Mama

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Schlüsselklapper und die Tür wird aufgeschlossen.

"Mama!", schreit Max und stürmt aus dem Kinderzimmer zu ihr.

"Uff, ich dachte du schläfst schon, kleiner Mann!", sie geht in die Hocke um ihn in ihre Arme zu schließen. Sie geniest diese Umarmung sehr. "Wo ist Papa?"

"H-i-e-r!", er hebt seinen Arm in die Höhe und winkt ihr mit einem Lächeln zu. "Wir sind nicht alleine, guck mal wer hier ist.", und fordert sie mit einer Handbewegung auf, ins Wohnzimmer zu kommen.

Ihr Gesicht erhellt sich und sie nimmt den Briten ganz fest in ihre Arme, dabei gibt sie ihm einen Kuss auf seine Wange. Sie nimmt sein Gesicht in ihre Hände. "Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue dich zu sehen!"

Sie lächelt und dreht sich um. "Natürlich freue ich mich auch dich zu sehen!", und gibt ihrem Mann einen Kuss auf den Mund. "Übrigens, im Flur versteckt sich ein süßer kleiner Mann, der dringend ins Bett gebracht werden will, du bist heute dran!", lächelnd setzt sie sich entspannt aufs Sofa und breitet ihre Arme auf der Lehne aus. "Bis gleich, Papa!"

"Wir haben gerade über dich geredet.", stellt der Brite fest. "Beziehungsweise, über euch beide ähm drei."

"Ach, worum ging es?"

"Eigentlich hat Max das Thema vorgegeben. Max wollte wissen, wie ihr euch kennengelernt habt!"

"Interessant!"

Ihr Blick ging zur Seite und eine endlose Schleife von Bildern erscheint vor ihrem geistigen Auge, sie lächelt breit. "Oh ja, das Kennenlernen war süß. Er war so hilflos an der Theke."

Sie atmete tief ein. "Seine unkomplizierte Art hatte mir sehr gut gefallen!"

"Ok, so hilflos war ich nicht! Ich bring ihn mal ins Bett!", Papa stand auf und ging raus.

Der Brite fragt: "Was passierte damals, als ihr euch gestritten hattet und du aus der Wohnung gerannt bist?"

Sie seufzt laut, richtet ihren Oberkörper auf und überschlägt ihre Beine. Ihr Mund verkrampft sich und sie blickt auf den Boden. Sie richtet ihre Brille und begann zu erzählen:

"Eine Beziehung zu haben, bedeutet sich gegenseitig zu unterstützen, sich gegenseitig aufzubauen, aneinander zu glauben und nicht dessen Problem zu sein! Das hatte ich aber mit ihm. Er hatte sich so verändert - negativ verändert. Der Tag hat 86.400 Sekunden. Wie lange dauert es eine Nachricht zu schreiben? 10 Sekunden oder 5 Sekunden? Noch nicht mal das war ich ihm Wert. Wie konnte ich dann denken, dass er für ein anderes Leben Verantwortung übernehmen kann? Bereit war für ein Kind, was auch bedeutet auf etwas zu verzichten?"

"Ja, ich verstehe dich schon aber es wäre sein Kind gewesen, nicht ein Kind!" stellt der Brite fest.

"Ja, ich verstehe dich, nur es muss von ihm kommen. Ich habe da keinen Einfluss gehabt. Seine Entscheidung, seine Einsicht, sein Handeln!"

Nach kurzer Pause sagt sie: "Dann herrschte erstmal Funkstille. Wenn man nichts mehr zu sagen hat, dann schweigt man eben. Denn keine Nachricht zu bekommen ist auch eine Nachricht. Eine sehr mächtige sogar. Und das tat sehr weh. Ich hatte die ganze Zeit diesen Gehirn-Trojaner im Kopf, der hat mein ganzes Denken, meine Gefühle beeinflusst. Auf Gefühle von ihm zu hoffen ist genauso, als wenn man am Flughafen steht und auf ein Schiff wartet.

Jedenfalls bin ich spazieren gegangen, es war ein schöner Sommertag, ich war im Rosengarten. So komisch wie es klingt, da saß eine Nonne auf der Parkbank. Sie hatte mich angeguckt und hatte mit ihrer Hand neben sich getippt, hatte mich eingeladen dort Platz zu nehmen. Dann sagte sie: "Auch wenn der Kontakt abgebrochen ist, auch wenn du denkst dass er aus deinem Leben verschwunden ist, musst du keine Sorgen haben. Wenn ihr zusammen gehört, könnt ihr euch so oft trennen wie ihr wollt. Gott führt euch immer wieder zusammen. Merk dir das, mein Kind!", dann berührte sie meinen Bauch.

"Die einen sagen, es ist schmerzhaft auf jemanden zu warten. Andere sagen, es ist schmerzhaft jemanden zu vergessen. Aber am schlimmsten ist es, wenn du nicht weißt ob du auf jemanden warten oder ihn vergessen sollst."

Die Tränen liefen über mein Gesicht. Dann wurde mir einiges klar.

Wir sind viel mehr als nur ein Streit. Okay, emotional bin ich einfach die Stärkere. Ich hatte eine Entscheidung getroffen - hatte mich für das Kind entschieden. Auch wenn sich mein Bauch um 180 Grad gedreht hat und das bedeutet das Gewohnte aufzugeben. Wusste ich, es ist Zeit für ein neues Abenteuer.

Der Brite sagt nach einer kurzen Pause: "Uff...! Ja, ich erinnere mich. Ich war an diesem Tag bei ihm, ich hatte nichts von ihm gehört und machte mir Sorgen. Wir hatten lange einfach nur da gesessen und nichts gesagt. Bis ich ihn fragte: "Wie geht es dir? – Ich meine nicht dieses alltägliche –wie geht es dir-, sondern wie es dir wirklich geht und was du denkst. Auch wenn deine Antwort lang sein wird, nehme ich mir die Zeit um dir zuzuhören. Vielleicht bist du so verschlossen, weil du es nicht anders gelernt hast. Aber mir gegenüber kannst du dich gerne öffnen. Ich bin hier und für dich da." Dann brach es aus ihm raus, er erzählte alles – die Schwangerschaft, die nervige Arbeit. Ich werde dir nicht alles erzählen."

Schlussendlich meinte ich: "Wenn du eine Frau kennenlernst und sie dir das Gefühl gibt, dass du dich nicht mehr verstellen musst, dass du ihr blind vertrauen kannst. Dass sie dir ihre Aufmerksamkeit schenkt, ihre Zuneigung, sie immer hinter dir steht an Tagen wo du nicht mehr kannst. Kämpfe um diese Frau, solch eine Frau ist Gold wert. Wenn sie dir dann noch sagt, mir ist es egal ob du viel Geld oder wenig Geld hast. Ich möchte nur deine Aufmerksamkeit, deine Liebe. Dich an meiner Seite haben. Glaub mir Digga, dann hast du die richtige Frau gefunden. Wie viele Wochenenden warst du unterwegs um genau so eine Frau zu finden? Und es ist nichts passiert. Du hast niemanden getroffen. Aber jetzt hast du sie und bei der ersten kleinen Hürde verschränkst du deine Arme und gehst? Nein, du wirst um sie kämpfen wie ein Mann."

"Ich funktioniere nicht wie es andere gerne hätten. Das ist aber auch nichts schlimmes, denn ich bin keine Maschine. Ich bin kein perfekt programmierter Computer, sondern ein Mensch. Es gibt Dinge die kann ich gut und es gibt Dinge die ich weniger gut kann. Wie jeder andere habe ich meine Hochs und meine Tiefs. Ich mache auch Fehler und das zur Genüge. Aber ich lerne aus ihnen. Mal früher, mal später.", antwortete er mir.

"Digga, willst du irgendwann mal da sitzen, Bilder im Kopf haben, die dir zeigen wie es hätte sein können? Einen Menschen zu haben, mit dem man jeden Abend einschläft, ist nicht selbstverständlich. Es ist unbezahlbar! Klar, Sex ist toll. Aber hast du dich schon mal in eine Seele verliebt? Wenn es völlig egal wird ob der Mensch alt wird? Wenn du weißt, nichts kann jemals ändern was du in ihm siehst? Weil die Seele immer dieselbe bleibt?"

"Ja, ich hab es verstanden! Meistens verliebt man sich in den Menschen, bei dem man es nie für möglich gehalten hätte und zwar genau dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Weißt du was? Ich fahre jetzt zu ihr."

"Du solltest dich vorher lieber duschen! Ein Rat von Freund zu Freund! "

Dann klingelte es an der Tür.

MaxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt