracey fand es offenbar nicht lustig: „Es wird dir nicht gefallen, aber er hat versucht deine Schwester zu küssen."
Sie hielt nun in ihrer Bewegung inne: „Zayn Avery hat versucht meine Schwester zu küssen? Der Typ spinnt doch, wenn ich den erwische."
Sie spürte eine unfassbare Wut in sich hochkochen und wollte nun auf die Tür zu stürmen, um dem Jungen ihre Meinung zu geigen, aber ihre Freundin stellte sich ihr in den Weg: „Alice, beruhig dich. Dein Bruder und deine Schwester haben schon dafür gesorgt, dass er sich heute definitiv nirgendwo blicken lässt. Dein Bruder hat ihn nach der Aktion zusammengestaucht und hätte wohl nicht gezögert ihn umzubringen. Außerdem hat Zayn jetzt zwei rote Wange. Sowohl Armenia als auch Henri haben ihn schon eine Ohrfeige verpasst."
Ihre Wut war ein wenig abgeflammt und über die Vorstellung musste sie tatsächlich lachen: „Das kann ich mir wirklich gut vorstellen, aber jetzt ziehe ich mich an. Vielleicht treffe ich Zayn ja doch noch und kann ihm auch eine verpassen."
Nun war Tracey an der Reihe zu lachen und warf ihr einen grünen Schal zu, den sie elegant auffing, und begann ihre restlichen Sachen zusammen zu suchen.

Die Kinder der Rumtreiber - the beginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt