Durch einen Schmerz an der Schulter wurde Bell geweckt.
Sie öffnete ihre Augen und blickte in die ihrer Zimmergenossin Hermine.
„Maybelle, du musst aufstehen. In einer halben Stunde geht die Schule los und die anderen sind alle schon beim Frühstück. Es kommt bestimmt nicht gut an, wenn du dich am ersten Tag schon verspätest."
Die Braunhaarige wartete nicht auf eine Antwort, sondern verließ den Schlafsaal.
Seufzend quälte Bell sich aus ihrem Bett, mehr schlafend als wach taumelte sie zu ihrem Koffer und tauschte ihren Schlafanzug gegen eine etwas zerknitterte Schuluniform.
Auch für ihre Schultasche ließ sie sich keine Zeit: Pergament, eine Feder, ein Tintenfass, ihr Discman, ihre Kopfhörer und natürlich ihr neuestes Reklameheft verschwanden in dem braunen Lederstück.
Im Badezimmer versuchte sie sich ebenfalls zu beeilen, das frühe Aufstehen war eines der wenigen Dinge, die sie auf Hogwarts nicht mochte.
Viele Schüler erledigten, ihre Hausaufgaben bis nach Mitternacht und mussten am nächsten Tag um neun Uhr wieder im Unterricht sitzen.Im Gegensatz zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors war die Große Halle brechend voll.
Sie lief zwischen ihrem eigenen Tisch und dem von Hufflepuff hindurch, während sie Ausschau nach einem freien Platz oder ihren Freunden hielt.
Schon fast am Lehrertisch angekommen, erblickte sie den Hinterkopf eines ihrer besten Freunde: Dean Thomas.
Bell quetschte sich zwischen ihn und ihren anderen besten Freund Seamus Finnigan.
„Morgen", nuschelte sie zur Begrüßung und goss sich eine große Tasse Kaffee ein.
Ihre Müdigkeit schien sich augenblicklich zu verflüchtigen, als das bittersüße Getränk ihre Speiseröhre hinunterlief.
Wohlig stieß sie einen Seufzer aus und schnappte sich ein Toast von Deans Teller, der sein Essen bereits beendet hatte.
Sie spürte seinen belustigten Blick auf sich: „Was?"
Ihr Mund war so voll, dass man sie kaum verstehen konnte.
„Du weißt schon, dass das nicht dein Essen ist, oder?"
Während sie ihn verständnislos anblickte, schluckte sie ihren Bissen herunter: „Du bist doch fertig?"
Er schüttelte nur weiter grinsend seinen Kopf und drückte ihr ein Blatt in die Hand: „Hier ist dein Stundenplan viel Spaß damit."
Ein Schnauben war von der anderen Seite zu hören.
Nun blickte Bell fragend zu Seamus.
„Wir haben fast jedes Fach gemeinsam mit den Slytherins, jeden Tag mindestens zwei Stunden."
Er verdrehte die Augen: „Die müssten doch langsam mal kapiert, dass wir uns mit den Slytherins nicht verstehen."
Sein Blick blieb an seiner Armbanduhr hängen und er stieß Dean über Bell hinüber an: „Dean, wir müssen los. Wahrsagen ist ganz oben im Nordturm. Bell, wir sehen uns nachher in Verwandlung."
Sie winkte den beiden zum Abschied und schlang den Rest ihres Brotes herunter.
Auch der Rest ihres Kaffees verschwand in ihr und sie schnappte sich ihre Tasche, um ebenfalls zu ihrer ersten Stunde zu gehen.Das Klassenzimmer für Arithmantik befand sich im fünften Stock des Westflügels.
Eine Minute vor Unterrichtsbeginn rauschte Bell vollkommen abgehetzt in den Raum.
Die fünf zweier Tische waren im Halbkreis um das Lehrerpult aufgestellt.
Neun Köpfe drehten sich in ihre Richtung und Hermine blickte etwas forschend auf Bells noch verstrubbelten Haare, zum Kämmen hatte sie keine Zeit gehabt.
Neben ihrer Zimmergenossin war kein Platz mehr frei, dort saß bereits ein großer Junge, der seine blonden Haare in einem Man-Bun trug.
Der einzig freie Platz befand sich neben einem breit grinsenden schwarzhäutigen Slytherin, Blaise Zabini.
Das konnte ja lustig werden.
Sie ließ sich auf dem Platz nieder, nur um dann demonstrativ mit ihrem Stuhl ein paar Zentimeter nach links zu rutschen.
Sie wusste zwar, dass er zu den ‚besseren' Slytherins in ihrem Jahrgang gehörte, aber dennoch wollte sie nicht zu viel mit ihm zu tun haben.
Auf der anderen Seite des Jungen kicherten seine zwei Freundinnen, Alice Shafiq und Tracey Davis, vor sich hin.
Bell war sich recht sicher, dass sie ihren Freund auslachten.
Aber ihr fiel auf, dass die vierte im Bunde fehlte.
Daphne Greengrass schien sich nicht für Arithmantik entschieden zu haben.
„Du heißt doch Maybelle Gastrell? Gibt's dazu auch eine kürzere Variante?"
Er grinste schelmisch, während ihre Professorin sich vor die Klasse stellte und ihren Namen anschrieb.
Bell wusste, dass der Junge sie nicht in Ruhe lassen würde und da sie ganz gerne dem Unterricht folgen wollte, antwortete sie ihm: „Meine Freunde nennen mich Bell."
Er nickte: „'Die Schöne', wie passend."
Nun wendete er sich der Tafel zu und sie hatte keine Zeit ihn zu berichtigen, was ihren Spitznamen anbelangte.
Die Übersetzung „die Schöne" gefiel ihr überhaupt nicht, viel zu kitschig.
Sie wollte lieber als Glocke bezeichnet werden.
DU LIEST GERADE
Die Kinder der Rumtreiber - the beginning
FanfictionDer 31.10.1981, ein Tag, an dem vier Freunde auf ewig getrennt wurden. Der erste, tot, er wird nur noch in Gedanken und Erinnerungen existieren. Der zweite, weggesperrt, auf ewig als Unschuldiger in eine Zelle verbannt. Der dritte, untergetaucht...