4. Chaotischer Erster Schultag

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An jenem Tag brachte Noel mich auf mein Zimmer und legte mir schuldbewusst einen trockenen Pyjama vor meine Tür. Es tat ihm wohl wirklich leid. Nach dem Vorfall hatte Noel nichts seltsames mehr getan. Doch in derselben Nacht träumte ich wieder von dem Mädchen und der Frau, die sich beide, trotz des gewaltigen Altersunterschiedes, so ähnlich sahen.

Ob ich jemals erfahren werde, wer die beiden waren?

,,Aufstehen, Saskia!!!", riefen die beiden Zwillinge synchron, bevor sie sich auf mich warfen. Wie kann man nur am frühen morgen so energiegeladen sein. Stöhnend quälte ich mich aus dem Bett, ehe ich in zwei strahlende Gesichter blickte. War heute irgendetwas?

,,Alex und Alec, hört auf unserer Schwester ärger zu bereiten!", belehrte Samuel die beiden, welcher nun in meiner Tür stand. ,,Wir ägern sie aber nicht", sagte Alex und zog dabei einen Schmollmund. Sein Zwilling stellte sich daraufhin neben ihn mit verschränkten Armen. Na ja, zwei sind besser als einer.

,,Lass gut sein, Samuel." Ich unterbach die drei und winkte mit der Hand. ,,Yay, also ist große Schwester nicht böse auf uns?", fragte Alec, wobei er sich schüchtern hinter seinem Zwilling versteckte. ,,Nein, bin ich nicht!" Anscheinend beruhigte meine Aussage die beiden, da sie so schnell wie sie gekommen waren, auch schon wieder aus dem Zimmer huschten.

,,Du solltest dich dann fertig machen, Saskia", holte mich der Weißhaarige aus meinen Gedanken. Ich hatte ihn schon fast vergessen. Warte mal! Fertig machen?

Verwirrt schaute ich ihn an. ,,Du musst zur Schule gehen", half er mir auf die Sprünge, bevor er mir eine Schuluniform übergab. ,,Oh, okay", murmelte ich verlegen. Verdammt war das peinlich. Natürlich muss ich noch zur Schule gehen. Bei dem was gestern alles passiert war, habe ich die Schule total vergessen.

,,Und du solltest dich beeilen, die anderen sind schon alle weg!" Kaum hatte er dies gesagt, war er auch schon verschwunden.

Seltsamer Typ.

,,Aber jetzt ist keine Zeit, um sich um andere Leute zu kümmern", murmelte ich und begann mit meiner neuen Schuluniform ins Badezimmer zu schlendern. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 07:40 war.

Scheiße, heute ist echt nicht mein Tag.

Hastig befreite ich mich aus meinem Pyjama, um mir die Schuluniform überzuziehen. Danach kämmte ich mir im Eiltempo die Haare durch und band die Schleife auf meinem Oberteil zusammen. Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich mir meine Schultasche schnappte und nach unten eilte.

,,Da bist du ja endlich, Schatz", begrüßte mich Mom und schenkte mir, wie jeden Tag, ihr freundlichstes Lächeln. ,,Hi, Mom", grüßte ich sie knapp und nahm eines ihrer zubereiteten Sandwiches, welche auf dem Küchentisch verteilt lagen.

,,Und was ist mit Mittagessen?", hörte ich Mom noch von weitem rufen, als ich schon aus der Tür ging. Jetzt musste ich mich aber beeilen.

,,Na, auch mal wach, Dummerchen?"

Irritiert drehte ich mich zu besagter Stimme um, als ich keinen anderen als Noel sah. ,,Warum bist du noch hier?", fragte ich, wobei ich ihn von oben bis unten musterte. Offenes Jacket, zerrisene Hose und kaputte Schuhe?

,,Ist das der neue Stil?" Ich scherzte, noch bevor er mir überhaupt auf meine erste Frage antworten konnte.
,,Ich trag' die immer so", war seine knappe Antwort. Aha. Das war also tatsächlich sein Stil. ,,Und ich war so nett und habe auf dich gewartet", fügte er noch hinzu. Wie immer arrogant.

,,Danke, schätze ich mal." Leise murmelte ich die Worte, ehe ich spürte wie Noel mich hinter sich herzog. Auf dem Weg herrschte eine beunruhigende Stille. Weder Noel noch ich sagten etwas. Was sollte ich denn auch sagen?

Todessbiss Am MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt