Darf sie endlich glücklich sein?!

Gespräche

Oliver fährt zu der Adresse, die Franco ihm gegeben hat und schaut geschockt auf das Haus.

'Oh man, das sieht ja schlimm aus. Renovierung von außen nötig' denkt er und klingelt.

Dieses Mal öffnen ihm beide Mädchen und rufen gleich Richtung Küche "Tante Mel, das ist dein Kollege."
Melody ruft von der Küche aus "ja okay, dann lasst Franco ruhig rein, ihr habt ihn schon gestern gesehen."
Oliver tritt vorsichtig ein und sagt leise "sorry, ich bin nicht Franco. Aber Kollege stimmt. Der fürchterliche Notarzt wohl eher."
Melody steht gerade auf der Leiter und dreht eine Glühbirne in die Deckenlampe, erschreckt schaut sie ihn an und fragt misstrauisch "was tust du denn hier und woher kennst du meine Adresse?"
Oliver tritt vorsichtig näher und schaut zu ihr hoch, antwortet dann "Adresse von Franco. Ich wollte nun doch mal sehen wer da hinter der streitlustigen Kontrahentin steckt."
Sie dreht die Lampe rein, befestigt den Lampendeckel, steigt von der Leiter und stellt sie weg.
Mit einer ruhigen Handbewegung bedeutet sie ihm sich zu setzen und erklärt den Mädchen "ihr beide könnt euch schonmal umziehen, Zähne putzen und langsam in eure Zimmer schlafen gehen."
Die beiden Mädchen gehorchen sofort, ohne Widerworte, verabschieden sich aber noch sehr höflich von Oliver und gehen nach oben.

Oliver fällt auf, im Wohnzimmer stehen vereinzelt Umzugskisten und er schaut überrascht.
Er fragt "zieht ihr noch ein?"
Melody schaut ihn einen Moment lang an, überlegt wohl gerade wieviel sie ihm erzählen kann, dann sagt sie leise "wohl eher Auszug."
Oliver schaut erstaunt und fragt "wieso das?"
Melody erklärt "das Jugendamt wird die beiden Mädchen in eine Pflegefamilie geben. Das Haus hier ist kein gutes Umfeld, es muss zuviel gemacht werden und allein schaffe ich das nicht wirklich. Ich hab es versucht, da fängst du an einer Stelle an, bist irgendwann dann fertig und kannst gleich wieder von vorn anfangen. Naja, ganz ungeschickt bin ich handwerklich nicht, aber irgendwann ist halt auch bei mir die Grenze erreicht."
Oliver fragt "wieso dann Pflegefamilie für die Mädchen?"
Melody erklärt nun doch etwas mehr "also, als ich die beiden vor acht Jahren zugesprochen bekam sollte es erstmal nur übergangsweise sein, damit die beiden eine vertraute Person haben. Die beiden haben am Anfang sehr unter dem Verlust meiner Schwester, ihrer Mutter, und ihrem Vater gelitten. Fee war gerade drei Jahre, da ging das alles noch, aber Keela war damals fünf Jahre alt und hat rebelliert. Auf Grund der Probleme am Anfang hab ich eine längere Auszeit nehmen müssen und durfte dann hier einziehen, da sah das hier noch schlimmer aus. Ich bekam dann nach drei Jahren die Chance als Disponentin in einer Wache stundenweise zu arbeiten, das hab ich dann bis zum Wechsel zu euch gemacht. Jetzt fand das Jugendamt eine Pflegefamilie wo beide Mädchen gemeinsam hin können, wo schon zwei ihrer Schulfreundinnen sind. Sie sind über Tag eh dort, wenn ich arbeite und fühlen sich dort wohl. Ich darf sie jederzeit besuchen. Das Haus hier muss weichen, da es damals zu weit rüber gebaut wurde und über die Grundstücksgrenze hinaus geht. Ich hatte Glück und fand eine kleine Wohnung mit Wohnküche und einem zusätzlichen Zimmer, was ich für die Mädchen einrichte, damit sie mich besuchen können. So, jetzt kennst du die gesamte Geschichte."
Oliver merkt so locker, wie sie erzählt hat, nimmt sie es nicht.
In ihren Augen kann er sehen wie sehr sie das alles mitnimmt, sie aber versucht ihre wahren Gefühle zu verbergen.
Vorsichtig fragt er "wann müsst ihr umziehen?"
Melody schaut in ihre Teetasse und sagt "Umzug am Wochenende und Sonntagabend werden die beiden Mädchen dann abgeholt."
Oliver macht einen schwachen Versuch sie aufzumuntern und sagt "und dann gerätst du ausgerechnet in ein Team mit 'nem Idioten wie mir."
Bevor sie etwas sagen kann stürmen die Mädchen nochmal in die Küche, umarmen Melody ganz fest, wünschen auch Oliver höflich eine gute Nacht und verschwinden in ihre Betten.
Oliver hat gesehen wie sich Melody zusammenreißen musste um nicht zu weinen und es versetzt ihm einen Stich.
Vorsichtig fragt er "hast du am Wochenende Hilfe für den Umzug?"
Sie schüttelt den Kopf und sagt nur sehr leise "zu teuer, ich stämm das mit den Mädchen irgendwie allein."
Er schaut fassungslos und erklärt "das packst du nicht. Vorschlag, komm zum Grillfest und ich denk mal, da sind bestimmt ein paar freiwillige Helfer zu finden. Ich würde sogar Franco und Dustin einspannen."
Sie schüttelt den Kopf und erklärt leise "beim Grillfest werd ich wohl fehlen. Die Mädchen sind auf Tagesausflug. Zwei Sachen schaffe ich nicht."
Oliver schimpft leise "du kommst mit zum Grillfest. Ich sammel dich sogar ein und ein Nein wird nicht akzeptiert."
Sie schüttelt den Kopf und Oliver erklärt ihr "wenn es wegen dem Beitrag ist, da brauchst du dir keine Gedanken zu machen, das wurde Teamintern erledigt."
Sie schaut überrascht und setzt an zu schimpfen "ihr habt also einfach mal über meinen Kopf hinweg entschieden?!"
Oliver versucht zu beschwichtigen und erklärt "ja, haben wir, ich würde dir gerne damit beweisen, dass ich nicht das riesen Arschloch bin."
Sie schaut nun völlig überrascht und fragt "wie kommst du jetzt darauf?"
Er grinst frech und sagt "ich hab dir die ersten zwei Tage nicht gerade leicht gemacht und dann hab ich, ohne es zu wollen, das Gespräch zwischen dir und den Mädchen mitbekommen. Das hat meine Meinung zu dir beeinflusst und ich würde gerne nochmal neu starten."
Sie überlegt einen Moment und nickt dann nur.
Er grinst und sagt "mich kannst du als Hilfe für das Wochenende schonmal einplanen und ich denk mal, Dustin und Franco sind auch dabei. Hast du ein Transportmittel?"
Sie nickt nur und sagt "ja, den MTW der Jugendfeuerwehr darf ich mir leihen, das reicht vollkommen. Die Sachen der Mädchen werden direkt zur Pflegefamilie gebracht, aber sie dürfen mir noch bis Sonntagabend helfen."
Er nimmt vorsichtig ihre Hand und fragt leise "ist bestimmt nicht leicht für dich, oder?"
Sie schaut in ihre Teetasse und schüttelt traurig den Kopf.
Er sieht deutlich wie sich ihre grünen Augen mit Tränen füllen, sie diese aber im nächsten Moment runterschluckt, weil die Mädchen wieder in der Küche stehen und leise erklären "wir können nicht schlafen. Tante Melody, was machst du ab Montag ohne uns? Du hast doch nur uns?"
Beide Mädchen haben deutliche Tränenspuren auf den Wangen und Melody muss sich sehr zusammenreißen.
Sie schafft es mit dünner Stimme zu sagen "macht euch um mich keine Sorgen, ich hab ja schließlich einen Job und ein paar Kollegen, ich bin also nicht ganz allein."
Oliver schaut die beiden Mädchen an und sagt "ihr seid echt total lieb. Macht euch Gedanken um eure Tante. Hey, ich kann euch beiden etwas versprechen. Sie hat ein tolles Team mit dem sie zusammenarbeitet und wir lassen sie nicht hängen."
Fee schaut ihm lange in die Augen, kommt dann plötzlich auf seine Seite, klettert frech auf seinen Schoß, schaut ihm wieder sehr intensiv in die Augen und platzt dann plötzlich raus "du kannst ruhig zugeben, dass du unsere Tante magst, ich seh das. Aber wenn du unserer Tante weh tust verhauen wir dich beide."
Oliver wird leicht rot und Melody tadelt Fee leise "Fee, was hab ich euch zum Thema Drohungen gesagt?! Davon mal abgesehen, Oliver und ich sind nur Kollegen und konnten uns bis jetzt nicht wirklich leiden."
Oliver schluckt und sagt sehr leise "du liegst etwas falsch. Ja, am Anfang konnte ich dich wirklich nicht leiden, aber das hat sich geändert."
Sie schaut ihn einen Moment seltsam an und erklärt dann "ich würde gerne die beiden Mäuse ins Bett packen und dann selbst dahin verschwinden. Wir können gern morgen nochmal reden, in der Wache. Okay?"
Er nickt und verabschiedet sich von den drei Frauen.

Melody bringt die Mädchen ins Bett und geht in ihr Schlafzimmer.

'Was war da eben mit Oliver los? Der wurde ja rot' denkt sie noch und schläft ein.

Oliver fährt heim und ihm wird langsam klar, er hat Gefühle für Melody entwickelt.

'Oh man, sie ist ein so herzensgutes Wesen, einfach toll und ich fühl mich zu ihr hingezogen, das ist mir heute so richtig bewusst geworden' denkt er, geht ins Bett, denkt an sie und schläft ein.