Berlin, Deutschland
12. Juni 2021»Was eine Freude dein schönes Gesicht wieder zu erblicken«, klatscht jemand altbekanntes im Rhythmus, der mir hätte verstohlen bleiben können.
»Mhm, die Freude liegt ganz meinerseits, Joshua«, nuschele ich und laufe schnurstracks an ihm vorbei. Was ein toller Start in den Morgen.
Ich war wirklich lange nicht mehr hier. Waren es zwei oder doch drei Jahre?
»756 Tage später kreuzt du hier wieder auf und hast dich kein bisschen verändert. Wie wars so? Mailand, Finnland, Amerika, Australien, Albanien, Russland, Ukraine, Polen und-«, verfolgt er mich weiter.
Ungefähr zweieinhalb Jahre also. Kommt hin.
»Ich war hauptsächlich in Dubai, Ankara und in Frankfurt tätig, die anderen waren nur Kurztrips. Außerdem waren das nicht alle, also wenn du schon zählst, dann richtig«, laufe ich weiter und suche verzweifelt den Raum meiner Chefin.
Wo war dieser beschissene Raum bloß? Wie kann ich das so schnell vergessen?
»Martina erwartet dich und du scherst dich hier sinnlos durch die Gänge. Ist das üblich für euch Langzeit Missionare? Vorhin war es noch-«, rennt der Freak mir immer noch hinterher, doch ich unterbreche ihn.
Ruhig Feride, ganz ruhig.
»Joshua hast du keinen Mario, dem du zufällig Dienst leisten musst, anstatt mich hier zu nerven?« Ein gefälschtes Lächeln schmückt meine dunkelroten Lippen.
»Du warst ja so lange nicht da, da konnte ich einfach nicht widerstehen.«
Nerv nicht, Joshua.
Ich klopfe sachte gegen die Glastür und werde direkt hineingebeten. Bevor ich den Raum jedoch betrete, entschließe ich mich dazu meinen Lieblingsfinger als Antwort für Joshua sprechen zu lassen. Meinen Mittelfinger.
»Komm herein«, ertönt die Stimme meiner Chefin erneut in meinen Ohren. »Ich habe dich schon erwartet.«
Ich schließe die Tür hinter mir, drehe mich in ihre Richtung und runzele perplex meine Stirn. Ein Mann ist hier, sitzt mit dem Rücken zu mir, in einem der zwei bequemen blauen Sessel vor ihrem Pult. Er trägt ein weißes Hemd, das durch seinen breiten Rücken spannt. Dunkelbrauner Hinterkopf. Wenn er stehen würde, wäre er ungefähr 1.90m groß.
Joshua hatte irgendetwas gefaselt über irgendjemanden. Ich habe schon vergessen was, weil ich nicht richtig zugehört habe. Das muss dieser jemand sein.
»Ich glaube ich komme zu einer anderen Zeit wieder. Sie haben Besuch, da möchte ich ungern stören.« Meine Finger umgreifen schon die Türklinke hinter meinem Rücken, doch sie hält mich auf.
»Feride Ateş«, spricht sie meinen Namen mit einem gewissen ruhigen Ton aus. Dieser braune Hinterkopf dreht sich um und entblößt mir sein mysteriöses Gesicht. »Setz dich.«
Seine haselnussbraunen Augen durchbohren mich und widerwillig fährt mir ein eiskalter, unangenehmer Schauer durch meinen Körper. Meine Härchen sträuben sich bei seinem Anblick und alte Erinnerungen und Gefühle quillen hervor.
Die Erinnerung wie er nur da stand. Wie er nichts tat und mich beobachtete wie meine Welt auseinanderbrach. Wie das Blut meines Bruders meine Kleidung durchweichte und den grauen Asphalt rot färbte. Er sah mit zu wie meine Welt regelrecht zersplitterte und dass nur wegen ihm.
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Alev
ActionEine Flamme sollte ersticken bevor sie zum Feuer wird. Feride Ateş. Eine Frau geblendet durch Hass, geleitet durch Wut und gierig nach Rache. Das alles nur durch einen Mann. Admir Ademi. Sie will sein Ende, doch stattdessen muss die junge Agentin m...