Kapitel 28

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Cara

Jake und ich verbringen die nächsten Wochen nach dem Campingtrip fast ununterbrochen gemeinsam auf der Brücke, am Fluss oder gehen spazieren und sogar zwei Mal zum Einkaufen in die Stadt.

Zum Glück hat unser Gespräch über den Abschlussball, der übrigens heute ist und darüber das wir uns daten nichts verändert. Auch der Streit, der uns sieben Wochen, die wir eigentlich miteinander hätten verbringen können, genommen hat, konnte uns nicht entzweien. Im Gegenteil. Wir sind wie ein eingeschweißtes Team, helfen uns gegenseitig bei Problemen, albern, lachen und reden noch mehr als vorher.

Doch auf meine Frage, wieso Jake so empfindlich auf das Thema Zukunft reagiert, wann immer man ihn darauf anspreche, habe ich bis jetzt noch keine Antwort gefunden.

Dafür läuft in der Schule alles bestens. Marc sitzt seit unserem gemeinsamen Campingtrip auch mit bei Kate, Reece, Cry, Jake und mir am Tisch.

Wir alle sind nun miteinander befreundet und haben uns auch schon das ein oder andere Mal zu sechst getroffen.

Sogar mit Reece kann ich mich mittlerweile unterhalten, ohne nebenbei heimlich einen Bombenanschlag auf ihn zu planen.

Vor zehn Tagen haben wir die letzten Abschlussarbeiten geschrieben- und auch alle bestanden. Gestern ist die Zeugnisübergabe gewesen und morgen fangen die Sommerferien an. Wir alle haben einen festen Job, mit dem wir ab sofort unser Brot finanzieren können. Und Marc wandert in ein paar Monaten aus um in Amerika das Leben zu beginnen, von dem er immer geträumt hat. Wir freuen uns alle wahnsinnig für ihn.

Jeder von uns hat nun eine sichere Zukunft außer Jake. Aber das scheint ihn nicht sonderlich zu stören. Er sagt immer, er mache keine Pläne, weil er von der Zukunft nichts halte und sich lieber auf die Gegenwart konzentriere.

Ich finde das ein bisschen komisch, da jetzt der Ernst des Lebens erst richtig beginnt aber ich will Jake auch nicht reinreden, also akzeptiere ich seine Entscheidung.

Trotz meines festen Ausbildungsplatzes bin ich nicht sonderlich erfreut darüber, dass die Schule nun so abrupt endet. Ich habe nie etwas anderes getan, außer auf einem Stuhl sitzen und zuhören. Ich bin immer mit meinen Freunden zusammen gewesen und nun fühle ich mich als würde mich jemand packen und einfach ins kalte Wasser werfen ohne mich darauf vorzubereiten.

Wie lautet dieser eine treffende Spruch doch gleich? Ich bin achtzehn Jahre alt und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen aber hey, immerhin kann ich eine Gedichtsanalyse schreiben.

Wie wahr! Am liebsten würde ich noch ewig mit meinen Freunden auf diese Schule gehen da gerade einfach alles perfekt läuft. Doch man kann sich manche Sachen eben nicht aussuchen, so sehr man es sich auch wünscht.

Und genau jetzt, in diesem Moment würde ich mir auch gerne etwas wünschen. Nämlich das Jake endlich seinen Hintern zum Ball bewegt, der schon vor über einer Stunde angefangen hat. Ich habe bis vor fünf Minuten gewartet, mich danach aber sauer auf den leeren Pausenhof verzogen, wo es bereits stockdunkel und ein wenig frisch ist.

Mit zittrigen Fingern wähle ich seine Nummer. Bis jetzt ist alles glatt gelaufen, ohne Probleme oder Stress, wir haben uns seit dem Campingtrip zu sechst nicht einmal gestritten und auch sonst keine Meinungsverschiedenheiten gehabt. Wieso also taucht er jetzt nicht auf? Hat er etwa kalte Füße bekommen? Oder ist ihm vielleicht etwas passiert? Eifrig schüttele ich den Kopf, um diesen Gedanken schnellstmöglich aus meinem Gedächtnis zu verbannen, bevor ich noch anfange, mir mehr Sorgen zu machen, als ich es eh schon tue.

,,Ja?" höre ich ein leises Stimmchen am anderen Ende des Hörers und glaube erst, mich verwählt zu haben aber dann räuspert sich die Person mit der ich verbunden bin und fährt fort: ,,Sorry, meine Stimme ist ein wenig angeschlagen."

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