Kapitel 30

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Jake

Nun ist es raus. Ich habe sie endlich ausgesprochen. Die Worte, die mich seit sechs ganzen Jahren belasten. Dessen Inhalt ich mir selbst nie habe eingestehen wollen.

Eigentlich habe ich geplant, es Cara anders beizubringen, ein bisschen vorsichtiger, ruhiger und in einer anderen Situation. Aber meine Gefühle haben mich überwältigt und für mich gesprochen. Sie hat so traurig ausgesehen, mein persönlicher Schutzengel.
Und dieser Funken Hoffnung in ihren Augen, als sie gesagt hat, dass sie jetzt mich an ihrer Seite hat, hat mir den Rest gegeben. Denn genau das stimmt nicht. Ich bin hier, bei ihr, für den Augenblick. Aber ich kann sie nicht auf Dauer glücklich machen, ich kann sie nicht auf ihren Wegen begleiten.

Ich werde..

..Nicht wissen ob sie erfolgreich und zufrieden oder depressiv und alleine enden wird und nie da sein, wenn sie mich braucht.

..Nicht neben ihr einschlafen und auch nicht neben ihr aufwachen.

..Nicht mit ihr in den Urlaub fahren oder regnerische Tage eingekuschelt im Bett verbringen.

..Sie nicht trösten können, wenn sie traurig ist.

..Mir nie ein eigenes Leben mit ihr aufbauen können, obwohl sie die einzige Person ist, mit der ich mir überhaupt vorstellen kann, mein restlichen Tage zu verbringen.

..Ihre erste Hochzeit nicht miterleben, nicht mit ansehen können wie sie glücklich wird.

Und am meisten traurig macht mich, dass ich nicht derjenige bin den sie einmal heiraten wird.

Eben weil mir nicht mehr viel Zeit bleibt.

Ich hoffe trotzdem für sie, dass sie jemanden findet, der ihr all das geben kann. Der sie glücklich macht und der alles für sie ist.

Cara starrt mich nun schon seit einigen Minuten mit offenem Mund an und sieht so aus, als würde sie denken, ich hätte sie gründlich verarscht.

Aber wie soll sie auch etwas ernst nehmen, was so unglaublich unrealistisch und abwegig klingt? Wie soll sie etwas ernst nehmen, was sie selbst nicht wahrhaben will?

,,W-Was?" ihre spröden Lippen bewegen sich kaum und ich hasse mich dafür, dass ich der Grund bin wieso in wenigen Sekunden wahrscheinlich wieder neue, eisige Tränen die letzten Spuren der bereits getrockneten übermalen werden.

Ich hasse mich dafür, dass ich sie alleine lassen muss.

Vorsichtig öffne ich den Mund, um die vier Worte noch einmal zu wiederholen, aber ich schaffe es nicht. Ich setze öfters zum Sprechen an doch jedes Mal kommt kein einziger Ton heraus. Meine Kehle ist trocken wie ein Reibeisen und das Schlucken tut unheimlich weh. Verzweiflung macht sich in mir breit, da ich es einfach nicht übers Herz bringe weiter zu reden und in mir steigt der Druck. Ich muss es ihr erzählen, meine ganze Geschichte, immerhin hat sie mir auch ihre erzählt. Ich bin es ihr schuldig.

Aber ich weiß nicht ob ich das kann.

Ich habe es vor Marc geleugnet und trotzdem Tage lang wach im Bett gelegen mit der ungeheuren Gewissheit dass er seit Beginn meiner Krankheit informiert gewesen ist.

Und nun sitze ich auf einem fremden Bett, in einem fremden Haus und versuche, eine weitere Person in mein düsteres Geheimnis einzuweihen.

Das wird verdammt schwer werden. So, so schwer...

Cara sieht mich immer noch total geschockt an, während meine Hand auf ihrem Herz liegt, welches inzwischen genau so schnell und hektisch schlägt wie meins. Es hat die selbe Geschwindigkeit, den gleichen Sound.

Stirb Mit MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt