Kapitel 7

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Natashas Sicht:

Schweißgebadet wachte ich auf. Ich hatte mal wieder einen Alptraum. Wie jeden Tag, seitdem Bucky zurück ist. Es ist hart, wenn man versucht beim schlafen an etwas schönes zu denken, aber man das einzig schöne schon lange hinter sich hat.

Als sich mein Pulz etwas beruhigt hatte, stand ich auf und ging ins Bad.  Da ich nicht mehr schlafen konnte oder wollte, entschied ich mich, joggen zu gehen. Ich zog mir Sportsachen an und schlich mich leise durch den Tower. Unten angekommen schnürte ich mir meine Schnürselkel noch einmal ordentlich fest und lief dann los.

Dieser Traum war schrecklich und wäre ich jetzt nicht an die frische Lift gegangen, wäre der Alptraum wahrscheinlich zu einer Panikattacke geworden. Es ist wieder wie damals, als ich zu Shield kam. Ich konnte nicht schlafen, weil ich immer nur an meine Taten denken konnte. Die Alpträume bin ich damals erst nach Jahren losgeworden, als ich schon längst bei den Avengers war. Und jetzt passiert es wieder. Nur mit anderen Träumen. Ich hoffe die Träume verschwinden jetzt schneller.

Nach einer Weile des Laufens, viel mir auf, dass ich nicht mehr alleine war. Jemand folgte mir. Weil ich keine Waffe mithatte und es mir nich immer nicht besonders gut ging entschied ich mich, schneller zu laufen. Ich wollte nicht anhalten und herausfinden, wer oder was mir folgte. Ich machte einen großen Bogen und lief zurück in Richtung Tower. Dann hörte ich, wie plötzlich jemand meinen Namen rief. Aber noch immer wollte ich mich nicht umdrehen. Ich war mittlerweile fast am Tower, da packte mich mein Verfolger am Arm: "Wieso bist du weggelaufen und hast nicht geschaut, wer dich verfolgt?" Fragte mich Bucky. "Es ist nicht wichtig." Ich zog meinen Arm weg und ging die letzten Meter zum Tower. "Hey! Warte! Sag mir, wieso du schon so früh draußen warst." Dann blickte ich auf die Uhr an meinem Handgelenk: 4 Uhr. "Ich konnte nicht schlafen, okay?" Ich wollte ihm nicht sagen, dass der Red Room so schlimm war, dass ich Jahre danach immernoch Panikattacken habe. "Du kannst mit mir reden, okay? Ich bin immer-" "Was soll ich dir sagen?! Dass mein Leben, als du gegangen bist, die reinste Hölle war? Oder, dass ich wegen Madame fucking B Panikattacken habe? Dass ich seitdem du zurück bist, wieder diese schrecklich Erinnerungen habe? Willst du mehr hören? Ich kann dir mehr erzählen!" Ich wollte überhaupt nicht so wütend sein, aber diese Erinnerungen haben mir und meinem Leben einfach nicht gut getan. Ich denke nur noch an den Red Room und mir geht es die ganze Zeit scheiße.

Er war sprachlos. Es tat mir so leid, dass ich ihn angeschrien habe. Ich musste hier jetzt einfach weg. Also ging ich schnell in den Tower und war auf dem Weg zum Trainingsraum. Er folgte mir nicht. Er blieb einfach vor der Glastür am Tower stehen und blickte mir traurig hinterher. Ich hätte ihm das nicht sagen dürfen. Verdammt! Es ist nicht seine Schuld, aber ich habe mich benommen, als wäre es seine. Ich hab mich wie ein Idiot benommen. Aber ich bin kein Mensch, der sich oft und gerne entschuldigt und mir war es unangenehm jetzt noch mit ihm zu reden. Ich gab ihm in dem Gespräch die Schuld und wenn ich jetzt mit 'Es ist nicht deine Schuld' ankommen würde, würde er mir nicht glauben. Ich meine, es stimmt ja, aber Minuten zu vor habe ich ihm noch das Gegenteil gesagt.

Als ich im Trainingsraum angekommen war, ging ich an meinen Schrank und holte meine Boxsachen und meine Waffen raus. Zum Glück ist der Raum schalldicht. Also wird mich niemand hören, wenn ich jetzt meine Wut mit meinen Waffen verschieße. Ich hatte einfach das dringende Bedürfnis, meine aufgestockte Wut rauszulassen.

Buckys Sicht:

Ich war sprachlos. Ich wusste nicht, dass diese Erinnerungen so schrecklich für sie waren. Natalia war schon immer gut darin, sich zu verstellen. Deshalb machte es mir solch ein unwohles Gefühl, als sie so sauer wurde. Ich konnte merken, dass sie sich in diesem Moment nicht verstellte. Sie sagte die Wahrheit.

Natalia lief in den Tower und ich wollte ihr folgen, aber ich konnte nicht. Es war, als hätte ich vergessen wie man läuft. Ich wollte mich entschuldigen, aber auch meine Stimme verzerrte. Ich blieb fast eine Stunde direkt vor der Tür stehen. Ein Blick auf meine Uhr: 5:30 Uhr. Dass heißt, Steve würde gleich kommen und mich vielleicht irgendwie dazu bringen, hier weg zu kommen. Ich wartete noch eine halbe Stunde und dann kam er auch schon. Er betrat den Eingansflur und wollte gerade los joggen, da lief er direkt in mich. Verdutzt blickte er zu mir. "Buck? Wieso bist du schon so früh auf?" "Konnte nicht schlafen."

Ich konnte mich endlich  wieder bewegen. Ich wollte ihm nicht sagen, was zuvor geschehen war, weil er dann wieder versuchen würde, das mit uns zusammen zu klären. Ich liebe seinen Willen Probleme zu lösen, aber das zwischen Natalia und mir war ausschließlich zwischen Natalia und mir. Also sagte ich ihm noch schnell "tschüss" und suchte dann Natalia. Es dauerte nicht lange, da sah ich sie durch die Fenster im Trainingraum. Sie war komplett verschwitzt und schlug heftig auf den Boxsack ein. Sie sah so attraktiv dabei aus. Länger als ich wollte stand ich am Fenster zum Raum und schaute ihr beim Training zu.

Als sie ihre Liegestütze beendet hatte, ging ich endlich zu ihr. Sie bemerkte mich gar nicht, da sie so konzentriert auf ihr Training war. Ich tippte ihr sanft auf die Schulter und durfte es schon Millisekunden danach bereuen. Sie packte meine Hand und schleuderte mich auf den Boden. Jetzt war sie auf mir. "Oh mein Gott, Bucky! Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du es warst." Sagte sie entschuldigend. "Was hättest du denn gemacht, wenn ich Tony wäre?" Lachte ich. Sie findet Tony genauso anstrengend wie ich. Auch sie fing an zu lachen. Dann erhob sie sich und half mir auf.

"E-Es tut mir Leid wegen vorhin, James." Wow. Es muss ihr echt leid tun. Natalia benutzt den Namen 'James' immer nur, wenn sie traurig war oder sich schuldig fühlte. Vorsichtig ging ich näher zu ihr und umarmte sie dann. "Ist das okay?" Sie lehnte sich tief in die Umarmung und nickte. "Ich habe dich so vermisst." Flüsterte ich in ihr Ohr. "Es ist jetzt Jahre her und ich habe schon viel anderes erlebt, aber du bist immer noch das beste in meinem Leben gewesen, James. Das merkte ich schon direkt, nachdem ich meine Erinnerungen wieder bekommen habe." Ihre Worte berührten mich so stark, dass ich es endlich wagte, es ihr zu sagen. "Natalia?" "Hm?" Ich holte einmal tief Luft und löste mich aus der Umarmung. Etwas enttäuscht davon, dass ich sie losgelassen hatte blickte sie zu mir.

"I- Ich liebe dich...ich habe nie aufgehört." Ich merkte, wie mein Herz anfing immer schneller und schneller zu schlagen. Ihre Augen weiteten sich etwas. "W- Was?" Fragte sie geschockt. Ich ging erneut einen Stritt näher zu ihr und nahm ihre Hand. "Ich liebe dich, Natalia."

You were my everything (WinterWidow)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt